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Luxusproblem für Apple

Apple beteiligt erstmals seit 17 Jahren seine Aktionäre wieder über eine Dividende am Gewinn. Die Zahlungen waren in den 90er-Jahren eingestellt worden, als der Konzern auf der Kippe stand. Jetzt mussten Wege gefunden werden, die aufgehäuften Milliarden wieder abzubauen.

Von Brigitte Scholtes | 19.03.2012
    Es ist ein Luxusproblem: Was macht man mit 100 Milliarden Dollar, die man nicht dringend benötigt? Dieser Frage musste sich Apple stellen, denn mit den iPads und iPhones ist dem Elektronikkonzern so viel Geld zugeflossen, dass er auf einem Berg an Geldern und Wertpapieren sitzt. Apple-Chef Tim Cook beantwortete das heute:

    "Gemäß einem Vorstandsbeschluss werden wir eine vierteljährliche Dividende von 2,65 Dollar pro Aktie auszahlen, das soll vom dritten Quartal an geschehen. Eine vierteljährliche Dividende wird unseren Aktionären laufende Einkünfte bescheren. Und wir glauben auch, dass wir so die Investorenbasis von Apple verbreitern können, weil so neue Anleger gewonnen werden, die derzeit nicht in Apple-Aktien investiert sind."

    Im Jahr kostet das Apple knapp zehn Milliarden Dollar. Seit 1995 hatte das Unternehmen keine Dividende mehr ausgeschüttet, damals jedoch stand Apple am Abgrund. Heute ist es das wertvollste Unternehmen Welt. Damit wird Apple nun auch als Dividendentitel interessant. Neben der Ausschüttung an die Aktionäre aber will das kalifornische Unternehmen auch ein Aktienrückkaufprogramm beginnen- das jedoch soll noch bis Oktober Zeit haben, denn dann beginnt das neue Geschäftsjahr. Hierfür sind in den nächsten drei Jahren insgesamt 45 Milliarden Dollar eingeplant – inklusive der Aktienoptionen für die eigenen Mitarbeiter. Cook versicherte aber auch:

    "Wir haben intensiv über unser Geldvermögen nachgedacht. Wir werden weiter in unser Geschäft investieren, und wir werden diszipliniert und fokussiert bleiben. Innovation ist das Wichtigste Ziel von Apple, und das werden wir nicht aus dem Auge verlieren."

    Analysten begrüßen die Entscheidung der Kalifornier. So meint Marco Günther von der Hamburger Sparkasse Haspa:

    "Die Instrumente sind die Klassiker, und on top hat man halt diese halt doch noch stattliche Kriegskasse für strategische Gelegenheiten, um dort auch noch weiter zu investieren. Vor dem Hintergrund ist das ein gelungener Kompromiss, der auch freundlich aufgenommen werden dürfte von den Marktteilnehmern."

    Die reagierten tatsächlich freundlich, die Aktie steigt um1,3 Prozent. Dass ein Unternehmen darüber nachdenken müsse, was es mit seinem Geld anfange, das hat Analyst Günther bisher jedoch noch nicht erlebt:

    "Das ist wirklich einmalig. Insofern ist die Reaktion auch die richtige. Der Druck hat so dermaßen zugenommen von der Investorengemeinde, dass man jetzt was machen musste."

    Apple-Chef Tim Cook versicherte heute, die Produkt-Pipeline seines Unternehmens sei gut gefüllt. Experten erwarten für den Herbst den Einstieg Apples in den Fernsehmarkt, angeblich soll im Lauf des Jahres eine neue Version des Smartphones, das iPhone5 vorgestellt werden. Analyst Günther jedenfalls sieht noch Potenzial in der Aktie:

    "Wenn man wirklich klassische Bewertungsparameter anlegt, kann man unter dem Strich sagen, dass die bei Weitem noch nicht zu teuer ist, die Aktie. Vor dem Hintergrund wird die auch weiter gekauft werden und hat auch wirklich noch Potenzial."

    Am Freitag erst hatten Kunden wieder die Apple-Läden gestürmt, um das neue iPad zu ergattern "Wir sind begeistert", kommentierte heute Tim Cook den Verkaufsstart.
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    Apple-CEO Tim Cook: "Innovation ist das Wichtigste Ziel von Apple, und das werden wir nicht aus dem Auge verlieren." (dapd / Mark Lennihan)