Donnerstag, 25. April 2024

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Matthias Platzeck über die WM in Russland
"Es geht um Begegnung und Austausch"

Matthias Platzeck ist Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums. Die Diskussionen um die politische Lage im WM-Gastgeberland haben auch ihn intensiv beschäftigt. Bei aller Kritik an Wladimir Putins Prestigeprojekt, hofft Platzeck auf einen positiven Effekt für die russische Gesellschaft.

Matthias Platzeck im Gespräch mit Marina Schweizer | 16.06.2018
    Matthias Platzeck, Vorstandsvorsitzender des deutsch-russsichen Forums, am rednerpult bei einer Veranstaltung in Krasnodar.
    Matthias Platzeck, Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums, bei einer Rede in Krasnodar. (imago stock&people)
    Eines steht für Matthias Platzeck, den Vorsitzenden des Deutsch-Russischen Forums, fest: Mit Bedeutung überfrachten sollte man Sportveranstaltungen nicht. Dennoch betont er die Chancen von Begegnung und Austausch im Rahmen von Großevents wie Fußball-WM oder Olympischen Spielen. Es sei nie zu ersetzen, "sich selber ein Bild zu machen und mit den eigenen Schlussfolgerungen von dannen zu ziehen".
    Gleichzeitig warnt Platzeck im Fall von Russland vor einem Entfremdungsprozess, den auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zuletzt moniert hatte. "Jahrzehntelang war der Westen eine Art Sehnsuchtsstation für viele Russen. Das hat sich in den letzten Jahren doch deutlich gewandelt", erklärt Platzeck. Gerade deshalb sei der kulturelle Austausch als Begleiterscheinung der WM wichtig.
    Platzeck lobt Begeisterung und Offenheit der russischen Bevölkerung
    Nicht widersprechen möchte Platzeck der Kritik, dass Wladimir Putin die Fußball-WM als persönliche Bühne nutzt. "Sportveranstaltungen dienen auch immer der Selbstdarstellung", sagt der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums. Dennoch müsse die Begeisterung in der der russischen Bevölkerung respektiert werden. "Ich habe unzählige Menschen getroffen, die sich ehrlichen Herzens auf diese Fußball-Weltmeisterschaft und auf viele Begegnungen freuen."
    "Die Menschen sind, über das was sie geleistet haben, begeistert. Das sollte man nicht unterbewerten oder negieren", sagt Platzeck. Das Deutsch-Russische Forum nutzt die WM selbst als Bühne für ein besonderes Projekt. Jugendliche aus Deutschland sind nach Russland gereist, um dort in Partnerstädten an Freundschaftsspielen teilzunehmen. Ohne die WM sei dieses Projekt nicht zustande gekommen, meint Platzeck.
    Sport als Katalysator für gesellschaftliche Entwicklungen?
    "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ein großes Fußballfest die Stimmung verbessert und Verkrampfungen löst", betont Platzeck. Er nennt das Beispiel Korea und die dortigen Entwicklungen der letzten Wochen. Indirekt hätten die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang dazu beigetragen. Für Platzeck können sportliche Großevents als mögliche "Katalysatoren" für Entwicklungen in einem Land fungieren.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.