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"Maria" in der Karibik
Erneut höchste Hurrikan-Warnstufe

65.000 Puerto Ricaner sitzen seit Hurrikan "Irma" immer noch im Dunkeln, auf vielen Inseln liegen noch Trümmer herum. Und schon droht neue Gefahr: Mit ähnlichem Kurs wie der verheerende Tropensturm vor knapp zwei Wochen bewegt sich "Maria" durch die Ostkaribik.

Von Ann-Kathrin Mellmann | 19.09.2017
    Vorbereitungen der Menschen auf Guadeloupe vor dem Hurrikan "Maria".
    Vorbereitungen der Menschen auf Guadeloupe vor dem Hurrikan "Maria". (AFP / Cedrick Isham Calvados)
    Innerhalb weniger Stunden hat sich Maria von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten Stufe fünf entwickelt. Jetzt hat er Windgeschwindigkeiten von 260 Kilometern pro Stunde. Mit ähnlichem Kurs wie der verheerende 5er-Hurrikan Irma vor knapp zwei Wochen bewegt sich Maria durch die Ostkaribik. Die ersten betroffenen Inseln der Kleinen Antillen sind Dominica und die französischen Überseegebiete Guadeloupe und Martinique.
    Alarmstufe Rot auf Martinique: Die fast 400.000 Einwohner sind aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen. Risikozonen werden evakuiert. Schon seit dem frühen Montagmorgen gibt es keinen Flugverkehr mehr auf die Insel, seit dem Mittag haben viele Bewohner keinen Strom. Schulen und Geschäfte sind geschlossen. Die Insel rechnet mit extrem hohen Wellen. Schon ist der Meeresspiegel gestiegen: Die Meerwasserentsalzungsanlagen sind überspült.
    Der französische Innenminister macht sich Sorgen, weil Guadeloupe als Logistikzentrum für die Hilfslieferungen auf die Insel Saint Martin eingerichtet worden war. Hurrikan Irma hatte Saint Martin vor zehn Tagen verwüstet, ebenso die Nachbarn Sint Maarten, Barbuda und die US-amerikanischen sowie britischen Jungferninseln.
    Das von der Nasa veröffentlichte Satellitenfoto zeigt Hurrikan "Maria" am 17.09. vor den Kleinen Antillen. Die französischen Karibikinseln Guadeloupe und Martinique bereiten sich auf den Durchzug des Hurrikans «Maria» vor.
    Hurrikan "Maria" vor den Kleinen Antillen. (NASA / dpa / dpa-Bildfunk )
    Dort hatte gerade erst Hurrikan Irma ganze Häuser weggerissen, Bäume entwurzelt und Boote aufs Land geschleudert. Die Bewohner, die geblieben sind, versuchen noch schnell zu befestigen, was sie können. Nach den Zerstörungen durch Hurrikan Irma liegen gefährlich viele Trümmer herum. Sturm Maria wird es ein leichtes sein, sie hinwegzufegen.
    Betroffener spricht vor der UN-Generalversammlung
    Richard Branson, der britische Unternehmer, dem eine der Jungferninseln gehört, hatte während Irma in seinem Keller ausgeharrt und postet seitdem Bilder und Videos der Zerstörung.
    Richard Branson, aufgenommen am 05.10.2015 in Valaparaiso (Chile). 
    Der Unternehmer Richard Branson (dpa / picture alliance / Felipe Trueba)
    In New York wolle er während der UN-Generalversammlung auf die für die Karibik katastrophalen Folgen des Klimawandels aufmerksam machen:
    "So etwas wie Hurrikan Irma habe ich noch nie erlebt. Er hat die Jungferninseln buchstäblich verwüstet. Es steht kein Baum mehr und nur noch sehr wenige Häuser. Die Einwohner haben alles verloren. Alle suchen Schutz vor dem nächsten Wirbelsturm. Deshalb bin ich in New York, um mich in die Gespräche über das Klima einzumischen. Ich will auf den Tisch klopfen und sagen: Es reicht. Wir müssen zusammenstehen und unsere Welt auf saubere Energie umstellen. Wenn nicht, werden wir jedes Jahr mehr von diesen Naturereignissen erleben."
    Wieder gilt höchste Hurrikan-Warnstufe für die Jungferninseln, auch für die drittgrößte Antilleninsel Puerto Rico. Dort decken sich die Menschen mit Lebensmitteln und Wasser ein. Schon sind viele Supermarktregale leer.
    (Mann) "Wir sind im Moment nicht auf einen solchen Sturm vorbereitet. Wir hatten ja gerade vor zwei Wochen einen. Puerto Rico kann nur auf Gottes Hilfe hoffen, dass uns nichts Schlimmes passiert. "
    (Frau) "Ich habe Angst, weil viele Leute sich noch nicht vom letzten Sturm erholt haben. Einige haben noch nicht einmal wieder Strom."
    65.000 Puerto Ricaner sitzen seit Irma im Dunkeln. US-Präsident Trump hat für das Außengebiet und für die US-Jungferninseln den Notstand ausgerufen. Das macht Mittel der Katastrophenhilfe frei. Zwei Hurrikans der Kategorie fünf in nur zwei Wochen im selben Karibik-Gebiet – an Zufall kann auf den betroffenen Inseln kaum jemand glauben. Zu Beginn der Generalsversammlung der Vereinten Nationen baten einige Karibikstaaten um Hilfe für den Wiederaufbau. Dort ist das Thema Klimawandel aktueller und dringender als je zuvor.