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Sachsen
Bombardier baut ab - Proteste der Arbeitnehmer

Der kanadische Bombardier-Konzern hat umfangreiche Stellenkürzungen in Deutschland angekündigt. Ostsachsen ist hiervon besonders betroffen. Die Empörung in der Belegschaft ist groß, auf einem Aktionstag der IG-Metall haben sie ihren Unmut geäußert.

Von Alexandra Gerlach | 17.03.2016
    Den dramatischten Appell richtet der Görlitzer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer an die Belegschaft:
    "So ernst und gefährlich war die Situation für den Waggonbau Görlitz noch nie in den letzten 25 Jahren, und deswegen ist es richtig, dass Sie alle Kraft mobilisieren und hier deutlich machen: So nicht! Das lassen wir mit uns nicht machen!"
    Hunderte Beschäftigte haben sich an diesem Morgen vor den Toren des Bombardier-Werks versammelt. Ernste Mienen, Trillerpfeifen, angespanntes Zuhören. Die Stimmung ist im Keller, seit der Bombardier-Konzern kürzlich völlig überraschend drastische Personalkürzungen verkündet hat. Hier in Görlitz trifft es 500 Leiharbeiter und weitere, mehr als 200 Stellen in der Stammbelegschaft:
    "Wut und Machtlosigkeit, man ist dem ausgeliefert. Was da beschlossen wird, wir können nur hoffen, dass für die Belegschaft das Beste rauskommt, ich bin jetzt 38 Jahre in diesem Unternehmen. Ich würde mir mal wünschen, dass sich mal einer von denen hier sehen lässt. Dann würden wir uns die Mal vornehmen, aber es traut sich ja keiner her, die sind zu feige dazu!"
    Überkapazitäten abbauen, Innovationsführerschaft absichern
    Nur in der Zeitung äußert sich an diesem Tag der Deutschlandchef des Bombardierkonzerns, Dieter John, der auch für das Mittel- und Osteuropa sowie das Russland Geschäft zuständig ist. In einem Interview verteidigt er die Stellenkürzungen, spricht von Überkapazitäten, die es abzubauen gelte und davon, dass der Konzern seine Innovations- und Technologieführerschaft absichern müsse. Die beiden Bombardier-Werke in Bautzen und Görlitz sollen fusionieren und zu einem Kompetenzzentrum für den in dieser Region traditionsreichen Waggonbau werden. In Görlitz soll jedoch die Entwicklungsabteilung des einstigen Weltmarktführers bis Ende des Jahres geschlossen werden. Für Jan Otto, den ersten Bevollmächtigten der IG-Metall ist das weder nachvollziehbar noch schlüssig:
    "Weil, wenn man von einem Werksverbund redet, der ein Schienenkompetenz-Center sein soll, dann braucht man die Innovationsfähigkeit hier direkt vor Ort."
    Nicht nur die Gewerkschaft spricht von Missmanagement der Konzernleitung und will ein umfassendes Gegenkonzept vorlegen, um den Kahlschlag abzuwenden und die Entwicklungskompetenz am Standort Görlitz zu erhalten. Jan Otto:
    "Wenn wir dieses Konzept fertig haben und die deutsche und auch die franko-kanadische Geschäftsführung nicht bereit sind, mit uns zu verhandeln und zu reden, dann greifen wir zum letzten Mittel, dann gibt es hier wirklich Krieg!"
    Die sächsische Landesregierung bemüht sich indessen eine Eskalation abzuwenden.