Donnerstag, 28. März 2024

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Marketing in Sozialen Medien
Schleichwerbung durch Internetstars?

Klassische Werbespots – das war einmal. Die Marketingbranche setzt auf junge Internetstars, die bei YouTube oder Instagram teils über Millionen Follower haben. Das Ziel: Produkte gezielt zu platzieren. Welche Gelder fließen, bleibt aber oft ein Geheimnis.

Sandra Pfister im Wirtschaftsgespräch mit Dirk-Oliver Heckmann | 23.08.2017
    YouTuberin Bianca "Bibi" Heinicke posiert mit einem Smartphone
    YouTuberin Bianca "Bibi" Heinicke ist eine der bekanntesten Internetstars (picture alliance / Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB)
    Dirk-Oliver Heckmann: Wie nutzen Firmen diese so genannten Influencer?
    Sandra Pfister: Sie versuchen damit, junge Leute zu ködern. Influencer, auf Deutsch "Beeinflusser", sind mächtig, weil sie einen riesigen Abonnentenkreis haben. Ab 20.000 Followern ungefähr ist man für Marketingleute interessant. Das können junge Mütter sein, Fitnessbegeisterte, aber vor allem: hübsche junge Frauen, die sich für Kosmetik interessieren. Oder für Mode. Und wenn diese Influencer etwas mögen, loben, benutzen, dann erreicht das junge Leute viel besser als Fernseh-Werbespots. Und es wirkt vor allem glaubwürdiger.
    "Fast alle großen Konzerne machen mit"
    Heckmann: Da lässt sich schwer die Grenze ziehen - wann ist es Schleichwerbung?
    Pfister: Darüber wird diskutiert. Denn einige Instagrammer und Youtuber weisen nicht darauf hin, dass sie teilweise Geld dafür bekommen. Es wirkt wie eine Grauzone. Inzwischen haben einige Influencer bereits Anzeigen bekommen wegen Schleichwerbung. Und wenn sie gefragt werden, was sie verdienen, sagen manche auf einmal gar nichts mehr.
    Heckmann: Wie wichtig ist diese Art der Werbung inzwischen?
    Pfister: Fast alle großen Konzerne machen mit. Verglichen mit den traditionellen Werbebudgets sind die Etats zwar noch klein. Aber sie verdoppeln sich wohl jedes Jahr. In Deutschland allein gibt es inzwischen fast fünf Millionen Influencer, die viel Geld damit verdienen oder sogar ganz davon leben können. Daran sieht man, wie die Bedeutung zunimmt.
    "250.000 Euro Verdienst sind keine Seltenheit"
    Heckmann: Und je mehr Follower desto interessanter für eine Firma?
    Pfister: Genau, je nachgefragter ein Influencer ist, desto mehr muss ein Unternehmen auch bezahlen. Pro 100.000 Follower gibt es 100 Euro pro Bild, so Schätzungen. Das führt dazu, dass viele Youtuber und Instagrammer um Abonnenten kämpfen. Einige nutzen Bots, also Software, die dafür sorgt, dass auf ihren Seiten immer viel los ist. Das lohnt sich für viele: Influencer können zum Teil ein paar Tausend Dollar im Jahr einnehmen. Oder sie bekommen ständig Produkte von den Firmen kostenlos.
    Heckmann: Wie viel verdient ein Influencer?
    Pfister: Es gibt grobe Schätzungen: Die größeren, die können schon gut davon leben, 250.000 Euro sind keine Seltenheit. Und über viele heißt es, sie seien Millionäre. Auch Deutsche.