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Luftverschmutzung
Feinstaubalarm in Stuttgart

Stuttgart hat erneut Feinstaubalarm ausgerufen. Die besondere topografische Lage der baden-württembergischen Landeshauptstadt führt in der Regel spätestens ab November zu besonders hohen Schadstoffwerten. Seit Mitternacht gilt ein freiwilliges Fahrverbot in der Stadt.

Von Uschi Götz | 27.10.2016
    Autos fahren am 09.03.2016 in Stuttgart (Baden-Württemberg) durch die Innenstadt, während auf einer Anzeige ein Feinstaub-Alarm für die Umweltzone Stuttgart angezeigt und auf öffentliche Verkehrsmittel hingewiesen wird.
    Autofahrer sind aufgefordert, Fahrgemeinschaften zu bilden oder auf Bus und Bahn umzusteigen. (picture-alliance/ dpa/ Marijan Murat)
    "Bitte lassen sie ihren Komfort-Kamin aus" diese Aufforderung gilt bereits seit gestern Abend 18 Uhr. Seit Mitternacht gilt das freiwillige Fahrverbot, dieses Mal unter dem Motto: "Stuttgart packt's an! Gemeinsam für saubere Luft." Einige Autofahrer setzen heute auf den Zweitwagen:
    "Wenn ich in die Stadt fahre, dann immer mit dem kleineren Auto. Ich habe noch ein größeres Auto, fahre ich mit dem kleinen Auto."
    "Mir haben zum einen hier unser Dieselfahrzeug für die langen Strecken und dann eben das Elektroauto für die kurzen Strecken. Natürlich werde ich das wahrnehmen."
    "Ich fahre sowieso sehr wenig mit dem Auto, ich fahre nur heute. Aber sonst nur einmal in der Woche, das ist alles Blödsinn."
    Autofahrer sollen Fahrgemeinschaften bilden
    Die besondere topografische Lage der baden-württembergischen Landeshauptstadt führt in der Regel spätestens ab November zu besonders hohen Schadstoffwerten. Klaus Riedl vom Deutschen Wetterdienst:
    "Stuttgart hat diese Kessellage und damit eine ganz besondere Lage, was jetzt die Feinstaubbelastung anbelangt. Im Winterhalbjahr haben wir also häufig eine östliche Windrichtung, da haben wir so einen Schadstoffimport auch von Osten her."
    Autofahrer sind aufgefordert, Fahrgemeinschaften zu bilden oder auf Bus und Bahn umzusteigen. Zum ersten Mal gibt es seit heute ein Feinstaub-Ticket, im Nahverkehrsnetz zahlt man künftig an Feinstaubalarmtagen den halben Fahrpreis. Bei einer kurzen Umfrage trifft man allerdings auch Umsteiger auf andere Verkehrsmittel:
    "Ich bin car2go-Kunde und dadurch nutze ich immer denen ihr Angebot, vor allem, da ist es ja dann auch günstiger zu den Zeiten, wo der Feinstaubalarm ist."
    Der zulässige EU-Grenzwert für Feinstaub liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, an nicht mehr als 35 Tagen pro Jahr darf dieser Wert überschritten werden. Doch bis Ende September wurde der Wert in der Stuttgarter Innenstadt, an der Messstelle Neckartor bereits 34 Mal überschritten. Allerdings: Vor einem Jahr waren es zur gleichen Zeit immerhin 44 Tage.
    Stadt setzt auf Freiwilligkeit
    Noch setzt man im Stuttgarter Rathaus auf Freiwilligkeit. Dem BUND geht das alles zu langsam. Stadt und Land hätten in den vergangenen Jahren zu wenig getan, so ein Vorwurf. Die Forderung: ein Fahrverbot. Das fordert auch die Bürgerinitiative Neckartor. Im Wechsel soll die Stadt an Tagen mit Feinstaubalarm für Fahrzeuge mit einer geraden und das nächste Mal mit einer ungeraden Zahl im Kennzeichen gesperrt werden. Peter Erben von der Bürgerinitiative:
    "Ein Fahrverbot für die eben entsprechende Hälfte der Fahrzeuge an dem Tag, an dem Feinstaubalarm ist."
    Nicht nur in Stuttgart hat man auf die Einführung einer blauen Umweltplakette gehofft. Mit dieser Plakette könnten Autos mit hohem Ausstoß von vor allem besonders gesundheitsschädlichen Stickoxiden aus Städten aus den Städten gehalten werden. Doch mehrheitlich lehnten die Verkehrsminister der Länder die Einführung der blauen Plakette jüngst ab. Mit mehreren Klagen setzt die Deutsche Umwelthilfe indes Städte, darunter auch Stuttgart, unter Druck. Die Umweltschützer möchten damit erreichen, dass die geltenden Grenzwerte so schnell wie möglich eingehalten werden.