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Mäzenatentum an Hochschulen
Die "Päckchen" der privaten Gönner

Hochschulen werden oftmals aus vielfältigen Quellen finanziert, mitunter auch von vermögenden Privatpersonen. Nicht selten spenden sie Geld, manchmal aber auch komplette Kunstsammlungen. Doch wie sollten die potenziellen Empfänger mit diesen Geschenken umgehen?

Von Afanasia Zwick | 23.12.2015
    Studenten im Hörsaal
    Auch Hochschulen werden zu Weihnachten reichlich beschenkt. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    "Auch wenn es abgedroschen klingt, ich möchte der Gesellschaft, speziell der Universität die Möglichkeiten geben, vielleicht den Anschluss an die Welt zu finden."
    Carlo Giersch, 79 Jahre, ist Mäzen. Als er in den 80er-Jahren eine Elektrofirma übernahm, baute er sie zu einer der größten in Europa aus. Der gebürtige Frankfurter lebt mit seiner Frau in einer Villa am Main. Hier widmet er sich auch seiner größten Leidenschaft: der "Stiftung Carlo und Karin Giersch". Mit dem Geld unterstützt das kinderlose Ehepaar junge Akademiker - sie wollen ihnen schon frühzeitig Einblicke in die Arbeitswelt geben. Dafür haben sie der Frankfurter Goethe-Universität zu Beginn des Jahres zum Beispiel ihr privates Kunstmuseum übergeben:
    "Die Universität Frankfurt hat einen ganzen Fachbereich, der lehrt zum Beispiel, wie man in einem Museum ein Bild aufhängt. Und die ganzen Studenten haben noch nie in im Leben- außer zu Hause vielleicht - ein Bild im Museum aufgehängt. Und wir haben das festgestellt, als wir hier Praktikanten beschäftigt haben, die waren hell auf begeistert, dass sie mal doing by practice machen konnten."
    Auch Einzelförderung von Studierenden
    Üblicherweise stiften Menschen vor allem Geld oder wertvolle Sammlungen. Marcel Reich-Ranicki zum Beispiel vererbte der Philipps-Universität Marburg seine private Büchersammlung. Dieses Jahr schenkte auch das Schriftstellerehepaar Christa und Gerhard Wolf der Berliner Humboldt-Universität 330 Regalmeter private Bücher.
    Oft investieren Menschen auch in die Einzelförderung von Studierenden. Zum Beispiel gibt es seit 2011 das sog. Deutschlandstipendium. Das Besondere: Der Bund verdoppelt die Fördersumme des privat gestifteten Geldes. Auf das Stipendium können sich Studierende aller Nationalitäten bewerben, ob im Bachelor- oder Masterstudium. Was zählt: ihr soziales Engagement. Caroline Münch, Linguistik-Studentin im 3. Mastersemester, gibt ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlinge. Seit diesem Wintersemester ist sie eine von 520 Deutschlandstipendiaten der Goethe-Universität. Dank des Stipendiums ist für sie jeden Monat Weihnachten- denn sie bekommt 300 Euro monatlich:
    "Davor hatte ich zwei Nebenjobs, ich musste mir mein Leben eben viel durch Arbeiten ermöglichen, jetzt kann ich nur noch durch einen Job hier leben. Das Deutschlandstipendium bietet aber auch die Möglichkeit eben mit privaten Förderern oder Firmen in Kontakt zu treten. Und durch sie ist mein Leben leichter geworden, durch sie kann ich in andere Welten reinblicken, Netzwerke mir selbst erschließen, das ist in der heutigen Zeit sehr wichtig und nicht immer so einfach."
    Hochschulen freuen sich über Geldgeschenke
    Auch talentierte Schüler wurden dieses Jahr mit Privatgeld gefördert. Beispiel: Ruhr-Universität Bochum. Über Geldgeschenke freuen sich Hochschulen.
    Weniger beliebt: geschenkte oder geerbte Immobilien und Grundstücke. Denn dafür muss die Hochschule im schlimmsten Fall hohe Steuern zahlen. Die Technische Universität München beispielsweise bittet extra um Rücksprache, falls ihr jemand eine Immobilie übertragen möchte. Deshalb hat das Stifterpaar Giersch auch das Gebäude des Kunstmuseums in seinem Besitz gelassen - die Frankfurter Uni darf es nutzen und bekommt jährlich 500.000 Euro der Giersch- Stiftung für neue Ausstellungen.
    Nicht zweckgebundene Mittel aus Privathand setzen Hochschulen ganz unterschiedlich ein: Die Universität Heidelberg digitalisierte 2015 ihre Bibliothek in Köln finanzierte die Uni ein Austauschprogramm mit asiatischen Hochschulen; und die Frankfurter Goethe-Universität hat einen Garten für Arzneimittelpflanzen angelegt. Ein Wunsch jedoch blieb bisher unerfüllt, sagt Manfred Schubert-Zsilavecz, Vize-Präsident der Goethe-Universität:
    "Ein Fonds, der es dem Präsidium, unserer Präsidentin, ermöglicht, bei Berufungen und Bleibeverhandlungen Mittel aus diesem Fonds entnehmen zu können, um - wenn die Sache auf Spitz und Knopf steht- etwas noch in die Waagschale legen kann, um die Menschen am Ende dann nach Frankfurt zu holen oder zum Bleiben zu bewegen. Würde uns das Christkind diesen Berufungsfonds unter den Christbaum legen, da wären wir sehr dankbar."