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March for Science in New York
Weiterhin viele große Themen

Zum zweiten Mal hat der March of Science in den USA stattgefunden, um gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit der Trump-Regierung zu protestieren. In New York gab es aber deutlich weniger Teilnehmer als im letzten Jahr.

Von Heike Wipperfürth | 15.04.2018
    In Berlin kritisieren Wissenschaftler auf dem "March of Science" die Verbreitung von Fake News und "Alternative Fakten" (22. April 2017).
    In Berlin kritisieren Wissenschaftler auf dem "March of Science" die Verbreitung von Fake News und "Alternative Fakten" (22. April 2017). (imago stock&people)
    Gestern in New York - eine von rund 150 Städten in den USA, in denen sich Tausende zum zweiten March for Science versammelten, um gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit der Trump-Regierung zu kämpfen – viel weniger als im Vorjahr, sagt Laurie Garrett, eine preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin – und Rednerin beim March for Science in Manhattan.
    "Es sind viel weniger Leute hier als im Vorjahr. Das ist erschreckend."
    Viele große Themen
    Große Themen gab es genug. Impfgegner und Klimawandelleugner zum Beispiel. Und die Waffenlobby. Denn nach dem Massaker an einer Schule in Florida mit 17 Toten kam es in ganz Amerika zu Demonstrationen. In einer gemeinsamen Bittschrift an den US Kongress kritisierten fast 70 wissenschaftliche Organisationen den Mangel an finanziellen Mitteln für die Forschung zur Bekämpfung der Waffengewalt, darunter der March for Science und die Amerikanische Akademie der Krankenpfleger.
    Sie forderten die Abschaffung zweier Gesetze, die die Forschung über Ursachen und Prävention von Waffengewalt, der im Schnitt täglich 100 Menschen in Amerika zum Opfer fallen, massiv einschränken. Dagegen muss etwas getan werden, sagt auch Wei Ji Ma, ein Psychologe an der New York Universität und Redner beim March for Science in New York:
    "Es gibt viele Möglichkeiten, um mehr Mittel für die Forschung vom US-Kongress zu bekommen. Und es ist eine Schande, dass Forschung über die Folgen der Waffengewalt auf Druck der US Waffenlobby verboten wurde."
    Forscher kandidieren um politische Ämter
    Doch wissenschaftliche Erkenntnisse haben in der jetzigen US-Regierung nur wenig Aussicht auf Erfolg. Nur ein einziger Politiker im US-Kongress ist aktuell ein promovierter Wissenschaftler – bis jetzt. Denn alleine 60 Forscher kandidieren neuerdings für die Kongresswahlen im November, während 200 Wissenschaftler sich laut 314 Action, einer gemeinnützigen Organisation, die Wissenschaftler in die Politik holen will, zur Wahl in den US-Bundesstaaten gestellt haben. Das ist sehr ungewöhnlich, sagt die Wissenschaftsjournalistin.
    "Eine Rekordzahl von Wissenschaftlern kandidiert für Ämter auf allen Regierungsebenen. Das setzt einen Dialogprozess in Gang, wie wir ihn noch nie hatten."
    Positiv findet Garrett auch, dass der US-Kongress den Rotstift für den Forschungsetat im Haushaltsplan dieses Jahres nicht so drastisch angesetzt hat, wie Präsident Trump verlangt hat. Im Gegenteil: Der Forschungsetat habe sich um rund 13 Prozent erhöht. Das hört sich gut an, doch Garrett verweist auf ein anderes Problem.
    "Es geht nicht nur um Geld. Die echte Herausforderung für Wissenschaftler ist, interdisziplinär mit Wissenschaftlern aus anderen Bereichen zu arbeiten, um komplizierte Probleme wie den Klimawandel zu lösen. Aber Meeresforscher reden nicht mit Astronomen. Und diese kommunizieren nicht mit Biologen oder Gletscherforschern, obwohl alle den Klimawandel erforschen. Wie sollen Probleme, die uns alle bedrohen, gelöst werden, wenn sie noch nicht einmal das schaffen?"
    Wichtig sei auch, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern. Das finden auch einige Veranstalter des March for Science. Sie planen bereits ein dreitägiges Treffen in Chicago im Juli. Auf dem Programm stehen unter anderem Tipps für Forscher, die der Öffentlichkeit erklären wollen, warum das, was sie tun, wichtig ist.