Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

ADAC-Untersuchungsbericht
"Klare Anhaltspunkte" für umfangreichen Pfusch

Es ist ein turbulenter Tag für den ADAC. Zuerst trat Präsident Peter Meyer mit sofortiger Wirkung zurück. Dann legten Wirtschaftsprüfer ihren Bericht zu Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" vor. Das Ergebnis: Gepfuscht wurde wohl schon länger.

10.02.2014
    Der frühere ADAC-Präsident Peter Meyer mit Sonnenbrille. Im Hintergrund ein ADAC Schriftzug.
    ADAC-Präsident Peter Meyer hat in der anhaltenden Debatte über den Klub Konsequenzen gezogen (afp / Patrik Stollarz)
    Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte hat sich die diesjährige Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" des ADAC genauer angeschaut und festgestellt: Nicht nur die Teilnehmerzahl wurde gefälscht, auch an der Reihenfolge der Platzierungen wurde gedreht. Damit bestätigen die Prüfer offiziell, was in den vergangenen Wochen schon durchgesickert war.
    Ex-Kommunikationschef simulierte Ergebnisse
    Demnach wurden die Daten sowohl vorsätzlich verändert, teilweise seien die Daten aber auch technisch fehlerhaft verarbeitet worden. Als Beweise führt Deloitte an, dass der zurückgetretene Kommunikationschef Michael Ramstetter auf seinem PC verschiedene Szenarien simuliert habe, "bei denen sowohl die Stimmenzahl als auch die Zuordnung der Stimmen zu den einzelnen Modellen willkürlich verändert wurden". Für Ramstetter könnte das juristische Konsequenzen haben.
    Solche Manipulationen wurden wohl auch schon in den Vorjahren vorgenommen, so die Prüfer. Dafür gebe es zumindest "klare Anhaltspunkte". Die Untersuchungen der Jahre 2005 bis 2013 laufen noch.
    Als Reaktion auf die Ergebnisse des Prüfberichts kündigten mehrere Autohersteller an, ihre Preise zurückzugeben. Daimler und BMW erklärten, sämtliche "Gelben Engel" nicht behalten zu wollen. Die Auszeichnung habe seine Glaubwürdigkeit verloren.
    Am Mittag hatte schon eine Meldung im ADAC für Aufsehen gesorgt. Präsident Peter Meyer gab mit sofortiger Wirkung sein Amt auf. Nach Vereinsangaben kam der 64-Jährige damit einer möglichen Amtsenthebung zuvor. Das Präsidium habe ein entsprechendes Suspendierungsverfahren gegen ihn beschlossen.
    Meyer beklagt persönliche Angriffe
    Meyer selbst ließ dagegen erklären, er wolle "für Fehler und Manipulationen von hauptamtlichen Führungskräften […] nicht länger alleine verantwortlich gemacht werden". Meyer beklagte in seiner Stellungnahme zudem mangelnden Willen, strukturelle und unternehmenskulturelle Veränderungen im Klub durchzuführen.
    Mit seinen Äußerungen grenzt sich der bisherige ADAC-Präsident, der ehrenamtlich gearbeitet hat, von seinen hauptamtlichen Kollegen deutlich ab. Unser Korrespondent Michael Watzke hält nun weitere Rücktritte unter den Hauptamtlern für möglich.
    Darüber hinaus führte Meyer auch persönliche Gründe für die Entscheidung zum Rücktritt an, da seine Familie in den vergangen Tagen Angriffen und Diffamierungen ausgesetzt gewesen sei.
    Meyers Nachfolge wird voraussichtlich im Mai bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung geregelt. Bis dahin wird Vizepräsident August Markl kommissarischer ADAC-Präsident.
    Der zurückgetretene Präsident Meyer hatte im Anschluss an die Berichte einen Reformprozess eingeleitet. Mit einem Zehn-Punkte-Plan soll die Arbeit im ADAC transparenter werden.