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Marsdrehung einmal anders
Mars aus dem Gleichgewicht

Mars, der rote Nachbarplanet der Erde, präsentiert eine zweigeteilte Oberfläche: Die Südlandregionen liegen im Schnitt ein bis drei Kilometer höher als die tieferen Nordländer. Allerdings verläuft die Grenze zwischen Hoch- und Tieflandgebieten nicht entlang des Äquators oder zumindest parallel dazu, sondern um rund zwanzig Grad dagegen geneigt.

Von Hermann-Michael Hahn | 04.05.2016
    Die Tharsis-Aufwölbung (links) in der digitalen Höhenrelief-Karte des Mars
    Die Tharsis-Aufwölbung (links) in der digitalen Höhenrelief-Karte des Mars (NASA)
    Mars, der rote Nachbarplanet der Erde, präsentiert eine zweigeteilte Oberfläche: Die Südlandregionen liegen im Schnitt ein bis drei Kilometer höher als die tieferen Nordländer.
    Allerdings verläuft die Grenze zwischen Hoch- und Tieflandgebieten nicht entlang des Äquators oder zumindest parallel dazu, sondern um rund zwanzig Grad dagegen geneigt.
    Bislang ging man davon aus, dass diese – relativ zur Drehachse schief angeordnete Grenze – eher zufällig sein müsse. Jetzt bieten französische Forscher eine andere Erklärung an.
    Danach hat sich der äußere Gesteinsmantel des Planeten vor rund dreieinhalb Milliarden Jahren allmählich in seine heutige Ausrichtung verschoben. Die Drehachse blieb dabei unverändert.
    Grund für diese Poldrift war die damals entstehende Aufwölbung in der Tharsis-Region, einer bis zu zwölf Kilometer hohen Beule in der Marskruste, die durch vulkanische Aktivitäten geformt wurde.
    Die Tharsis-Region im sichtbaren Licht einer Mars-Fotografie
    Die Tharsis-Region im sichtbaren Licht einer Mars-Fotografie (NASA)
    Dabei wurde auf einer Fläche von rund 5000 Kilometern Durchmesser immerhin rund ein Siebzigstel der Masse unseres Mondes aufgetürmt, was zu einer gewaltigen Unwucht in der Rotation des Planeten führte.
    In deren Folge driftete die gesamte Marsoberfläche um rund zwanzig Grad nach Süden, so dass die Tharsis-Aufwölbung heute am Marsäquator liegt.
    Die ursprüngliche Lage der Tharsis-Aufwölbung lässt sich aus der heutigen Verteilung der ausgetrockneten Flussbetten auf dem Mars sowie der Lage polferner Eis-Reservoirs im Untergrund rekonstruieren. Diese Formationen entstanden nämlich allesamt in einer früheren Phase der Marsgeschichte.