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Lufthansa
Flugbegleiter-Streik angedroht

Im Tarifstreit der Flugbegleiter mit der Lufthansa ist keine Einigung in Sicht. Bitter stimmt die Flugbegleiter, dass das Unternehmen trotz eines Rekordgewinns so wenig kompromissbereit ist. Nun soll gestreikt werden. Es gehe um die Alter- und Übergangsversorgung, sagte der Chef der Flugbegleitergewerkschaft, Nicoley Baublies.

Von Brigitte Scholtes | 02.11.2015
    Nicoley Baublies, Chef der Kabinengewerkschaft UFO
    Nicoley Baublies, Chef der Kabinengewerkschaft UFO (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
    Noch hat Lufthansa Zeit, den Flugbegleitern ein neues Angebot vorzulegen. Die Frist dazu laufe bis Donnerstag, 17 Uhr, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies heute Mittag:
    "Sollte diese verstreichen, werden von Freitag den 6.11. bis Freitag den 13.11. werden wir zum Streik aufrufen. Wir werden unsere Kunden aber kurzfristig informieren, welche der Flüge in diesem Zeitraum nicht bestreikt werden, sodass man gegebenenfalls weiß, wenn ich aus München oder aus Frankfurt fliege et cetera, lohnt sich die Anreise."
    Germanwings und Eurowings sind vom Ausstand ausgenommen.
    Zwei Jahre lang erfolglos verhandelt
    Baublies zeigte sich ernüchtert: Zwei Jahre lang habe man mit Lufthansa verhandelt, habe ihnen alle möglichen Angebote unterbreitet. Die Flugbegleiter seien sogar bereit gewesen, die Vergütung bei Germanwings und Eurowings an das Niveau der anderen Billigflieger anzupassen. Für so viel Entgegenkommen war die Gewerkschaft von der viel streikfreudigeren Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit auch kritisiert worden. Selbst ein angedrohter Streik im Sommer der Flugbegleiter war noch abgewendet worden. Jetzt aber meint Baublies:
    "All das hat nichts gebracht. Daher müssen wir konstatieren. Das war wohl auch nicht geplant. Wir haben das den Kollegen aus den Cockpits ein Stück weit zwischendrin nicht geglaubt und haben gesagt: Ihr habt aber auch einen sehr aggressiven Weg gewählt. Wir müssen jetzt aber konstatieren, dass auch der andere Weg, nämlich der, in dem man wirklich zur strukturellen Verbesserung alles Mögliche wirklich anbietet, auch nicht hilft."
    Die Flugbegleiter wollen nicht für eine bessere Vergütung streiken. Es gehe um die Alter- und Übergangsversorgung, sagte der Chef der Flugbegleitergewerkschaft.
    "Hier geht es um Altersarmut. Das hört sich bei dem, was man über die Endvergütungen der Flugbegleiter liest, völlig utopisch an. Dadurch, dass man diese Endvergütungen teilweise erst nach 27 Jahren in Vollzeit erreicht, ist das natürlich etwas, von dem wenig in die gesetzliche Rente, aber auch wenig in die Betriebsrente fließt. Man baut dieses vermeintlich tolle Gehalt zum Schluss erst sehr langsam auf. Wir sprechen hier von Renten, die nach 30 Jahren Vollzeit nicht mal vierstellig sind."
    Lufthansa aber ist weiter überzeugt, der Gewerkschaft ein gutes Angebot vorgelegt zu haben: Das hatte Konzernsprecherin Barbara Schädler schon in den vergangenen Tagen gesagt:
    "Wir werden unseren Kabinenmitarbeitern nach wie vor die beste Alters- und Übergangsversorgung anbieten, die es in unserer Branche gibt, und zwar nicht nur in Europa, sondern auch darüber hinaus."
    Bitter stimmt die Flugbegleiter auch, dass Lufthansa trotz Rekordgewinns so wenig kompromissbereit ist.
    Schlichtung ohne Ergebnis geblieben
    An der Streikbereitschaft der Flugbegleiter hat Ufo-Chef Baublies jedoch keinen Zweifel:
    "Bei dem letzten Kabinenstreik 2012 haben wir deutlich, deutlich mehr Streikende gehabt als Mitglieder. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Lufthansa es nicht hinbekommen, den Notfallflugplan aufrechtzuerhalten, als wir seinerzeit gestreikt haben. Und wir rechnen damit, dass es dieses Mal nicht anders sein wird."
    Zu einer Schlichtung kann die Gewerkschaft nicht gezwungen werden, die war in Fragen der Alters- und Übergangsversorgung schon einmal ohne Ergebnis geblieben.