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Maisschädling
Der Herbst-Heerwurm breitet sich in Afrika weiter aus

Der Herbst-Heerwurm ist in Nord- und Südamerika ein bei Maisbauern gefürchteter Schädling. Letztes Jahr wurde er zum ersten Mal in Westafrika entdeckt - und hat sich mittlerweile auf mehr als ein Dutzend afrikanische Länder ausgebreitet. Für die Welternährungsorganisation Grund zur Besorgnis, denn die Erfahrung zeigt: Diesen Schädling wird man nicht wieder los.

Von Volkart Wildermuth | 17.02.2017
    Ein Maispflanze vom Heerwurm befallener Maiskolben.
    So sieht es aus, wenn der Herbst-Heerwurm eine Maispflanze befällt. (picture alliance/CABI/dpa)
    Spodoptera frugiperda ist ein unscheinbarer Nachtfalter. Problematisch sind die Raupen, die in ganzen Heerscharen über die Felder herfallen können, daher der Name. Der Falter kann weit fliegen, verbreitet sich über große Flächen. Er vermehrt sich rasend schnell und ist inzwischen auch resistent gegenüber vielen Pestiziden. Bisher trat er nur in Nord- und Südamerika auf. Jetzt ist er wohl als blinder Passagier nach Afrika gekommen, vermutet Mattew Cock vom Zentrum für Landwirtschaft und Biowissenschaften im britischen Egham:
    "Wenn die Insekten in großer Zahl vorkommen, heften sie ihre Eigelege überall an, auch auf Containern oder dem Fahrgestell von Flugzeugen. Dort können sie auch einen Direktflug nach West Afrika überstanden haben. Das ist am wahrscheinlichsten."
    "Aus Sicht des Heerwurms ist das eine gedeckte Tafel und für Afrika ist das ein ziemliches Problem. Die Angst in Afrika im Moment ist recht groß, so wie wir das hier wahrnehmen."
    Bis zu drei Viertel der Ernte verloren gegangen
    Und das aus gutem Grund, berichtet die Insektenforscherin Sabine Hänniger vom Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie in Jena. In nur einem Jahr hat sich der Schädling von Nigeria bis ins 5.000 Kilometer entfernte Südafrika ausgebreitet.
    "Ich glaube, nichts kann ihn aufhalten, sich in geeigneten Lebensräumen auszubreiten. Also im Grunde überall südlich der Sahara. Theoretisch könnte er es sogar bis in den Mittelmeerraum oder nach Asien schaffen."
    In Südafrika sind auf einzelnen Feldern drei Viertel der Maisernte verloren. Problematisch ist auch, dass der Herbst Heerwurm in zwei Varianten auftritt. Eine ernährt sich von Mais, die andere von niedrigen Gräsern, wie etwa Reis. Auch Hirse, Zuckerrohr und sogar Erdnüsse, Baumwolle und Soja könnten betroffen sein. Um gegenzuhalten, könnten die Bauern Insektenvernichtungsmittel sprühen. Die sind aber nur begrenzt wirksam.
    "In dem Zusammenhang ist aber auch von Bedeutung, dass die sich schon als ganz, ganz kleine Larven in die Pflanze reingraben und im Inneren der Pflanze fressen. Das heißt, Kontakt-Pestizide haben da eigentlich keine Chance."
    Aktuell wird empfohlen, eine Lösung mit Bacillus thuringiensis einzusetzen. Dieses Bakterium befällt Insekten. Sein Gift wird auch von genveränderten Pflanzen produziert. Allerdings wurden in Amerika auch schon Resistenzen beobachtet, so Sabine Hänniger.
    "Das wäre jetzt in Afrika sehr wichtig, möglichst schnell molekularbiologische Studien durchzuführen, um herauszufinden, ob die Gene, die für diese einzelnen Resistenzen verantwortlich sind, auch mit nach Afrika rübergekommen sind. Weil das eben die Strategie ändern würde, wie man mit dem Insekt umgeht."
    Die Bauern werden mit den Verlusten leben müssen
    Aktuell kommt es darauf an, die Bauern in Afrika über den neuen Schädling aufzuklären, meint Mattew Cock. Solange die Raupenzahl noch niedrig ist, kann nämlich der Mensch selbst Spodoptera frugiperda in seine Grenzen weisen.
    "Wenn man etwas Erde oder Sand auf die Wachstumsspitze der Maispflanze gibt, blockiert das die Raupen. Und Kleinbauern können auf den Pflanzen nach Eigelegen suchen. Die sind auffällig, bis zu einem Zentimeter groß und lassen sich absammeln."
    Große Felder, die viele Menschen ernähren, kann man so nicht schützen. Hier müssen dann doch Pestizide eingesetzt werden. Sinnvoll ist es auch, stark befallene Felder zu verbrennen. Auf lange Sicht aber, da sind sich Mattew Cock und Sabine Hänniger einig, sind biologische Strategien am erfolgversprechendsten. Zum einen widerstandsfähige Maissorten zu entwickeln und zum anderen Pilze, Bakterien oder Viren zu suchen, die speziell den Herbst Heerwurm befallen. Die Erfahrung in Nord- und Südamerika zeigt aber auch: Diesen Schädling wird man nicht wieder los. Die Afrikanischen Bauern werden lernen müssen, gegenzuhalten und mit den Ernteverlusten zu leben.