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Machtwechsel in London
Cameron übergibt den Staffelstab

Der britische Premier David Cameron tritt ab. Zum letzten Mal präsentiert er sich zur Fragestunde im Unterhaus, am Abend wird er die Queen um seinen Abschied bitten. Dann ist der Weg frei für Theresa May, die den Regierungssitz in der Downing Street übernimmt - und weiter mit der früheren Premierministerin Margaret Thatcher verglichen wird.

Von Friedbert Meurer | 13.07.2016
    Der britische Premier Cameron verlässt Downing Street, um sich ein letztes Mal ins Unterhaus auf den Weg zu machen.
    Der britische Premier Cameron verlässt Downing Street, um sich ein letztes Mal ins Unterhaus auf den Weg zu machen. (picture alliance / dpa / Andy Rain)
    Big Ben schlägt ein letztes Mal für David Cameron, wenn er sich am Mittag von den Abgeordneten des Unterhauses verabschiedet. Die Fragestunde an den Premierminister will er noch ein letztes Mal mitnehmen. Schlagfertig präsentierte er sich oft am Rednerpult, der dispatch box, und lieferte sich harte Auseinandersetzungen mit Jeremy Corbyn, dem Labour-Vorsitzenden. Der ließ sich gestern Abend von seinen Anhängern mit "Jeremy"-Rufen feiern.
    "Der Vorstand hat entschieden, dass ich automatisch für die Urwahl bei Labour nominiert bin." Corbyn benötigt nicht die Unterstützung der Fraktion, heißt das. Für andere ist das überhaupt kein Grund zu feiern, im Gegenteil: Der Partei stehen weiter schwere Erschütterungen und womöglich die Spaltung bevor. Eine Gefahr, die die regierenden Konservativen erst einmal abgewendet haben.
    Theresa May - "bloody difficult woman"?
    "Brexit heißt Brexit. Es wird keine Versuche geben, in der EU zu bleiben." So lautet die Ansage der neuen Premierministerin Theresa May. Ihr Vorgänger wird sich am Abend ein letztes Mal von der Downing Street zum Buckingham Palast fahren lassen, um die Queen um seinen Abschied zu bitten. Anschließend wird Königin Elizabeth dann Theresa May empfangen und zur Nachfolgerin erklären.
    "Was ich über Theresa sagen kann", meint der Tory-Abgeordnete Michael Ellis. "Sie ist unerschütterlich. Sie bleibt immer ruhig, andere mögen in der jetzigen Situation aufgeregt sein, sie nicht. Auf ihre Beständigkeit und ihre Professionalität kann man sich verlassen." Unerschütterlich, durchsetzungsstark - ein Tory-Veteran hat Theresa May als eine "bloody difficult woman" bezeichet, als verdammt schwierige Frau so wie einst Margaret Thatcher.
    "Nach elfeinhalb wunderbaren Jahren verlassen wir Downing Street", so hatte sich Margret Thatcher damals verabschiedet. Theresa May wird erst die zweite Frau als britische Premierministerin sein, vermutlich tauchen deswegen ständig die Thatcher-Vergleiche auf. Und David Cameron: Nach seiner Rücktrittsrede diese Woche ging er mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen zurück in seinen Amtssitz, ohne daran zu denken, dass das Mikrofon noch angeschaltet war. Parteifreunde würdigen jetzt seine Verdienste.
    Der offizielle Regierungskater bleibt
    "David Cameron hat zwar als Premierminister erkannt, dass Armut eine Realität in unserem Land darstellt", erklärt dagegen Julia Unwin, Chefin einer Stiftung für Sozialforschung. "Aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Es gibt 13 Millionen Menschen im Land, die arm sind. Er hat sein Ziel nicht erreicht." Theresa Mays erste Amtshandlung wird darin bestehen, ihr Kabinett zu benennen. Es heißt, dass Frauen jetzt besser repräsentiert sein sollen. Favorit für den Top-Job als Schatzkanzler aber ist der derzeitige Außenminister Philip Hammond.
    Nur für einen wird sich nichts verändern in der Downing Street: Larry, der oberste Mäusejäger, bleibt als offizieller Regierungskater und verlässt nicht mit den Camerons den Regierungssitz. Seit 2012 ist Whitehall Larrys Revier, und daran soll sich auch in so bewegten Zeiten nichts ändern.