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Longlist des Deutschen Buchpreises
Jury nominiert alte Bekannte

20 Bücher haben wieder die Chance, den Deutschen Buchpreis zu gewinnen. Die Jury hat jetzt ihre sogenannte Longlist vorgestellt. Einer dieser Titel wird im Oktober zur Frankfurter Buchmesse den Preis gewinnen - und damit den Verkauf ankurbeln.

23.08.2016
    Deutscher Buchpreis 2015 - Die Kandidaten der Shortlist: Jenny Erpenbeck ("Gehen, ging, gegangen"), Rolf Lappert ("Über den Winter"), Inger-Maria Mahlke ("Wie Ihr wollt"), Ulrich Peltzer ("Das bessere Leben"), Monique Schwitter ("Eins im Andern") und Frank Witzel ("Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969").
    Im vergangenen Jahr ging der Deutsche Buchpreis an Frank Witzel - trotz (vielleicht auch wegen) des sperrigen Titels: "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" (Börsenverein / Petra Gass)
    Es finden sich wieder bekannte Namen auf der Liste: Bodo Kirchhoff ist erneut nominiert, nach 2012 diesmal mit seinem Roman "Widerfahrnis". Auch Katja Lange-Müller stand schon mal auf der Longlist; 2007 war sie für "Böse Schafe" vorgeschlagen, diesmal mit ihrem neuen Werk "Drehtür", das gerade erst erschienen ist. Auch für den Schriftsteller Joachim Meyerhoff, der auch Schauspieler ist, ist es die zweite Nominerung. Nach "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" (2013) konnte er sich jetzt mit "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" qualifizieren. Auch für Thomas von Steinaecker ist es mit "Die Verteidigung des Paradieses" die zweite Nominierung auf der Longlist, nach "Wallner beginnt zu fliegen" (2007).
    Sibylle Lewitscharoff hebt bei einer Pressekonferenz den Finger
    Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff ist zum dritten Mal für den Deutschen Buchpreis nominiert. (dpa / Uwe Zucchi)
    Gleich zum dritten Mal nominiert ist Sibylle Lewitscharoff; jetzt findet sie sich mit "Das Pfingstwunder" auf der Liste, einem Roman über Dantes "Göttliche Komödie", der erst im September erscheint. Im Interview bei Deutschlandradio Kultur sprach Lewitscharoff im Juli von einer hinreißenden poetischen Leistung. "Das ist eigentlich das Welttheater der Zeit, sagen wir mal, von Florenz aus gesehen", sagte sie. Auch Peter Stamm ist zum dritten Mal dabei, diesmal mit "Weit über das Land".
    Porträt von Peter Stamm
    Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm. Im März stellte er auf der Buchmesse in Leipzig sein neues Buch "Weit über das Land" vor. (dpa / Jens Kalaene)
    Der Kritiker und Jurysprecher Christoph Schröder sprach laut Pressemitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels von einem "ausgezeichneten Jahrgang". "Die diesjährige Longlist zeigt die große Bandbreite von Schreibweisen und Themen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur auf: vom Entwurf gewagter literarischer Dystopien über die Darstellung der Sehnsucht nach Aufbrüchen in neue Lebenswelten, die Auflehnung gegen die alltägliche Zwangsläufigkeit bis hin zu biografischen Selbstvergewisserungen, die Erlebtes in Romanform neu erfinden", so Schröder.
    Seit Ausschreibungsbeginn haben die sieben Mitglieder der Jury 178 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2015 und dem 20. September 2016 erschienen sind oder noch erscheinen. Aus den 20 jetzt nominierten Büchern wählt die Jury kurz vor der Preisverleihung sechs Bücher aus, die dann die sogenannte Shortlist bilden. Nur wer dort noch drauf steht, hat die Chance auf den Buchpreis, der am Vorabend der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse vergeben wird.
    Der Gewinner des Deutschen Buchpreises bekommt 25.000 Euro, die anderen fünf Finalisten jeweils 2.500 Euro. Erfahrungsgemäß kurbelt die Auszeichnung den Verkauf des Siegerbuchs enorm an.
    Im vergangenen Jahr hatte der Offenbacher Autor Frank Witzel den Buchpreis bekommen für seinen Roman "Die Erfindung der Rote Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969".
    Alle nominierten Bücher im Überblick:
    • Akos Doma: Der Weg der Wünsche (Rowohlt Berlin, August 2016)
    • Gerhard Falkner: Apollokalypse (Berlin Verlag, September 2016)
    • Ernst-Wilhelm Händler: München (S. Fischer, August 2016)
    • Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer, August 2016)
    • Bodo Kirchhoff: Widerfahrnis (Frankfurter Verlagsanstalt, September 2016)
    • André Kubiczek: Skizze eines Sommers (Rowohlt Berlin, Mai 2016) (Rezension im Deutschlandradio Kultur)
    • Michael Kumpfmüller: Die Erziehung des Mannes (Kiepenheuer & Witsch, Februar 2016) (Rezension im Deutschlandfunk)
    • Katja Lange-Müller: Drehtür (Kiepenheuer & Witsch, August 2016)
    • Dagmar Leupold: Die Witwen (Jung und Jung, September 2016)
    • Sibylle Lewitscharoff: Das Pfingstwunder (Suhrkamp, September 2016)
    • Thomas Melle: Die Welt im Rücken (Rowohlt Berlin, August 2016)
    • Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke (Kiepenheuer & Witsch, November 2015) (Rezension im Deutschlandfunk und Rezension im Deutschlandradio Kultur)
    • Hans Platzgumer: Am Rand (Paul Zsolnay, Februar 2016)
    • Eva Schmidt: Ein langes Jahr (Jung und Jung, Februar 2016)
    • Arnold Stadler: Rauschzeit (S. Fischer, August 2016)
    • Peter Stamm: Weit über das Land (S. Fischer, Februar 2016) (Rezension im Deutschlandfunk und Rezension im Deutschlandradio Kultur)
    • Michelle Steinbeck: Mein Vater war ein Mann an Land und im Wasser ein Walfisch (Lenos, März 2016)
    • Thomas von Steinaecker: Die Verteidigung des Paradieses (S. Fischer, März 2016) (Rezension im Deutschlandfunk)
    • Anna Weidenholzer: Weshalb die Herren Seesterne tragen (Matthes & Seitz Berlin, August 2016)
    • Philipp Winkler: Hool (Aufbau, September 2016)
    Thomas von Steinaecker
    Der Schriftsteller Thomas von Steinaecker (dpa / picture alliance / Arno Burgi)
    Mit Gerhard Falkners erstem Roman "Apollokalypse" beschäftigt sich das "Studio LCB" am kommenden Samstag ab 20:05 Uhr im Deutschlandfunk. Eine Lesung mit Sibylle Lewitscharoff über ihren neuen Roman "Das Pfingstwunder" zeichnet der Deutschlandfunk am 12. September um 20 Uhr im Literarischen Colloquium Berlin auf.