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Made in Japan

Japans wiedergewählte Konservative wollen das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Dabei helfen könnte ein Freihandelsabkommen mit der EU, über das derzeit beraten wird. Durch die vereinfachten Handelsbeziehungen sollen noch mehr Waren nach Europa exportiert werden.

Von Brigitte Scholtes | 17.12.2012
    Zwischen Deutschland und Japan bestehen freundschaftliche Beziehungen. In wirtschaftlicher Hinsicht sind die aus deutscher Sicht eher enttäuschend, meint Werner Pascha, Inhaber des Lehrstuhls für Ostasienwirtschaft an der Universität Duisburg/Essen:

    "Wenn man einmal sieht, dass Japan die drittgrößte Volkswirtschaft ist und Deutschland ist immer noch die viertgrößte Volkswirtschaft, würde man sicher da einen regen Warenaustausch erwarten. Aber der bilaterale Austausch ist unterdurchschnittlich im Vergleich zu Deutschlands Engagement beispielsweise in Europa oder Japans Engagement in Asien. Und da haben die letzten Jahre auch nichts dran geändert. Wir hatten einen dramatischen Einbruch während der Weltfinanzkrise, das erholt sich so langsam. Aber auf neue Größenordnungen kann man sich da nicht einstellen."

    Dieser Einbruch im Handel war bis 2009 zu spüren. Seither erholen sich die gegenseitigen Warenlieferungen wieder. Aber es werden mehr Waren aus Japan nach Deutschland exportiert als umgekehrt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres etwa führte Deutschland Waren im Wert von gut elf Milliarden Euro aus Japan ein, während umgekehrt Waren im Wert von 8,4 Milliarden Euro nach Japan exportiert wurden. Das Konjunkturprogramm, das die Liberaldemokraten nun wohl auflegen werden, hat vorrangig einen Zweck, sagt Wolf Rütger Teuscher, Volkswirt der DZ-Bank:

    "Es soll in erster Linie in Japan ein Impuls für die Binnenwirtschaft gegeben werden, und so wird das Programm wohl auch ausgestaltet werden."

    Wahrscheinlich werde vorrangig die Bauwirtschaft in Japan profitieren, meint der Japan-Experte. Deutsche Firmen machen sich da wenig Hoffnung. elektronische und elektrotechnische Produkte machen etwa ein Drittel der deutschen Exporte nach Japan aus, in einem Volumen von 2,2 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten. Ähnlich vorsichtig geben sich die Maschinenbauer: Auch sie rechnen nicht mit Impulsen in Folge der Wahl, sagt Ulrich Ackermann vom Branchenverband VDMA:

    "Ich glaube nicht, dass der deutsche Maschinenbau da in erheblichem Maße von diesem Konjunkturprogramm profitieren wird. Der japanische Maschinenbau und der japanische Markt ist schon ein relativ geschlossener. Und unsere Mitglieder machen dort nur dann Geschäfte eigentlich, wenn es dort keine Angebote der japanischen Seite gibt und wir dort mit irgendwelchen Spezialitäten auf dem Markt landen können."

    Das Konjunkturprogramm wird für die Handelspartner Japans eher die Lage erschweren. Denn es soll zu einer Abwertung des Yen führen, der die Importe verteuert, erklärt Wolf Rütger Teuscher von der DZ-Bank:

    "Dadurch soll dann auch das Deflationsklima in Japan überwunden werden und die Inflationserwartungen als solche etwas ansteigen. Das ist aber insofern ein durchaus vernünftiges und erklärbares Ziel, das, wenn es in Maßen die Inflationsrate ansteigen lässt, durchaus erwünscht sein kann."

    Derzeit verhandeln die EU und Japan über ein Freihandelsabkommen. Wenn das erfolgreich beendet wird, dürften sich die Handelsbeziehungen verbessern. Aber eher für die Japaner, die dann hoffen, mehr nach Europa exportieren zu können.