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Logistikbranche
Deutsche Spediteure vor geschlossenen Grenzen

Von Peter Hild | 17.09.2015
    Den Spediteuren und Logistikern in Deutschland geht es gut. Der Umsatz der Branche hat im vergangenen Jahr um mehr als 14 Prozent zugelegt, erklärt Verbandspräsident Mathias Krage, auf fast 95 Milliarden Euro. Die Prognosen sehen jedoch durchwachsen aus:
    "Für das kommende Jahr erwarten die Verkehrsforscher ein weiteres Abflachen der Wachstumskurve bis hin zu einem Null-Wachstum in 2017. Gründe hierfür sind die eher verhaltenen Konjunkturperspektiven der Industriezweige Bauindustrie sowie Bergbau, Steine und Erden, die in der Regel ein hohes Transportaufkommen generieren."
    Der Verband begrüßte das Vorhaben der Bundesregierung, mehr in den Erhalt von Straßen und Brücken zu investieren, auch wenn die Mittel dafür immer noch nicht ausreichten. Präsident Mathias Krage preist deswegen auch die Vorzüge der sogenannten Gigaliner, die derzeit in einigen Bundesländern getestet werden:
    "Der Lang-LKW weist Effizienzgewinne und Kraftstoffeinsparungen zwischen 15 und 20 Prozent auf, er ist nicht schwerer als herkömmliche LKW, nutzt aber aufgrund der geringeren Achslast die Straßen weniger stark ab. Und er ist verkehrssicherer."
    Deswegen hofft der Verband, dass die Gigaliner nach dem Ende der Testphase Ende 2016 für den Regelbetrieb zugelassen wird. Die zunehmende Zahl an Flüchtlingen in Deutschland sieht Präsident Mathias Krage als Chance für die Branche:
    "Wir sind bereit, unbürokratisch unseren Teil dafür zu tun, weil wir einfach in unserer Branche, wird in anderen nicht anders sein, aber wir speziell auch eben einen erheblichen Fachkräftemangel sehen und Chancen sehen, Menschen bei uns in Lohn und Brot zu bringen."
    Die aktuell wieder eingeführten Grenzkontrollen zu Österreich sehen die Spediteure durchaus mit Sorge. Ob die Verzögerungen zu höheren Verbraucherpreisen führen werden, sei derzeit aber noch nicht absehbar. Die Streiks der Bahngewerkschaft GDL hätten jedenfalls nicht dazu geführt, erklärt Hauptgeschäftsführer Frank Huster:
    "Aktuell gibt es punktuelle Verwerfungen, die auch zu Staus und Abfertigungsdefiziten geführt haben. Wenn sich das als Regelbetrieb einstellen sollte, tatsächlich, dass also Schengen für einen längeren Zeitraum ausgesetzt wird, werden die Abwicklungskosten steigen, weil der Aufwand einfach da ist. Aber momentan lässt sich das Problem noch handeln. Also wir wissen nicht, wie die Perspektive tatsächlich ist."
    Bislang gibt es keine Empfehlung des Verbands an die Spediteure für mögliche Alternativrouten. Die müssten sich die Unternehmen auch aber individuell passend suchen, heißt es. Sollten die Grenzkontrollen jedoch länger bestehen bleiben, könnte das auch für die Spediteure zu einem wachsenden Problem werden. Verbandspräsident Mathias Krage:
    "Das werden wir beobachten müssen, wie sich das entwickelt. Europa kann nicht damit leben, dass wir jetzt wieder grundsätzlich über einen längeren Zeitraum Grenzkontrollen wieder einführen. Das ist aber auch nicht gewollt."