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Londoner Geschäfte kosten Milliarden

Trotz milliardenschwerer Abschreibung durch riskante Geschäfte schreibt die amerikanische Bank JP Morgan weiterhin Gewinn. Das Institut musste einräumen, dass die Kontrollmechanismen versagt hatten.

Von Markus Pindur | 13.07.2012
    Insgesamt hat JP Morgan im zweiten Quartal 2012 einen Gewinn nach Steuer von 4,96 Milliarden Dollar gemacht, 1,21 Dollar pro Aktie, das kann sich immer noch sehen lassen. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal waren es 5,43 Milliarden Dollar und 1,27 Dollar. Damit zeigt sich JP Morgan wieder einmal als primus inter pares der amerikanischen Banken. Während andere noch schrumpfen, weil sie noch mit dem Abbau von Altlasten beschäftigt sind, bei JP Morgan ein leicht geschmälerter, aber immer noch deutlicher Gewinn.

    Die Verluste, die mehrere Händler des Londoner Teams von JP Morgan gemacht haben, belaufen sich insgesamt nicht auf zwei Milliarden Dollar, wie Vorstandsvorsitzender Jamie Dimon es im Mai noch gesagt hatte, sondern auf insgesamt 5,8 Milliarden. 1,4 Milliarden davon wurden im ersten Quartal verbucht, 4,4 jetzt im zweiten Quartal. Es bleiben noch unsichere Positionen von ungefähr einer Milliarde Dollar.

    Jamie Dimon, der sich immer wieder als Regulierungskritiker einen Namen gemacht hatte, hatte bereits im Vorfeld eingestehen müssen, dass die Kontrollmechanismen seiner Bank versagt haben. Die Aktionäre werden es ihm angesichts der weiterhin vorhandenen Gewinne nachsehen. Einer tut es auf jeden Fall. Der Investor Warren Buffett rät Dimon:

    "Bleiben sie vorsichtig, sie haben eine fantastische Bank, sie machen jeden Tag Geld. Und hoffen sie, dass sie nicht allzu oft in ihrer Karriere in eine solche Situation kommen."

    Der Analyst Mike Mayo von CLSA meint, die Größe der Finanzinstitute sei mitverantwortlich für solche Fehlspekulationen:

    "Die Höhe des Verlustes ist nicht so sehr das Problem. Die Frage ist, warum sie es nicht schneller gemerkt haben. Und das wirft die Frage auf, sind diese Großbanken vielleicht zu groß, um sie managen, sie regulieren und verstehen zu können."

    Aber, wie die anhaltenden Gewinne von JP Morgan zeigen: Die Bank ist breit aufgestellt, die Flaute im Investmentbanking und das Loch durch die Milliarden-Fehlspekulation werden durch das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung wieder ausgebügelt.

    Die Euro-Schuldenkrise und die damit verbundene Berg- und Talfahrt an den Märkten werden auch weiter die Gewinne schmälern – dazu kommt, dass die Kreditnachfrage von Verbrauchern und Unternehmen wegen des unsicheren Konjunkturumfelds verhalten bleibt.

    Positive Zeichen dagegen beim Kreditkartengeschäft. Die Zahlungsausfälle haben in den USA den niedrigsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Die Bank konnte einen Teil ihrer Risikovorsorge auflösen und damit ihr Quartalsergebnis aufbessern. Und die Kunden geben zaghaft mehr Geld aus, denn der Verbrauchervertrauensindex in den USA ist gestiegen.