Samstag, 20. April 2024

Archiv

Lungenkrebs
Unterschiedliche Wirkweise von Medikamenten

Thomas H. leidet an Lungenkrebs. Mit der Therapie hat er unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Sein aktuelles Medikament wirke so gut, dass er sein Leben fast wie vorher führen könne. Mit dem vorherigen hingegen kam er nach einer Weile überhaupt nicht mehr klar. Es war zu erneutem Tumorwachstum gekommen.

Von Renate Rutta | 29.11.2016
    Diagnose Lungenkrebs: Ein Arzt zeigt auf einem Röntgenbild auf einen Tumor.
    Diagnose Lungenkrebs: Ein Arzt zeigt auf einem Röntgenbild auf einen Tumor. (picture alliance / dpa / Rainer Jensen)
    "Mir ging es körperlich schlechter in der Form, dass ich beim Treppensteigen unheimlich kurzatmig geworden bin und einfach stehen bleiben musste."
    Der Hausarzt vermutete bei Thomas H., 65 Jahre alt, zuerst eine Lungenentzündung und verschrieb Antibiotika, die aber nicht halfen.
    "Da habe ich drauf bestanden, dass ich ins Krankenhaus komme und durchgecheckt werde, und dabei ist es dann festgestellt worden."
    Die Diagnose: Lungenkrebs. Seit über einem Jahr wird Thomas H. nun ambulant am Centrum für Integrierte Onkologie an der Uniklinik Köln behandelt. Dr. Richard Riedel:
    "Ich habe gerade die Wirbelsäule abgeklopft, die Nierenlage abgeklopft, und ansonsten habe ich die Lunge abgeklopft, um zu gucken, ob da Anhalt ist für größere Wasseransammlungen. War nicht der Fall."
    Das neue Medikament wird gerade in einer Studie erprobt
    Mittwochvormittag, Thomas H. sitzt auf einer Liege. Zur routinemäßigen Kontrolle kommt er alle zwei Wochen zu Dr. Richard Riedel. Nach Blutabnahme, Blutdruck- und Temperaturmessen sowie drei EKGs folgt die körperliche Untersuchung:
    "Wenn Sie einmal tief durch den offenen Mund ein- und ausatmen, ok, Sie können ganz normal weiteratmen. Jetzt habe ich einmal die Lunge von hinten abgehört, hört sich gut an, ist alles frei. Und die Laborwerte, die bekommen wir wie immer heute Nachmittag. Wenn was sein sollte, rufen wir Sie an. Wenn nicht, dann hören Sie nichts von uns, wie gehabt. Gibt es aus Ihrer Sicht etwas zu besprechen, hat sich in den letzten zwei Wochen etwas getan, etwas verändert?"
    "Nein, hat sich nichts verändert, ich bräuchte nur noch ein neues Rezept."
    "Ja, ok, das nehmen Sie weiter wie gehabt." – "Ja."
    Thomas H. nimmt seit eineinhalb Jahren einmal täglich ein neues zielgerichtetes Medikament, das gerade in einer Studie erprobt wird:
    "Das nehme ich jetzt seit 18 Monaten, vertrage ich vom ersten Tag an aus meiner Sicht wirklich optimal. Besser kann man sich das nicht wünschen. Ich habe keinerlei Beeinträchtigungen, und wenn ich nicht wüsste, dass ich erkrankt wäre, würde man meinen, es ist alles ganz normal. Ich kann Treppen gehen, Fahrrad fahren, schwimmen, wenn ich ein Pferd hätte, reiten. Also ich bin in keinster Weise beeinträchtigt und lebe genauso, wie ich vorher gelebt habe."
    Zwei zielgerichtete Medikamente - zwei Wirkungen
    Zuvor hatte er schon einmal ein zielgerichtetes Medikament bekommen, das aber mehr Nebenwirkungen hatte:
    "Das erste Medikament hatte ziemlich heftigen Ausschlag bewirkt im Gesichtsbereich, dass man überlegt, geht man jetzt raus oder nicht. Ansonsten im Laufe der Zeit verstärkt Durchfall und eben Wadenkrämpfe im Laufe der Zeit."
    "Nachdem es anfangs gut geholfen hat, und der Tumor rückläufig war, kam es im Verlauf – und das sieht man eigentlich regelhaft auch bei Patienten, die zielgerichtet therapiert werden - wieder zu einem neuerlichen Wachstum."
    Dr. Riedel sagt: "Das war auch eine zielgerichtete Therapie gegen eine Mutation im EGFR-Gen, die bei Herrn H. vorliegt. Und dieses Medikament, das er zuvor genommen hat, das hat auch initial sehr gut geholfen. Aber leider war es im Verlauf wieder zu einem Tumorwachstum gekommen. Und daraufhin wurde neues Tumormaterial gewonnen damals, und da hatte man dann eine neue Mutation, die quasi zu der initialen Mutation noch hinzugekommen ist, gefunden. Und dieses Medikament, das er jetzt aktuell im Rahmen der Studie bekommt, ist eine Art Weiterentwicklung oder ein Medikament aus einer nächsten Generation."