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Lüttich-Attentat
Zweifel an islamistischem Motiv

Der sogenannte Islamische Staat hat das Attentat von Lüttich für sich reklamiert. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass der Attentäter nicht in erster Linie aus islamistischer Überzeugung handelte, sondern seiner brutalen Tat lediglich einen religiösen Anstrich geben wollte. Die Behörden stuften die Tat zunächst als "terroristischen Mord" ein.

Von Kai Küstner | 31.05.2018
    Nach Schießerei in Lüttich, bei der zwei Polizisten erschossen wurden
    Der Attentäter rief während seiner Tat mehrfach "Allahu Akbar", aber Belgiens Innenminister warnt eindringlich vor voreiligen Schlüssen (AFP PHOTO/JOHN THYS)
    Die Terrormilizen vom sogenannten 'Islamischen Staat' verbreiteten ihre Botschaft - wie üblich - über ihr Propaganda-Sprachrohr namens 'Amaq': "Der Verantwortliche für den Angriff in der belgischen Stadt Lüttich ist ein Soldat des Islamischen Staats", heißt es wörtlich in der Mitteilung. Bislang gibt es allerdings keinerlei Hinweis darauf, dass der Attentäter im Kontakt mit der Terrorgruppe stand oder gar von ihr gesteuert wurde.
    Ein 31-jähriger Belgier hatte am Dienstag in Lüttich zwei Polizistinnen hinterrücks mit einem Messer überfallen, ihnen die Dienstwaffen entrissen und sie damit erschossen. Anschließend tötete er noch einen unbeteiligten jungen Mann.
    Kontakt mit radikalisierten Personen
    Die Behörden stufen die Tat als 'terroristischen Mord' ein. Der zuständige Staatsanwalt bestätigte, dass der Attentäter wiederholt 'Allahu Akhbar - Gott ist groß' gerufen habe. Noch ungeklärt ist allerdings, ob der Mann aus islamistischer Überzeugung handelte oder seiner brutalen Tat lediglich einen religiösen Anstrich geben wollte. Belgiens Innenminister Jambon warnte vor vorschnellen Schlüssen.
    Schon früh gab es laut Staatsanwaltschaft Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, schließlich werbe der sogenannte 'Islamische Staat' in seinen Internet-Video-Botschaften dafür, Polizisten mit einem Messer zu attackieren und sie ihrer Dienstwaffe zu berauben. Außerdem habe der mutmaßliche Attentäter Berichten der Sicherheitsbehörden zufolge eine Zeit lang in Kontakt mit 'radikalisierten Personen' gestanden.
    Drogeneinfluss und ein weiterer Mord
    Belgische Medien hatten berichtet, dass der Mann selber möglicherweise in einem Gefängnis radikalisiert worden sein könnte. Die Ermittlungen gehen aber in alle Richtungen: So wird auch untersucht, inwieweit der Terrorverdächtige während seines Angriffs unter Drogeneinfluss stand.
    Zudem bestätigen die Behörden, dass dem Belgier ein weiterer Mord zur Last gelegt wird: Er soll wenige Stunden vor seinem Attentat einen Bekannten erschlagen haben. Eine Tat, die eher nicht religiös motiviert gewesen zu sein scheint.