Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Lloyd-Werften
Milliardenaufträge aus China

Die Kreuzfahrtreedereien des chinesischen Genting-Konzerns haben ein Problem: Sie brauchen dringend neue Schiffe. Der Konzern hat deswegen drei Werften in Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Die neuen Aufträge für Kreuzfahrtschiffe und Luxusjachten lassen die Mitarbeiter auf bessere Zeiten hoffen.

Von Silke Hasselmann | 10.05.2016
    Dunkle Wolken ziehen am 09.06.2015 über die Schiffbauhalle der Nordic Yards Werft in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern), vor der zwei eisbrechende Rettungs- und Bergungsschiffe in Ausrüstungskai liegen.
    An den Standorten des Lloyd-Werftenverbunds sollen in den nächsten zehn Jahren jährlich bis zu drei Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. (dpa/picture alliance/Jens Büttner)
    Bis vor kurzem prangte an den Werfthallen in Wismar, Rostock-Warnemünde und Stralsund noch die Aufschrift "Nordic Yards". Doch am 26. April sind sie ins Eigentum des Mischkonzerns Genting Hong Kong übergegangen und bilden seitdem mit Bremerhaven die Lloyd Werften Gruppe.
    Dass Genting-Vorstandschef Tan Sri Lim nun persönlich nach Wismar kam, um die ersten Verträge für den Bau von Schiffen zu unterzeichnen, zeigt: die Asiaten haben mit ihren neuen Ostseestandorten viel vor und sie drücken aufs Tempo. Denn zu Genting gehören drei Kreuzfahrt-Reedereien, unter anderem die US-amerikanische Luxuslinie "Crystal Cruises" sowie der größte asiatische Luxusanbieter "Dream Cruises". Für die Konzernstrategie überaus wichtig: Seit Jahren schon wächst die Nachfrage nach Kreuzfahrten.
    Kreuzfahrtreedereien wollen Flotte erweitern
    "Der Markt ist noch immer nicht gesättigt. Das gilt speziell für Asien, insbesondere für China. Es gibt also noch immer viel Wachstumspotential, obwohl das Wirtschaftswachstum dort nachlässt. Wobei es in China immer noch hoch ist. Menschen bevorzugen die Kreuzfahrt für ihre Urlaubsgestaltung wegen des Komforts und weil sie etwas Werthaltiges für ihr Geld bekommen."
    Die Kreuzfahrtreedereien des Genting-Konzerns wollen ihre Flotte jedenfalls erweitern. Das Problem: die Werften kommen mit dem Bau neuer Schiffe nicht mehr hinterher. Also entschieden sich die Asiaten, sich eigene Werften zu besorgen. Da kamen ihnen die drei Nordic-Yards-Werften in Mecklenburg-Vorpommern gerade recht, die seit der Wende für ca. 1 Mrd. Euro modernisiert worden sind, nun aber notleidend waren.
    Genting lobt unter anderem die modernisierten überdachten Trockendocks in Wismar und Warnemünde und die Schiffshebebühne für Stapelläufe von Megajachten in Stralsund. Ein besonderes Plus zudem, dass man allein an diesen drei Standorten bis zu 150.000 Tonnen Stahl im Jahr verarbeiten und folglich auch so große Schiffe bauen könne, wie sie derzeit weltweit besonders gefragt sind.
    Große Schiffsprojekte bereits in Planung
    Heute nun wurden in Wismar Aufträge im Gegenwert von 3,5 Mrd. US-Dollar unterschrieben. Es geht um die ersten zehn Schiffslieferungen. So erwarten die Asiaten schon ab dem nächsten Jahr die ersten Flusskreuzfahrtschiffe. 2018 soll die längste Jacht der Welt vom Stapel laufen. Die "Crystal Endeavour" wird 183 Meter lang werden und bis zu 200 Passagiere in die Arktis bzw. Antarktis bringen können. 2019 soll der erste von drei Ozeanriesen fertig sein - jeweils 340 Meter lang und knapp 50 Meter breit.
    Gut so, freut sich auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD), der der Vertragsunterzeichnung beiwohnte.
    "Die früheren Besitzerwechsel waren alle mit der Hoffnung verbunden, dass es uns gemeinsam gelingt, irgendwie Aufträge zu generieren. Hier kommen Menschen, die dringend für ihre Werften Aufträge suchen. Das ist eine wirklich gute Voraussetzung. Ich freue mich, dass diese schwierige Zeit endlich vorbei ist, da die Werften sehr kämpfen mussten, wir sie auch unterstützt haben als Land. Und jetzt kann ich alle Menschen nur ermuntern, die hier früher gearbeitet haben: Bewerben Sie sich wieder. Hier werden dringend Leute gebraucht!"
    Hoffnung für Schiffsbauer
    Tatsächlich wolle man den Lloyd-Werftenverbund mit den Standorten Wismar, Warnemünde, Stralsund und Bremerhaven in den nächsten zehn Jahren so entwickeln, dass er jährlich zwei Mega-Kreuzfahrtschiffe sowie eines der mittleren Größe bzw. eine Megajacht ausliefern könne, so Genting-Chef Tan Sri Lim. Genug Arbeit also auch für die Schiffbauer in Wismar, die spätestens mit der Vertragsunterzeichnung nicht nur hoffen, sondern sicher sind, dass ihre Werft noch eine Weile Bestand haben wird:
    "Es wurde unterschrieben – wunderbar."
    "Ja, es ist eigentlich das Beste, was uns passieren konnte. Die haben ja nun genug Aufträge und wollen Schiffe bauen."
    "Wir haben ´ne Perspektive wieder. Das ist das Schönste daran. Und wir bauen auch wieder Schiffe."