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Mallory: Kein überzeugender Sieg für Romney

Die Präsidentschaftsnominierung der Republikaner bleibt nach dem Super Tuesday spannend. Mitt Romney konnte zwar punkten, ein strahlender Sieg war es aber nicht. Für Charles King Mallory IV, Direktor des Berliner Aspen-Instituts, bleibt Romney aber der vielversprechendste Kandidat. Er habe immer noch die höchsten Chancen, zum Präsidenten gewählt zu werden.

Charles King Mallory im Gespräch mit Silvia Engels | 07.03.2012
    Silvia Engels: Der wichtigste Tag der US-Vorwahlen, der Super Tuesday, ist gelaufen. Sechs der insgesamt zehn Abstimmungen hat der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, für sich entscheiden können. Zuletzt hat er am Morgen die Abstimmung in Alaska mit 33 Prozent der Stimmen gewonnen. Doch sein schärfster Rivale, Rick Santorum, konnte immerhin drei Bundesstaaten hinter sich bringen und auch Newt Gingrich will weitermachen. Er hat zumindest in Georgia gewinnen können.
    Am Telefon ist nun Charles King Mallory, er ist der Direktor des Aspen-Instituts – das ist ein renommiertes, tendenziell konservativ ausgerichtetes Politikforschungsinstitut. Guten Tag, Herr Mallory!

    Charles King Mallory: Guten Tag, Frau Engels.

    Engels: Sechs Staaten also für Mitt Romney, drei Staaten für Rick Santorum, ein Staat für Newt Gingrich. Ein strahlender Sieg ist das vielleicht nicht für Mitt Romney; ist es dennoch eine Vorentscheidung?

    Mallory: Ich glaube, es wird allmählich ein bisschen schwieriger für Herrn Gingrich, der eigentlich nicht so wahnsinnig gut gepunktet hat gestern in einigen Staaten. Jedoch hat er noch eine starke Konkurrenz von Herrn Santorum und es wird sich ausdehnen bis zur Konvention im August in Tampa, Florida, dieses Rennen.

    Engels: Auf dem Parteitag im August wird endgültig entschieden. Meist fällt ja aber schon vorab eine Vorentscheidung. Rechnen Sie also damit, dass zunächst Gingrich aussteigt und es dann wirklich auf den Zweikampf Santorum und Mitt Romney hinausläuft?

    Mallory: So wie es im Moment aussieht, wird das eher tendenziell, wie es ablaufen würde, aber man weiß ja nie. Der Herr Gingrich könnte bis zum Parteitag dabei bleiben und ich rechne damit, dass es noch einige Zeit läuft, und das ist natürlich etwas, was den Herrn Romney weiter schwächen wird.

    Engels: Das Stichwort Geld fiel eben auch im Beitrag unseres Korrespondenten. Es ist ja bekannt, dass Mitt Romney sehr wohlhabend ist. Auf der einen Seite wird ihm das den Rückhalt sichern können, dass er seine Kampagne finanzieren kann. Aber schlägt es negativ zu Buche – darauf setzt ja auch sein Gegenkandidat Santorum -, dass er eben als zu weit abgehoben vom Volke gilt?

    Mallory: Das ist auf jeden Fall eines von den Problemen, unter denen Mitt Romney unter unabhängigen Wählern leidet, und die sind bekanntlicherweise die Wähler, die man überzeugen muss, um ins Weiße Haus gewählt zu werden. Und es ist natürlich auch bemerkenswert, dass der Romney mit weniger als ein Prozent den Santorum geschlagen hat in Ohio, obwohl er viermal so viel Geld ausgegeben hat.

    Engels: Ohio ist ein gutes Stichwort. Hier gibt es ja die alte Statistik, wonach kein Republikaner, der nicht die Vorwahlen in diesem Bundesstaat gewonnen hat, je Präsident geworden ist. Ist das mehr als Aberglaube? Oder anders gefragt: Warum ist Ohio wirklich so wichtig?

    Mallory: Ohio ist einer von den sogenannten "battleground states". Man kann die Staaten eigentlich einordnen in drei Gruppen: eine Gruppe, die tendenziell immer republikanisch wählt, eine Gruppe, die tendenziell immer demokratisch wählt, und dann die sogenannten "battleground states", wo es nicht klar ist. Florida ist einer von denen, da hat Romney ziemlich eindeutig gewonnen, und Ohio ist ein anderer und da ist dieser Sieg kein überzeugender Sieg, muss ich eigentlich sagen mit Aussicht auf November.

    Engels: Rick Santorum – schauen wir doch auf ihn -, der ist der schärfste Rivale, hätte beinahe auch in Ohio punkten können, Sie haben es erwähnt. Er profiliert sich ja im Vergleich zu Mitt Romney nicht nur über die Tatsache, dass er sagt, das Geld allein soll nicht gewinnen, sondern auch darüber, dass er deutlich weiter rechts steht. Als wahrhaft Konservativer will er punkten. Ist das auch ein Zeichen dafür, dass die Republikanische Partei generell weiter nach rechts gerückt ist?

    Mallory: Das auf jeden Fall und das ist immer die Herausforderung bei einem Wahlkampf bei den Republikanern, dass man in den sogenannten Primaries nach rechts valutieren muss, und dann muss es einem Kandidaten gelingen, bis vor der Hauptwahl wieder Richtung Mitte sich zu besinnen. Und das Problem mit diesen Vorwahlen dieses Mal ist, dass alles so weit nach rechts gezogen wird, dass es dem Romney oder den Kandidaten sehr schwierig fallen wird, wieder sozusagen sich Richtung Mitte rechtzeitig zu bewegen.

    Engels: Im August wird entschieden. Denken Sie, dass es wirklich bis zum Schluss offen bleiben wird, das Rennen zwischen Romney und ja wahrscheinlich Rick Santorum?

    Mallory: Ich rechne damit, dass mit der Zeit mehr und mehr Druck auf die Kandidaten ausgeübt wird, um sozusagen auszusteigen und eine Geschlossenheit zuzulassen, sodass man sich eigentlich organisieren kann, um effektiv gegen den Obama aufzutreten. Es ist noch nicht vorhersehbar, wann sozusagen der Punkt der Entscheidung sein wird, aber der wird, ich hoffe, auf jeden Fall vor dem Parteitag im August kommen.

    Engels: Sie haben es angesprochen: Der Wahlkampf wird relativ weit rechts geführt innerhalb des republikanischen Lagers. Wenn wir einmal vorausschauen auf dann die wirklichen Präsidentschaftswahlen im November – nach jetzigem Umfragestand würde Obama sowohl gegen Santorum als auch gegen Romney gewinnen können. Hat da auch dieser lange offene Wahlkampf der beiden, der ja auch stark gegeneinander geführt wurde, geschadet?

    Mallory: Der hat auf jeden Fall nicht geholfen. Allerdings ist die Aussagekraft von Umfragen so weit vor der Wahl relativ gering. Obama ist noch verwundbar, in Punkten Benzinpreise zum Beispiel, in Punkten Umverteilungspolitik, in Punkten Gesundheitsreform, noch hat die republikanische Seite ihr Feuer nicht auf den Herrn Obama konzentriert, und die große Herausforderung ist, diese Vorwahl jetzt so abzuwickeln, dass man sozusagen genügend Zeit für diese Artillerievorbereitung hat.

    Engels: Es wird ja auch gerätselt, wer im Rennen gegen Obama eigentlich die besseren Chancen hätte – Mitt Romney, der tendenziell mehr in der Mitte steht und dort vielleicht direkt Obamas Themen konkreter angreifen könnte, oder eben Rick Santorum, dem es gelingen würde, das rechte Wählerpotenzial gegen Obama zu mobilisieren. Was glauben Sie?

    Mallory: Na ja, die Umfragen zeigen, dass Romney vorne liegt. Es gibt einen Unterschied zwischen ihm und Obama von um die vier Prozent, sechs Prozent für Santorum und, ich glaube, wesentlich höher für Gingrich. Wir müssen sehen. Das Problem im Moment liegt darin, dass diese ganze Führung der Vorwahlkampagne im rechten Flügel der Politik den Romney ziemlich verwundet hat bei den unabhängigen Wählern.

    Engels: Das heißt also, welche Perspektive machen Sie auf, wer ist der aus republikanische Sicht vielversprechendste Kandidat?

    Mallory: Ich würde sagen, der vielversprechendste Kandidat bleibt immer noch Romney und er ist immer noch der Kandidat, der die höchsten Chancen hat, zum Präsidenten gewählt zu werden.

    Engels: Welche Themen werden die Präsidentschaftswahlen dann im Herbst entscheiden?

    Mallory: Ich glaube, es wird vor allem um wirtschaftliche Fragen gehen, wie gesagt Benzinpreise. Wenn die Krise mit Iran weiter andauert, wird der Preis hoch bleiben, und natürlich wird Obamas Handhabung der Iran-Politik infrage kommen. Aber es wird vor allem über Innenpolitik gehen, die Gesundheitsreform, Umverteilungspolitik der Obama-Administration und Arbeitslosigkeit.

    Engels: Wir haben einen Super Tuesday erlebt. Alle haben gesagt, da könnte gut eine Vorentscheidung fallen. Die ist nun nicht gefallen. Verliert dieser Super Tuesday generell seine Aussagekraft?

    Mallory: Na ja, es ist sozusagen strukturell ein Teil des amerikanischen politischen Kalenders. Oft, sehr oft hat es eine sehr starke Aussagekraft. Allerdings ist sozusagen die Palette von Kandidaten in diesem Wahlzyklus so strukturiert, dass es keinen eindeutigen stärkeren Kandidaten gibt, der mit der Hilfe von Super Tuesday sozusagen das Rennen zum Ende bringen könnte.

    Engels: Charles King Mallory, er ist der Direktor des Aspen-Instituts in Berlin. Wir sprachen mit ihm über die Konsequenzen aus dem Super Tuesday, also den Vorwahlen der US-Republikaner in zehn Bundesstaaten der vergangenen Nacht. Vielen Dank für das Gespräch.

    Mallory: Gerne, Frau Engels.

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

    Alle Beiträge zu den Vor- und Präsidenschaftswahlen in den USA im Sammelportal US-Wahl 2012