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Managergehälter
DAX-Vorstände verdienen wie noch nie

Wie viel haben die Vorstände der großen börsennotierten Unternehmen im vergangenen Jahr verdient? Einen transparenten Einblick in die Vergütung ermöglicht seit diesem Jahr der Deutsche Corporate Governance Kodex - das freiwillige Regelwerk für die Unternehmen. Das Ergebnis: Die Konzernchefs erhielten 2014 so viel Vergütungen wie nie zuvor.

Von Felix Lincke | 25.03.2015
    Der Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, Martin Winterkorn, bei der Jahreskonferenz am 13.3.2014 in Berlin.
    Verdiente auch 2014 viel Geld: VW-Konzernchef Martin Winterkorn (AFP - Johannes Eisele)
    Der Deutsche Corporate Governance Kodex für die gute Unternehmensführung in den börsennotierten Gesellschaften hat bei den Managergehältern durch eine Änderung der Regeln endlich die ersehnte Klarheit geschaffen. So gebe es bei DAX-Vorständen inzwischen so gut wie keine Geheimnisse mehr über die Vergütungen und ihre zum Teil sehr komplizierten Strukturen, sagt Michael Kramarsch von der HKP Group:
    "Die gesetzlichen Regelungen haben in der Vergangenheit einen Nebelschleier fast über die Hälfte des Vergütungspakets gelegt. Man sah Altersversorgung nicht, man sah nicht, was aus mehrjährigen variablen Vergütungen herauskommt. Und da bringt jetzt der Corporate Governance Kodex einfach Licht ins Vergütungs-Dunkel."
    Nur BMW und Merck liefern keine Daten
    Bis auf BMW und Merck, die bei der neuen Transparenz in Sachen Managergehälter noch nicht mitmachen, lieferten alle DAX-Vorstände die Zahlen, sodass HKP auch rückwirkend die Vergütungen ermitteln konnte. Das Ergebnis: Die Chefs verdienten 2014 ein Zehntel mehr als im Vorjahr. Das ist der höchste Anstieg der letzten fünf Jahre, weil die Unternehmen auch deutlich mehr Gewinne machten, nämlich fast 14 Prozent mehr.
    Der Durchschnittverdienst Vorstandschefs lag bei 5,9 Millionen Euro und dürfte im laufenden Jahr wegen des guten Umfeld noch einmal kräftig steigen. Ein Problem ist jedoch jetzt die Vergleichbarkeit mit Großunternehmen, die nicht an der Börse sind - und die gibt es in Deutschland in großer Zahl. Dort werden die Managergehälter nach dem deutschen Handelsgesetzbuch HGB ausgewiesen. Dabei erfährt die Öffentlichkeit vieles nicht. Kramarsch hält das zum Teil auch für gerechtfertigt:
    "Das brauche ich eben nur, wenn ich an der Börse bin und mein Unternehmen quasi an Aktionäre verkaufe, dann muss ich ein höheres Maß an Transparenz bieten."
    Chefs von VW und Daimler bekamen am meisten
    An der Spitze liegen weiterhin die Automanager von VW und Daimler, gefolgt von Post-Chef Frank Appel. Bei der Deutschen Bank, die früher einsame Spitze war, wird dagegen nur noch durchschnittlich bezahlt. Das hat mit der gesetzlichen Begrenzung von Bankgehälter durch die EU zu tun in Folge der Finanzkrise. Klaus Nieding von der Aktionärsvereinigung DSW:
    "Wir haben insbesondere durch bestimmte Bonusregelungen die Finanzkrise erst gefördert. Insofern ist es sinnvoll, dass man irgendwo auch einmal vonseiten des Staates eingreift, wenn denn freiwillige Regelungen der Marktteilnehmer nicht zu bekommen sind."
    "Bankenregulierung ein Fehlschlag"
    Die Banken haben aber Mittel und Wege gefunden, mit denen die Managergehälter künftig wieder kräftig steigen könnten, sagt Kramarsch:
    "Die Bankenregulierung ist ein Fehlschlag im Großen und Ganzen. Es kriegen die Manager das Gleiche, nurmehr fest."
    Bei der Deutschen Bank zum Beispiel wurde das Festgehalt, das vorher nur einen geringen Teil ausmachte, viel höher angesetzt, sodass viele Millionen jetzt unabhängig von der Leistung gezahlt werden.