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Marke "Made in Germany" weiter auf dem Vormarsch

Zwar setzt die Eurokrise dem Exportgeschäft der Deutschen ein bisschen zu, Grund zur Beunruhigung sei das aber nicht, sagt der Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels. Schließlich wird auch für das kommende Jahr eine Zunahme der Ausfuhren um sechs Prozent erwartet.

Von Andreas Baum | 29.11.2011
    Die Bilanz des deutschen Außenhandels könnte kaum besser sein, und doch sorgt sich sein Branchenverband um's Geschäft der nächsten Jahre: Über allem schwebt das Damoklesschwert der Schuldenkrise, sagt Verbandspräsident Anton Börner. Noch sind die Zahlen gut. 2011 steigen die Ausfuhren um 12 Prozent auf eine Billion und 75 Milliarden Euro, was einen Außenhandelsüberschuss von 156 Milliarden Euro bedeutet. Für 2012 erwartet der Verband ein weiteres Wachstum von sechs Prozent. Der Anteil der Deutschen am Welthandel beträgt 9,5 Prozent. Kein Grund also für Anton Börner, die Konjunktur schlecht zu reden.

    "Mit dem erwarteten Exportzuwachs liegen wir absolut im langjährigen Mittel. Insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen ist die Stimmung für das nächste Jahr vorsichtig optimistisch. Das gilt insbesondere für den Investitionsgüterbereich und tendenziell für unsere Exporte in den Dollarraum."

    Denn die Märkte in Asien und Lateinamerika, aber auch Russland sind noch relativ unberührt von der Euro-Krise, ganz im Gegenteil, sie legen zu und investieren, auch in Technologie, und davon wiederum profitiert der deutsche Export – und zwar auf absehbare Zeit.

    "Die aufholenden Länder befinden sich im Wettlauf mit einer explodierenden Bevölkerungsentwicklung, welche massive Investitionen unter anderem in Energie- und Ressourceneffizienz, in Verkehrs- Bau- und Telekommunikationsinfrastruktur unabdingbar macht."

    Die realwirtschaftlichen Aussichten sind also historisch günstig – dieser Vorteil wird Börner zufolge aber verspielt, wenn es den europäischen Ländern nicht gelingt, ihre Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Die Exporte profitieren vom Euro, das bedeutet aber nicht, dass sich Deutschland auf jeden Kuhhandel einlassen sollte – der Außenhandelsverband ist gegen eine übertriebene Ausweitung der Rettungsschirme, gegen Schuldenvergemeinschaftung und andere Rechentricks. Wohlstand entsteht nur durch harte Arbeit und Kostendisziplin, das ist die Meinung von Verbandspräsident Börner, wer das nicht leisten kann, sollte nicht für immer Euro-Land bleiben.

    "Ich empfehle Griechenland, und im weiteren Sinne auch Portugal, freiwillig aus der Eurozone auszutreten, weil ein Verbleiben auch bei einem Haircut von 50 plus x Prozent das Wettbewerbsproblem des Landes Griechenland und auch Portugals nicht wird lösen können."

    Genauso wenig wie der Austritt Portugals und Griechenlands die europäische Schuldenkrise wird lösen können. Italien ist Börner zufolge quasi Mitglied auf Bewährung. Er wünscht sich von der italienischen Gesellschaft, die nächsten ein bis zwei Jahre zu nutzen, um die eigene Struktur des Wirtschaftens radikal zu erneuern.

    "Falls die italienische Gesellschaft nicht willens ist, das zu tun, und das werden wir in den nächsten zwölf Monaten sehen, empfehle ich auch Italien, aus der Eurozone herauszugehen, weil dieses Land dann es sehr, sehr schwer haben wird, auf eine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu kommen."

    Allein auf Frankreich als Euro-Land möchte der Außenhandelsverband auch auf Dauer nicht verzichten. Ein Scheitern der Gemeinschaftswährung würde unkalkulierbare politische Folgen haben, letztlich würde es dann zu einer Balkanisierung Europas kommen.