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US-Umweltpolitik
Wissenschaftler wollen Klimadaten retten

US-Präsident Donald Trump will geltende Umweltgesetze in den USA zurückdrehen und das möglichst schnell. Eine Professorin von der University of Pennsylvania und ihr Team haben nun einen Wettlauf gegen die Zeit gestartet und versuchen mit einer Guerilla-Taktik möglichst viele Umwelt-Daten von Regierungsservern zu sichern.

Von Martina Buttler | 21.12.2017
    Ein Hubschrauber fliegt über eine besiedelte Landschaft.
    Trotz erkennbarer Folgen der Erderwärmung leugnet US-Präsident Donald Trump den Klimawandel (AP)
    Für Bethany Wiggin hat dieses Jahr als Wettlauf begonnen. Ein Wettlauf mit der Zeit. Die Professorin von der University of Pennsylvania hat gleich nach Trumps Wahl angefangen, ein Projekt zu koordinieren, das so viele Daten zum Klimawandel wie möglich von Regierungsservern sichern will, damit sie nicht verschwinden. 2017 war für die Klimaforscher in den USA ein heftiges Jahr, erzählt Professor Bethany Wiggin:
    "Jede Woche fühlt sich wie ein ganzes Jahr an. Jede Woche eine weitere Neuigkeit über Projekte, die gekappt werden, Budgetkürzungen, die drohen. Es war ein langes Jahr."
    Die schlanke Frau mit den langen, blonden Haaren hat Wissenschaftler, Tech-Experten, Archivare und Rechtsanwälte zusammengebracht. Im Guerilla-Stil werden Daten quer durch die USA gespeichert. Trump und sein Team versuchen die Umweltgesetze in den USA zurückzudrehen. Die Wissenschaftler versuchen, dem entgegenzusetzen, was in ihrer Macht steht. Und die Wirklichkeit des Klimawandels war besonders in diesem Jahr für jeden sichtbar, so Wiggin:
    Deutliche Zeichen des Klimawandels
    "Wir hatten eine katastrophale Hurricane-Saison. Ein Sturm nach dem anderen. Die Menschen wissen, dass extreme Wetterevents mit dem Klimawandel zusammenhängen. Houston überflutet. Tausende Menschen in Puerto Rico, noch Wochen später ohne Wasser und Strom. Da kann man nicht bestreiten, dass dies reale Probleme sind, die das Leben der Menschen jetzt betreffen."
    Die Daten-Sicherung ist wichtig, erklärt Wiggin. Die Auswirkungen der Trump-Regierung kann man schon ganz konkret sehen, so die Professorin:
    "Es gibt Daten, die verschwunden sind. Wenn man sich die Veränderungen auf den Webseiten anschaut, beispielsweise bei der Umweltbehörde EPA, ist das bedeutsam. Hier wird eine andere Sprache verwendet, wenn’s um Klimawandel geht. Aber es wurde viel darüber berichtet und viele Menschen bemerken das jetzt."
    Es gibt in Trumps Welt Sprachregelungen: Mitarbeitern der EPA wurde nahegelegt, nicht von Klimawandel, sondern von Wetterextremen zu sprechen. Bethany Wiggin schlägt nur die Hände über dem Kopf zusammen über Trumps Ankündigung, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Nationale Monumente, Naturschutzgebiete lässt Trump beschneiden, will den Weg dort freimachen zum Rohstoffabbau.
    Bethany Wiggin sieht bei allen Alarmzeichen aber auch, was dieses Jahr bewegt hat. Was in Bewegung kommt in ihrem Umfeld an der University of Pennsylvania:
    "Zum ersten Mal in 50 Jahren planen wir eine Woche Teach-Ins, um zu sagen: Deshalb ist faktenbasierte Wissenschaft wichtig, weil Impfungen Leben retten, weil Klimawandel und Rassismus real sind."
    Hoffnungsschimmer
    Und es gibt Hoffnungsschimmer: Zahlreiche Städte und Unternehmen haben angekündigt, mit dem Klimaschutz und den Zielen des Pariser Abkommens weiterzumachen. Sie sind längst unterwegs und nicht mehr aufzuhalten - ganz gleich, was Trump entscheidet. Nach diesem Jahr geht für Bethany Wiggin der Kampf für Klimaschutz und gegen die Agenda der Trump-Regierung weiter. Sie will die Menschen aufrütteln, die Wissenschaft verteidigen. Den Wettlauf gewinnen.