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Mark Carney bleibt bis 2019
Britischer Notenbankchef ärgert Theresa May

Er ist der Lieblingsfeind der Brexit-Befürworter auf der Insel: Mark Carney, der Gouverneur der Bank von England. Der kanadische Notenbanker geriet unter Beschuss, weil er wiederholt vor den wirtschaftlichen Folgen des Brexit warnte. Jetzt will er bis 2019 weitermachen.

Von Friedbert Meurer | 01.11.2016
    Der Chef der Bank of England, Mark Carney.
    Der Chef der Bank of England, Mark Carney. (dpa/picture-alliance/Sean Dempsey)
    Der Zeitpunkt ist genau gewählt: Bis Ende Juni 2019 bleibt Mark Carney Gouverneur der Bank von England. Und damit für die kompletten zwei Jahre der Brexit-Verhandlungen zwischen Gr0ßbritannien und der EU.
    Die Nachricht sorgte für Beruhigung an den Märkten, auch wenn Carney nicht die volle Amtszeit bis 2021 bleibt. Das Pfund kletterte nach oben. Viele Brexit-Befürworter hätten den Kanadier dagegen lieber heute als morgen gehen sehen. Carneys Vergehen: Er hatte vor dem Referendum vor den wirtschaftlichen Folgen des Brexit gewarnt.
    "Hätten Sie das auch vor einer Parlamentswahl gesagt," fragte ihn in einer denkwürdigen Ausschusssitzung des Unterhauses sein schärfster Kritiker Jacob Rees-Mogg von den Konservativen. "Was genau, meinen Sie?", konterte Carney damals und verwies darauf, dass er nur getan habe, was seine Aufgabe sei.
    Zuletzt war dann der Eindruck entstanden, dass Premierministerin Theresa May den kanadischen Notenbanker loswerden wollte. Ihre Rede auf dem Parteitag der Konservativen in Birmingham war so verstanden worden.
    Theresa May sichert ihrer volle Untetrstützung zu
    "Leute mit Vermögen werden durch die superniedrigen Zinsen reicher, Leute ohne leiden. Hypotheken wurden billiger. Aber die Sparer sind ärmer geworden. Das muss und wird sich ändern."
    Alles nur ein Missverständnis, hieß es dann am Regierungssitz. Theresa May war der Schaden klar, den ein Rücktritt im Jahr 2018, mitten während der Brexit-Gespräche angerichtet hätte. Sie versicherte jetzt Mark Carney ihre volle Unterstützung. Für die "Times" nur lauwarme Worte. Zustimmung dagegen für Carney von "Bloomberg", er habe einen "dritten Weg" gewählt. Der "Economist" spricht sogar von einem "Geniestreich".
    "Wenn er bleibt", hatte gestern Daniel Hannan von den Carney-Gegnern unter den Tories gefordert, "dann hat er sich daran zu halten, dass er nicht der Rockstar-Banker ist, der den Schotten sagt, dass sie besser bleiben, und den Briten, wie sie wählen. Er muss sich enger an sein Aufgabengebiet halten."
    Mark Carney selbst erklärte nur, er freue sich darauf zu helfen, einen ordentlichen Übergang für die Zeit nach dem Brexit herzustellen.