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Literatur-Nobelpreis
Swetlana Alexijewitsch: "Fantastisch!"

Swetlana Alexijewitsch erhält in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur. Das hat die Schwedische Akademie mitgeteilt. Die 67-jährige Weißrussin zeichne sich durch ein vielstimmiges Werk aus, das dem Leiden und dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal setze, so die Jury. Vor zwei Jahren wurde sie schon mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.

08.10.2015
    Swetlana ALEXIJEWITSCH, Weissrussland, Schriftstellerin, Preistraegerin Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2013, Gestik, Geste, am 11.10.2013.
    Swetlana Alexijewitsch erhält den diesjährigen Nobelpreis für Literatur (dpa / picture-alliance / Anke Waelischmiller)
    Alexijewitsch lässt in ihren Werken die Menschen der zerfallenen Sowjetunion zu Wort kommen. In "Secondhand-Zeit" von 2013 sammelte die gelernte Journalistin zahlreiche Stimmen über die Erfahrungen mit dem Kommunismus in der Sowjetunion. Für "Zinkjungen" von 1989 sprach sie mit Veteranen des sowjetischen Afghanistan-Feldzugs und mit Müttern gefallener Soldaten.
    Neue Literaturgattung geschaffen
    In ihrer Heimat Weißrussland sind die Bücher verboten. Alexijewitsch lebte als Oppositionelle lange Zeit im Ausland, kehrte 2011 aber nach Minsk zurück. Die Quelle ihres Schaffens sei das Gespräch mit den Menschen - das gehe am besten in Weißrussland und in ihrer Sprache, sagte sie einmal.
    Als die Nobelpreis-Jury die Neuigkeit am Telefon überbrachte, reagierte sie laut Danius von der Schwedischen Akadamie mit dem Wort "fantastisch". Ihr frühere Verleger in Deutschland, Michael Krüger, lobte Alexijewitsch als eine kämpferische Person. Der Ex-Chef des Hanser-Verlages sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Sie hat eine ganz eigene Form von Dokumentarliteratur geschaffen, indem sie die Leute befragt hat nach ihren Lebensumständen."
    Alexijewitsch war Favoritin
    In diesem Jahr waren laut Nobeljuror Peter Englund knapp 200 Autoren für den weltweit wichtigsten Literaturpreis nominiert, 36 von ihnen zum ersten Mal. Alexijewitsch galt vielen Verlegern und Kritikern als Favoritin. Im Gespräch waren auch der Japaner Haruki Murakami, der Kenianer Ngugi wa Thiong'o sowie Philip Roth und Joyce Carol Oates aus den USA. Nach Deutschland ging der Preis zuletzt 2009, als die Schriftstellerin Herta Müller geehrt wurde.
    Die Auszeichnung ist mit umgerechnet rund 850.000 Euro dotiert und wird am 10. Dezember in Stockholm verliehen. Im vergangenen Jahr hatte der französische Autor Patrick Modiano den Literatur-Nobelpreis erhalten. Auf den Literaturnobelpreis folgt am Freitag die Bekanntgabe des Friedensnobelpreises, am Montag wird der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben.
    (at/tzi)