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Mars-Rover "Curiosity"
Dem Rätsel des Galekraters auf der Spur

Der bislang teuerste Marsrover der NASA, "Curiosity", schlägt sich seit über drei Jahren auf dem Roten Planeten durch - ohne bisher einen wissenschaftlichen Durchbruch geliefert zu haben. Nun haben Forscher ihre bislang gesammelten geologischen Erkenntnisse vorgelegt, die noch mehr Fragen aufwerfen.

Von Karl Urban | 09.10.2015
    Der Rover Curiosity sucht auf dem Mars nach Wasser
    Der Rover "Curiosity" ist seit drei Jahren auf dem Mars unterwegs. (NASA)
    Vor 3,7 Milliarden Jahren stürzt ein gewaltiger Asteroid auf den Mars. Er reißt einen 150 Kilometer großen Krater in das Gestein des Roten Planeten: den Galekrater. Eine Landmarke, die in den folgenden Jahrmillionen mehrfach umgestaltet wird. In ihm lagern sich Sedimente ab, später verschwindet ein Teil davon wieder. Inmitten des Kraters bleibt ein gewaltiger fünf Kilometer hoher Berg stehen. Wie es dazu kam, ist ein geologisches Rätsel, das der Rover "Curiosity" versucht zu lösen. Seit über drei Jahren arbeitet er im Galekrater.
    "Wir sind gefahren und gefahren, um den Fuß des Berges zu erreichen. Schon der Weg dorthin war aufschlussreich. Es gibt da sehr unterschiedliche Gesteine. Mit ihrer Hilfe konnten wir jetzt rekonstruieren, wie die Landschaft dort ursprünglich aussah." Sanjeev Gupta vom Empirial College London ist einer der federführenden Geologen hinter "Curiosity". Die geologische Feldarbeit ist noch nicht abgeschlossen - aber längst geht es nicht mehr darum, ob auf dem Mars Wasser geflossen ist. Es geht darum, wie das Wasser die Oberfläche geformt hat, als der Planet wohl vermutlich feuchter war als heute.
    "Es ist ein Puzzlespiel, in dem wir nun mehr und mehr Teile ergänzen konnten. Da waren erst diese Kieselsteine und Sandsteine von einem alten Flussbett. Dann fanden wir geneigte Sedimente, wo sich einmal ein Fluss zu einem Delta verzweigt hat. Und direkt am Berg haben wir jetzt sehr, sehr dünne Sedimentschichten gefunden. Und wir glauben: Das sind Überreste eines altes Sees." Nach dem Asteroiden-Einschlag eroberte das reichlich vorhandene Wasser demnach schnell den Galekrater. Es stieg über den Kraterrand, formte Flussbetten, verzweigte sich zu einem Delta und mündete in einen oder mehrere Seen. Einige Jahrtausende müssen diesen Seen bestanden haben, vielleicht sogar Jahrmillionen. Sicher ist: Einige hundert Millionen Jahre später änderte sich das Klima auf dem Mars. Die Atmosphäre wurde kälter und dünner, das Wasser floss spärlicher. Am Ende war der Mars eine trockene Wüste.
    Kann Wind eine fünf Kilometer dicke Gesteinsschichten abtragen?
    In den letzten drei Milliarden Jahren änderte sich der Mars kaum noch. Und doch muss im Galekrater etwas passiert sein. Denn die vom Wasser Kilometer hoch aufgeschichteten Sedimente begannen zu schwinden. Der Krater wurde leer geräumt; bloß der Berg in seinem Zentrum blieb bestehen. Aber kann allein der Wind Motor dieses Erosionsprozesses gewesen sein? "Diese Gesteine sind älter als fast alle, die man auf der Erde finden kann. Denn bei uns erneuert die Plattentektonik die alte Erdkruste - ein Mechanismus, den es auf dem Mars nicht gibt. Wir reden also über eine immense Zeitspanne, in der Wind die Marslandschaft abgetragen haben könnte. Ich sehe da kein Problem."
    Ein Problem sieht dagegen Marjorie Chan von der University of Utah. Sie ist unbeteiligt an der aktuellen Studie. Wind allein könne kaum fünf Kilometer dicke Gesteinsschichten abtragen - auch nicht in Jahrmilliarden. "Wasser wirkt wie eine Kettensäge, die sich in die Landschaft einschneidet und sie wirklich formt. Der Wind macht danach eigentlich nur noch den Feinschliff."
    Wenn "Curiosity" durchhält, soll er in den nächsten Monaten weiter bergauf rollen. Dort lagern massive Tonsteine, die erzählen könnten, ob das Wasser lang genug dort stand, dass sich Leben entwickeln konnte. Noch etwas weiter oben eröffnen sich dem Rover die Gesteine aus der Zeit, als der Mars austrocknete. Vielleicht kann der Rover dort das Rätsel des Galekraters lösen.