Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


"Man gegen man"

Laut Duden verwendet man das man, wenn man in der Allgemeinheit aufgeht oder aufgehen möchte. Man könnte es also als Zeichen von Bescheidenheit werten, wenn sich Karl-Theodor zu Guttenberg das Ich verkneift und nur noch man sein will.

Von Hajo Steinert | 29.11.2011
    "Man" habe sich damals ja schon entschuldigt, sagt er und meint mit dem "man" tatsächlich sich selbst. Oh man-oh-man! Oh Unschuldsmann! Von sich selbst in der dritten Person zu sprechen – das ist vornehm. Vor Ehrfurcht erstarrt stehen wir aus dem Bürgertum da, wenn uns der Glanz des Feudalen mit semantischer Schärfe trifft. Auch wir nennen uns jetzt mal alle zusammen man. So geht es man gegen man. Man hat ihn erwischt, man hat ihn des Pfuschs überführt, man hat man zum Rücktritt gezwungen. Man hat man, wie der Mann – jetzt sind wir ausnahmsweise mal beim doppelten "n" – wie der Mann des Tages selbst sagt, "mit Recht kritisiert". Sehr gnädig, Eure Durchlaucht. Das nicht nur er, der Herr von und zu, das Recht für sich gepachtet hat, sondern auch andere "mans" mal recht haben. Können – so spricht man als guter Demokrat. Oh man-oh-man! Man nenne die Männer nicht bei Namen, man stecke sie allen in einen Topf und nenne sie man. Mit einem "n". So werden wir "mans" alle gleich, so werden wir alle namenlos, wir, die wir ihm, dem Mann mit dem ermogelten Doktor, nicht alles glauben wollten, was man so von ihm alles hörte und immer noch hört und jetzt auch liest, wenn man will, will man? Man, das sind wir, die wir immer noch nicht glauben können, wen man, also er, sich im Interview mit einem als Chefredakteur getarnten Gesprächstherapeuten dreht und windet.

    "Guttenmans" Sprache des Ungefähren entspricht einer Taktik, die auf Verschleierung setzt, die den Nebel herbeiredet, in dem man nichts mehr erkennt, in dem man sich verliert, in dem man alles vergisst. Vergisst man? Vergessen wir? Nur nicht direkt werden, immer schön alles im Nebel belassen. Da fühlt man sich sicher. Bitte kein Klartext. So macht man das, wenn man sich schämt, aber schämt er sich? Man hat ihm Leid, man hat ihm Böses angetan, man, also er, redet sich raus. Oh man-oh-man! So wird man, also er, unschuldig. Wenn nicht heute, dann morgen, wen man, also wir, alles vergeben haben. Ein derartig postmodernes Geschwafel, wie sich man, also er, Karl-Theodor von "Guttenman" im Buch gewordenen Gespräch zu sich selbst finden will, hat man noch nicht gelesen. Dabei hat er doch, wie "man", also er, zugibt, doch nur "unterschiedliche Ordner" angelegt, damals, als man in großer Eile forschte und schrieb, unterschiedliche Ordner anlegen musste, in denen er sich verloren hat, verloren musste, der Arme, damals, als er, der viel beschäftigte Familienvater, im Nebenjob seinen Doktor machen wollte. Tränen der Rührung kommen uns "mans", wenn man sich vorstellt, dass man sogar auf Reisen seinen Computer rausholte, um weiterzuschreiben, "manchmal" sogar, wie unwirtlich(!), in Universitätsbibliotheken! Das ihm, also man, beim wilden Zusammenschnipseln gedanklichen Fremdeigentums so viele Mans erwischt haben, sei's drum. Man wird es vergessen. Man wird ja berühmt. Man ist jetzt Buch. Muss man es lesen. – Nein!