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Marsrover Curiosity
Gerädertes Spezialgefährt

Seitdem der Rover Curiosity im August 2012 auf dem Mars gelandet ist, hat das Spezialgefährt etliche wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Nun machen die Räder dem fahrenden Labor zu schaffen - noch bevor Curiosity sein eigentliches Missionsziel erreicht hat.

Von Karl Urban | 24.02.2014
    Es war wohl das komplexeste Landemanöver auf einem anderen Planeten. Im August 2012 bremsten zunächst ein Hitzeschild und ein gewaltiger Fallschirm den tonnenschweren Rover, bis eine Batterie aus Raketentriebwerken Curiosity abseilte. Nach diesem Spektakel wurde es ruhiger: Zwischen den Funden ausgetrockneter Bäche oder uralter Flussbetten mit ehemals lebensfreundlichen Bedingungen folgte Curiosity stoisch dem harten Alltag eines robotischen Geologen.
    Über fünf Kilometer liegen heute hinter dem Rover, mehrere Kilometer sind es noch zu den interessantesten Gesteinsschichten am Fuße des Berges Aeolis Mons. Doch knapp ein halbes Jahr vor Ende seiner regulären Missionszeit, die problemlos um Jahre verlängert werden könnte, knirscht es.
    Zerdellte Räder mit Löchern
    "Über die letzten paar hundert Meter nutzen sich die Räder in zunehmendem Maße ab. Wir denken, das liegt an dem Untergrund mit seinen harten Steinen, die fest am Boden festgebacken sind."
    Der Ingenieur Matthew Haverly beschäftigt sich beim NASA Jet Propulsion Laboratory mit dem Antriebssystem des Rovers. Alle sechs Räder sind mittlerweile zerdellt. Unzählige spitze Steine haben sich eingedrückt, an zwei Rädern gibt es sogar Löcher.
    In einem Internetvideo der NASA zeigt Matthew Haverly, wie er ein Roverduplikat auf der Erde testweise über besonders scharfe Objekte steuert. Die Radflächen Curiositys bestünden zwar nur aus Aluminium, das gerade so dick sei wie sieben Blatt Papier. Hinzu kämen aber stabile Streben aus Titan, die sich kaum verbiegen ließen. Trotzdem scheut die NASA derzeit Interviews zu diesem Thema – und lässt Projektmanager Jim Erickson aufkommende Sorgen schriftlich zurückweisen:
    "Selbst wenn die Räder schon stark beschädigt sind, beeinträchtigt das nicht die Fähigkeit des Rovers, zu fahren."
    Die Routenplaner der NASA haben dagegen längst weicheres Terrain auf dem Mars gewählt. Und sie ließen den Rover zuletzt radschonend rückwärts fahren. Dass solche Maßnahmen überhaupt nötig sind, ist überraschend: Denn der Bauplan Curiositys basiert auf den bewährten Vorgängern des Rovers, die viele Jahre auf dem Mars fuhren und dabei deutlich mehr Kilometer zurücklegten. Ausgerechnet bei Curiositys Rädern probierten die Konstrukteure allerdings etwas Neues, erläutert NASA-Ingenieur Sean Haggert.
    "Die Räder tun deutlich mehr als vergleichbare Systeme bei früheren Rovern. Zuerst federn sie die raue Landung ab. Danach fahren sie den Rover herum."
    Die dünnen Radflächen gerieten dabei wohl eine Spur zu flexibel. Gerade der spektakulär in Szene gesetzte Himmelskran ist nun offenbar Schuld daran, dass Curiositys Räder zwar die Landung gut vertrugen, aber weniger die langen Fahrten über felsigen Grund. Der Rover soll zwar auch mit mehr Löchern weiter problemlos fahren können, sagt die NASA. Ob er aber die interessantesten Gesteinsformationen überhaupt erreicht, bleibt abzuwarten. Denn ausgerechnet dort wartet besonders steiniger Untergrund.