Freitag, 19. April 2024

Archiv


Louise Farrenc - Klavierquintette

Heute stelle ich Ihnen CDs mit Werken international namhafter Komponistinnen vor. Etwas genauer gesagt, geht es um Kammermusik der Französin Louise Farrenc, der Russin Sofia Gubaidulina und der Amerikanerin Gloria Coates. * Musikbeispiel: L. Farrenc - aus: Klavierquintett Nr.2 op. 31 Am 4. November 1840 veröffentliche die "Revue et gazette musicale" eine Konzertkritik. Rezensent Henri Blanchard geizt darin nicht mit Lob - Louise Farrencs Einstieg in die Kammermusik war, so scheint es, gelungen. Geboren 1804 in einer Pariser Künstlerfamilie, galt Farrenc früh als Talent. Antonín Reicha, Johann Nepomuk Hummel und Ignaz Moscheles zählten zu ihren Lehrern. Sie war verehelicht mit einem bedeutenden Flötisten und Verleger, hatte eine berühmte Pianistin zur Tochter und wartete auf die Ernennung zur Klavierprofessorin am Conservatoire. - So materiell sicher, so gefördert und institutionalisiert war im 19. Jahrhundert keine zweite belangvoll komponierende Frau. Keinesfalls lag es an fehlendem Mut oder falschem Respekt, dass sie sich - anders als viele Pariser Tonsetzer zu ihrer Zeit - nicht auf Erfolge in Salon und Oper verließ. Ihr Schwenk auf Kammermusik, auf Literatur für das Soloklavier war vor allem pragmatisch gedacht. Aufführungen ließen sich hier aus eigener Kraft organisieren, finanzieren und künstlerisch bewerkstelligen. Zum zweiten luden kleinere Besetzungen geradezu ein zu stringentem, am klassischen Ideal orientierten Komponieren. Die hier vorliegende, beim englischen Label ASV erschienene Einspielung mit dem Schubert Ensemble of London stellt Louise Farrencs zwei Klavierquintette vor. Die in klassischer Viersätzigkeit angelegten Kompositionen vereinen Tradition und Avantgarde ihrer Zeit. Namentlich dem Klavier kommen komplexere Aufgaben zu. Wenn man sich auf die beherzte Umsetzung der Londoner einlässt, ist es wenig plausibel, warum diese Musik beinah 150 Jahre lang nicht erklang. * Musikbeispiel: L. Farrenc - Vivace aus: Klavierquintett Nr.2 op. 31 Das Vivace, der 3. Satz aus dem 1840 entstandenen Klavierquintett Nr. 2 E-Dur op. 31 von Louise Farrenc - neu editiert übrigens von der Australierin Susan Eileen Picket. Zusammen mit dem Quintett Nr.1 findet es sich in einer Aufnahme mit dem Schubert-Ensemble of London auf einer neuen CD des Labels ASV.

Frank Kämpfer | 12.05.2002