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Literaturnobelpreis für Ishiguro
"Romane von starker emotionaler Kraft"

Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Romanvorlage für den Film "Was vom Tage übrigblieb": Der britisch-japanische Schriftsteller Kazuo Ishiguro erhält in diesem Jahr den Literaturnobelpreis. Ishiguro verfasse Romane von starker emotionaler Kraft, so die Jury.

05.10.2017
    Der aus Japan stammende britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro
    Der aus Japan stammende britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro (AP Photo/Evan Agostini)
    In der Begründung der Akademie heißt es, Ishiguro lege in seinen Werken den Abgrund unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt bloß. Er beschäftigt sich vor allem mit den Themen Erinnerung, Zeit und Selbstbetrug. Ishiguro wurde in Japan geboren. Im Alter von fünf Jahren zog er mit seiner Familie nach Großbritannien. Heute lebt Ishiguro mit Frau und Tochter in London.
    Ishiguro sagte der BBC, die Auszeichnung sei eine große Ehre. Sie bedeute, dass er in die Fußstapfen der größten Autoren trete, die je gelebt hätten.
    Bücher dienten als Filmvorlage
    Der 62-Jährige hat bisher acht Bücher verfasst, die zum Teil auch verfilmt wurden. Seine beiden ersten Romane - "Damals in Nagasaki" (1982/dt. 1984) und "Der Maler der fließenden Welt" (1986/dt.1988) - spielen in seiner Geburtsstadt Nagasaki kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinen bekanntesten Werken gehört "Was vom Tage übrigblieb", für das er den Man Brooker Prize bekam. Das Buch wurde später mit Anthony Hopkins als Darsteller verfilmt.
    Die Entscheidung für Ishiguro kommt überraschend. Als Favoriten galten der Kenianer Ngugi Wa Thiong'o, der Japaner Haruki Murakami, die Kanadierin Margaret Atwood und der koreanische Dichter und Schriftsteller Ko Un.
    Die Jury aus Schriftstellern, Historikern, Literatur- und Sprachwissenschaftlern wählt den Preisträger aus fünf Kandidaten auf einer Shortlist aus. Der Nobelpreis ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940 000 Euro) dotiert. Die Verleihung findet am 10. Dezember statt, dem Todestag Alfred Nobels.
    Die Jury-Chefin Sara Danius erklärte, Ishiguro sei "eine Kreuzung aus Jane Austen und Franz Kafka", ein sehr authentischer Schriftsteller, der seine eigene Ästhetik entwickelt habe.
    Die Buchkritikerin Elke Heidenreich sprach von einer fabelhaften Entscheidung. Ihm sei es gelungen, Japan und Europa in seinen Geschichten zusammenzufügen, sagte sie."Seine Literatur verbindet, sanft und leise."
    Eklat um Dylan
    Im vergangenen Jahr hatte der Musiker Bob Dylan für seine Songtexte die Auszeichnung bekommen. Dylan meldete sich aber tagelang nicht zu Wort und kam schließlich nicht zur Verleihung im Dezember. Stattdessen holte er den Preis erst im Frühjahr ab.
    (fwa/tep)