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"Machen Sie sich bereit, Hoheit"

Im persönlichen Brief an den jüngsten britischen Thronfolger in Wartestellung fordert unsere Autorin den Knirps auf, nicht so glattgebügelt wie seine Eltern zu sein. Und die PR-Maschine des britischen Königshauses etwas aus dem Takt zu bringen. Dann habe der junge Prinz unsere Aufmerksamkeit für die nächsten Jahrzehnte sicher, meint Louise Brown.

Von Louise Brown | 23.07.2013
    Herzlichen Glückwunsch, Ihre Königliche Hoheit! Sie sind soeben als Urenkel der Königin des Vereinigten Königreiches geboren und haben so die Lotterie des Lebens gewonnen. Zumindest glauben das alle.

    Ich dagegen möchte ehrlich mit Ihnen sein. Denn Respekt heißt Vertrauen. Auch wenn Sie keine reguläre Arbeit aufnehmen werden, Verantwortung werden Sie dennoch jede Menge haben, vergessen Sie das nie: Sie werden nicht einfach Freitagnachmittag mit Ihren Kumpels Skateboard fahren können. Sie werden auch nicht all die coolen Sachen machen können, die einem Monarchen vor 500 Jahren gewährt wurden: Menschen aus Spaß köpfen, das Königreich aus einer Laune heraus expandieren, die Steuern auf die Schnelle erhöhen, wenn das königliche Taschengeld nicht ausreicht.

    Diese Entscheidungen, mit Ausnahme des Köpfens, werden heute von der Regierung übernommen beziehungsweise von der EU, wobei Sie sich über dieses Detail keine allzu großen Gedanken machen sollten, denn möglicherweise wird Ihr Königreich gar nicht mehr zur EU gehören, wenn Sie den Thron besteigen.

    Machen Sie sich bereit, Ihre Hoheit, auf die unendlichen Tanzvorführungen fremdländischer Stämme und endlos langweiligen Banketts, bei denen Sie sich nicht einmal betrinken dürfen! Aber auch auf die PR-Auftritte, die Ihre Familie neuerdings so perfektioniert haben:
    Prinz Charles liest im Fernsehen die Wettervorhersage, Harry sprintet mit Usain Bolt, Mama Kate schwingt den Hockeystab.

    An eine Sache möchte ich Sie erinnern. Als Kind werden sie Ihnen beeindruckend vorkommen, die Paläste Buckingham Palace und Kensington Palace, ihr künftiges Zuhause. Also erst einmal: Sie gehören Ihnen nicht, sondern der Nation. Und die Regierung bestimmt darüber, was Sie brauchen, um leben zu können. Sie bestimmt auch über die Wäschereirechnungen, auch über die Windelration, die Ihnen zusteht, machen Sie sich also nicht zu schmutzig. Und egal was Sie tun, auch wenn Sie Ihre Untertanen nicht mehr kosten werden als die 60 Pence, die jeder Einwohner jährlich für die Queen zahlt: Sie werden in deren Bewusstsein immer als Schnorrer gelten.

    Das klang jetzt alles schlimmer als beabsichtigt, natürlich habe ich das so nicht so gemeint. Ich möchte nur, dass Sie gut vorbereitet sind. Von Ihnen hängt schließlich einiges ab. Die Zukunft der britischen Monarchie zum Beispiel. Wenigstens haben Sie noch einen Thron, den Sie weitervererben können, im Gegensatz zur Exil-Monarchie von Griechenland. Ihre Monarchie zeigt dazu gerne noch etwas Prunk, nicht wie in Schweden, wo das Könighaus so modern-langweilig ist wie ein Flatpack von Ikea.

    Vor allem, lieber Thronfolger in Wartestellung, seien Sie nicht so glattgebügelt wie Ihre Eltern Kate und William, seien Sie ein bisschen exzentrisch und bringen Sie die gut geölte PR-Maschine des britischen Königshauses mal etwas aus dem Takt. Dann sind Sie unserer Aufmerksamkeit für die nächsten Jahrzehnte sicher und wir haben auch mit Ihnen unseren Spaß .

    Ihre ergebene
    Louise Brown