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MDR-Sportreporter belastet

Der bekannte Wintersport-Fernsehreporter Hans-Joachim ("Achim") Schröter war laut "Spiegel" Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Sein Deckname war IM Sven". Schröter, heute 64 Jahre alt, arbeitete bis 1989 für das DDR-Fernsehen.

Von Thomas Purschke | 01.01.2011
    Wie der "Spiegel" in seiner neuesten Ausgabe berichtet, wurde der Sportjournalist Hans-Joachim Schröter mindestens zwei Jahre lang vom MfS, dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR, als Inoffizieller Mitarbeiter geführt. Sein Deckname war "IM Sven", seine Registrier-Nummer XV 338/78. Für Schröter zuständig war die HVA Potsdam, also die Hauptverwaltung Aufklärung für die Auslandsspionage der Stasi. Dies belegen Dokumente der sogenannten Birthler-Behörde für Unterlagen der DDR-Staatssicherheit in Berlin.

    Stasi -Oberst Gerhard Poßekel von der Spionage-Abteilung Hauptverwaltung Aufklärung der MfS-Bezirksverwaltung Potsdam stellte 1985 dem Sportreporter des damaligen DDR-Fernsehens, Hans-Joachim Schröter, in einem Schreiben an die Stasi-Zentrale Berlin ein Zeugnis aus, das ihn als Stasi-Zuträger äußerst positiv charakterisierte. Zitat:

    "Zum Schröter bestand in den Jahren 1977 und 1978 inoffizieller Kontakt. In diesem Kontakt erwies sich, dass Schröter dem MfS aufgeschlossen gegenüberstand. Er erklärte seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit und übernahm auch Aufträge, die er in guter Qualität löste."

    Laut Aktenlage wurde die Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit erst eingestellt, als Schröters erste Ehefrau "Kenntnis von seinem Kontakt zum Ministerium für Staatssicherheit" erhalten habe und sie sich "konsequent gegen eine solche Tätigkeit ihres Mannes aussprach." Ein Großteil des Aktenbestandes des DDR-Auslandsgeheimdienstes gilt als vernichtet.

    Helmut Müller-Enbergs, ein anerkannter Fachmann der Birthler-Behörde in Sachen Hauptverwaltung-Aufklärung, erklärte auf Anfrage:

    "Nach Aktenlage ist zu schlussfolgern, dass Herr Schröter im Zeitraum 1977/78 wissentlich und willentlich mit dem MfS kooperiert hat."

    Schröter war gegen Ende der DDR für sein Wirken als sozialistischer Sportreporter von höchsten DDR-Regierungsvertretern ausgezeichnet worden. Nach Vollzug der deutschen Einheit hatte der Sportjournalist aus Kleinmachnow auch mit dem ZDF Gespräche geführt, es war aber zu keinem Arbeitsverhältnis gekommen

    Ein Sprecher des Mitteldeutschen Rundfunks, für den Schröter als freier Journalist tätig ist, erklärte auf Anfrage, in Schröters Fall sei im Rahmen der Überprüfung auf eine frühere Stasi-Tätigkeit ein "Selbstüberprüfungsverfahren" angewandt worden. Der Personalausschuss des Rundfunkrates habe sich 2001 mit der damals vorliegenden Auskunft der Birthler-Behörde zu Schröter befasst. Nach Prüfung habe das Gremium die Empfehlung ausgesprochen, dass - Zitat - "eine Weiterbeschäftigung zumutbar sei". Dieser Empfehlung sei der MDR gefolgt.

    Laut "Spiegel" hat Schröter auf dessen Anfragen nicht reagiert und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.