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Lufthansa
Dividende wegen Verlusten gestrichen

Die Lufthansa ist in den roten Zahlen gelandet - auch wegen der harten Streiks des vergangenen Jahres. Nun sollen Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz als Schlichter-Duo Bewegung in den festgefahrenen Tarifstreit bringen. Die Aktionäre haben davon erst einmal nichts.

Von Michael Braun | 20.02.2015
    Mehrere Lufthansa-Maschinen auf dem Rollfeld in München.
    Über 700 Millionen Euro Verlust sorgen dafür, dass die Lufthansa die Dividende streicht. (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Die Streiks und die Pensionslasten haben der Lufthansa das Jahr verhagelt. Und wo nichts verdient wird, kann auch nichts ausgeschüttet werden. Die Lufthansa hält sich an diese Regeln. Für das vergangene Jahr wird keine Dividende gezahlt. Für 2013 waren noch 45 Cent je Aktie ausgeschüttet worden. Nach deutscher Rechnungslegung flog Europas größter Luftverkehrskonzern im vergangenen Jahr 732 Millionen Euro Verlust ein. Ein Jahr zuvor standen noch 407 Millionen Euro Gewinn in den Büchern.
    Die Finanzchefin des Konzerns, Simone Menne, wusste gar nicht mal genau, wie lange solch schlechte Ergebnisse bei der Lufthansa her sind: "Ich kann Ihnen, ehrlich gesagt, nicht sagen, wann das letzte Mal so niedrig das HGB-Ergebnis war. Ich würde sagen, in den letzten zehn Jahren war es noch nie so niedrig."
    Dem enttäuschten Markt versprach sie am Nachmittag in einer Telefonkonferenz, der Vorstand werde daran arbeiten, in Zukunft wieder eine Dividende zahlen zu können: "We will of course work towards being able to pay a dividend again in future."
    Teure Streiks
    Die Streiks vor allem der Piloten haben den Konzern voriges Jahr 232 Millionen Euro gekostet, allein im November und Dezember 62 Millionen. Die Pensionsrückstellungen wachsen auch dreistellig zulasten des Gewinns, weil die Zinserträge sinken. Hinzu kommen Preissicherungsgeschäfte für Kerosin, die teuer waren, aber nichts mehr wert sind, weil der Marktpreis unter das gesicherte Niveau gefallen ist.
    Dass die Aktionäre nun Verzicht üben müssen, könnte auch ein Entgegenkommen gegenüber den Piloten sein. Die hatten jedenfalls in der Vergangenheit geklagt, im Konzern würden die Anteilseigner bevorzugt und Kunden sowie Mitarbeiter benachteiligt. Thomas von Sturm, ein Mitglied der Tarifkommission aufseiten der Pilotengewerkschaft, im März vorigen Jahres:
    "Insgesamt stellen wir fest, dass auch die Art des Umgangs mit den Investoren oder Aktionären eben dieses Gleichgewicht, Dreieck Aktionäre, Kunden, Mitarbeiter, in den letzten zwei Jahren etwas verschoben worden ist. Es ist auffällig."
    Gestern hatte die Lufthansa in einer Betriebsversammlung alle Mitarbeiter aufgefordert, zu "wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen" beizutragen. Eine Reaktion der Vereinigung Cockpit gebe es noch nicht, sagte Frau Menne: "Wie die VC darauf reagiert, darüber haben wir bisher noch keine Erkenntnis."
    Auf einer anderen tarifpolitischen Großbaustelle tritt nun externe Hilfe an: Die früheren Spitzenpolitiker Friedrich Merz (CDU) und Herta Däubler-Gmelin (SPD) sollen den festgefahrenen Tarifkonflikt mit den rund 19.000 Lufthansa-Flugbegleitern schlichten. Das haben das Unternehmen und die Gewerkschaft Ufo, die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation, am Nachmittag bestätigt.