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Mars-Mission Curiosity
Alter See auf dem Roten Planeten

Seit 16 Monaten arbeitet Curiosity auf dem Mars. Der Rover soll überprüfen, ob es auf dem trockenen Planeten vor langer Zeit lebensfreundlicher war als heute. Jetzt hat die Sonde Daten geliefert, die auf einen See hinweisen, der dort vor Jahrmillionen existiert haben könnte.

Von Karl Urban | 10.12.2013
    Am 6. August 2012 landete Curiosity im Galekrater und setzte sich gemächlich in Bewegung. Der mit sechs starken Elektromotoren ausgerüstete Rover verbrachte einige Monate an einer ungeordneten Felsformation aus Tongestein, um sich erst dann zum eigentlichen Ziel der Mission auf den Weg zu machen: dem schichtenreichen Berg Aeolis Mons im Zentrum des Kraters. Die NASA war für den langen Halt kritisiert worden - zu unrecht, wie sich nun zeigt. Denn die merkwürdigen Tongesteine sind offenbar Überreste eines ehemaligen Sees, dessen Größe anhand von Bildern aus dem Orbit abgeschätzt werden konnte. John Grotzinger, Projektwissenschaftler der Curiosity-Mission:
    "Wir denken, dass diese Tonsteine sich vor langer Zeit in diesem See gebildet haben. Trotzdem haben sie für Marsverhältnisse ein erstaunlich junges Alter, was viele von uns nicht erwartet hätten. Wir hatten eher geglaubt, dass diese Gesteine eigentlich älter sind und nur an diese Stelle transportiert worden sind."
    Vor rund 3,5 Milliarden Jahren, in der Jungzeit des Mars, sank der Ton in dem See ab. Das Alter des Gesteins so genau zu bestimmen, war nicht leicht. Auf dem Mars zählten Planetologen bisher Krater aus der Umlaufbahn. So versuchten sie abzuschätzen, welches Gestein älter ist als ein anderes - eine recht grobe Methode. Das Team von Curiosity schaffte es jetzt, die molekulare Uhr der Gesteine abzulesen und setzte dafür die Laborgeräte des Rovers ein. Aus den zwei natürlich zerfallenden Isotopen Argon und Kalium konnten sie ausrechnen, wann genau die Sedimentschichten am Grund des Sees anwuchsen. Mit der Zeit wurde aus Ton ein festes Tongestein - nur unterbrochen von dünnen Sedimentlagen, die für trockenere Zeiten sprechen.
    Nachweis für flüssiges Wasser schon früher erbracht
    "Wir wissen nun ziemlich genau, über welchen Zeitraum diese Tonsteine am Grunde des Sees entstanden sind - und wie lange er flüssig gewesen sein muss. Wir können abschätzen, dass die Tonsteinlagen am Boden wohl Dutzende Meter dick sind. Das heißt, der See war für einige Millionen Jahre flüssig und damit auch lebensfreundlich. Und selbst wenn er zwischendurch ausgetrocknet ist, könnte sich etwas Grundwasser im Untergrund gehalten haben."
    Den Nachweis für flüssiges Wasser in der Marsgeschichte hatten schon frühere Rover mehrfach erbracht. Kürzlich wies Curiosity im Galekrater nach, dass das Wasser sogar pH-neutral und reich an lebenswichtigen Elementen gewesen ist. Dessen Alter genauer einzugrenzen, könnte den Geologen in Zukunft helfen, an der richtigen Stelle nach wirklichen Lebensspuren zu suchen.
    "Das Alter der Gesteine ist erstaunlich, weil es aus einer Epoche vor rund 3,6 bis 3,5 Milliarden Jahren stammt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten winzigen Spuren im Gestein auf der Erde"
    Und solche Spuren sind selbst bei uns, in Reichweite menschlicher Geologen nur äußerst schwer nachzuweisen. Auf dem Marsboden von heute würden sich die chemischen Grundbausteine durch die kosmische Strahlung schnell auflösen - ein Nachweis gelang Curiosity nicht einmal in den offen liegenden Tonsteinen des Galekraters. Eine letzte Hoffnung ist nun der Bohrer Curiositys, der demnächst in der Tiefe nach organischen Überresten suchen soll.