Mahnwachen für den Frieden

Ein rechtes Projekt auf den Trümmern linker Fundamente

Eine Menschenmenge steht am 31.3.2014 zusammen und hält ein Schild hoch, auf dem "99% Frieden statt 1% Irrsinn - Erfüllt den Wählerwillen" geschrieben steht.
Protest von mehr als 500 Menschen unter dem Motto: Aufruf zum friedlichen Widerstand! Für Frieden! In Europa! Auf der Welt! Für eine ehrliche Presse! Gegen die tödliche Politik der Federal Reserve (einer privaten Bank)! auf dem Potsdamer Platz in Berlin. © imago / Christian Mang
Von Rainer Link  · 03.11.2015
Seit Beginn der Ukraine-Krise versammeln sich in ganz Deutschland jede Woche bunt zusammengewürfelte Gruppen, um für Frieden in Europa und gegen die Berichterstattung der sogenannten "Systemmedien" zu demonstrieren. Sie nennen sich Montagsmahnwachen und ähneln den Bemühungen um die Bildung einer Querfront am Ende der Weimarer Republik.
Diese Aktivisten eint das Feindbild USA, eine unkritische Nähe zum neuen russischen Antiliberalismus und die Empörung über soziale Ungerechtigkeit. Bei den Aktionen verbrüdern sich alte und neue Rechte mit ehemaligen Linken und völlig Desorientierten. Darunter Esoterikbewegte, Verschwörungstheoretiker, Warner vor Überfremdung oder der Sexualisierung der Gesellschaft, Homophobe und jede Menge Selbstdarsteller.
Sie verweigern konsequent den Kontakt zu herkömmlichen Medien. Stattdessen mobilisieren sie Öffentlichkeit über eigene professionelle Videoportale in den sozialen Netzwerken. Bei den Veranstaltungen dieser neuen Bewegung gilt das Prinzip des "Offenen Mikrofons". So können auch Hetzbeiträge gegen Juden, Warnrufe vor der Überfremdung Deutschlands oder Lobreden auf das traditionelle deutsche Familienbild unbeanstandet verbreitet werden. Es gibt einzelne Schnittstellen zu eindeutig rechten Bewegungen wie Hogesa oder Pegida und auch zu russischen Auslandsmedien wie dem Sender Russia today.
Produktion: DLF 2015
Klarstellende Anmerkung der Redaktion aufgrund rechtlicher Beanstandung:
In diesem Feature wird in Bezug auf den ehemaligen Radiomoderator des rbb, Ken Jebsen, geäußert, der rbb habe sich von ihm wegen gegen ihn erhobener Antisemitismus-Vorwürfe getrennt.
Aufgrund der Äußerungen und Reaktionen des rbb im engen zeitlichen Zusammenhang von weniger als drei Wochen im November 2011 mit den von Dritter Seite erhobenen Antisemitismus-Vorwürfen darf man unseres Erachtens schlussfolgern und auch äußern, Herr Jebsen sei wegen jener Vorwürfe nicht mehr beim rbb beschäftigt worden.
Nicht zum Ausdruck gebracht werden sollte damit hingegen, die Antisemitismus-Vorwürfe seien die offizielle Begründung des rbb für die Trennung von dem Moderator gewesen. Der rbb hatte vielmehr seinerzeit in Presseerklärungen zum Ausdruck gebracht, man halte Jebsen weder für einen Antisemiten noch für einen Holocaust-Leugner.