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Medienbranche
Zeitungsauflagen und -umsätze gehen erneut zurück

Der Negativtrend bei gedruckten Zeitungen geht weiter. Die Gesamterlöse gingen um 4,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zurück. Allerdings gibt es einen Boom beim Verkauf von digitalen Inhalten - die aber können das Minus bei den Druckauflagen noch nicht ausgleichen.

Von Dieter Nürnberger | 08.07.2014
    Auf einem Tisch liegen deutsche Tageszeitungen so versetzt, dass jeweils nur der Titel zu lesen ist, ganz vorne "Die Welt", "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Süddeutsche Zeitung"
    Die Auflage der Zeitungen geht jährlich den Angaben zufolge um etwa drei Prozent zurück. (dpa / Jan Woitas)
    "Na, ich würde sagen, eher die Älteren. Die sind an eine Tageszeitung gewöhnt. Junge Leute gucken da ja in den Computer, auf die neusten Nachrichten. Viele junge Leute können auch keine Zeitung lesen, die haben das nie gelernt. Die Alten sterben aus, die, die Zeitung lesen."
    Seit Jahrzehnten schon betreibt diese Dame ihren Zeitungskiosk in der Nähe der Gedächtniskirche in Berlin. Und die Verkäufe der Printmedien gingen in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurück. Der kleine Kiosk liegt damit voll im Trend. Denn nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger gehen die Auflagen der gedruckten Blätter jährlich um rund drei Prozent zurück. Zumindest bei lokalen und regionalen Zeitungen. Im ersten Quartal 2014 gab es sogar ein Minus von über fünf Prozent bei den überregionalen Titeln. Keine guten Zeiten also für die Zeitungsverleger. Und der Dachverband BDZV beschwerte sich in diesem Zusammenhang heute denn auch über so manche als falsch bewertete politische Entscheidung - Beispiel Mindestlohn. Die nun vereinbarten 8,50 Euro werden ab 2015 auch bei den rund 160.000 Zustellern gelten, allerdings gibt es eine zweijährige Übergangsregelung mit reduzierten Sozialabgaben. Das sei nicht genug - sagt Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des BDZV.
    "Dies ist eine jährliche Mehrbelastung von 220 Millionen Euro. In einem rückläufigen Markt."
    Die Gesamterlöse der Zeitungen gingen um 4,4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro zurück. Doch zeigt die Bilanz der Zeitungsverleger nicht nur negative Entwicklungen. So konnten die elektronischen Auflagen um mehr als 63 Prozent auf nun 560.000 Exemplare gesteigert werden. Ein Hoffnungsschimmer. Doch auch hier mangelt es aus Sicht der Verleger an politischer Unterstützung. Hauptgeschäftsführer Wolff:
    "Wenn Sie eine gedruckte Zeitung verkaufen, dann gilt ein Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Ein reduzierter Satz also. Wenn Sie das Ganze elektronisch machen, sind es 19 Prozent. Das muss beides zum reduzierten Satz von sieben Prozent vertrieben werden - wenn man will, dass auch im elektronischen Bereich sich ein Markt entwickeln soll."
    E-Paper, Apps für Smartphones und Tablets sowie die Einbindung über soziale Netzwerke. Die Verlage seien hier auf einem guten Weg - Beispiel Applikationen für mobile Geräte: Hans-Joachim Fuhrmann ist beim BDZV zuständig für Kommunikation und Multimedia.
    "Mir begegnet immer wieder die Kritik, das alles sehe ja genauso aus wie gedruckte Zeitungen. Wo sei denn da der multimediale Impact? Das ist so gewollt! Das ist gelerntes Zeitungsnutzungsverhalten. Viele Menschen wünschen sich eine App, die so gestaltet ist, dass sie sich in ihr ähnlich gut zurechtfinden, wie in dem gedruckten Produkt."
    Doch kann der Boom beim Verkauf von digitalen Inhalten noch nicht die Einbußen bei den Druckauflagen ausgleichen. Mut macht aus Sicht des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger aber eine aktuelle Umfrage, wonach die Reichweiten des Mediums Zeitung wohl weiterhin ungebrochen sind. Man erreiche über 80 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren. Und für die ganz Jungen, die Zielgruppe von 12 bis 19 Jahren, jene Generation also, die von so manchem Experten als Leser schon abgeschrieben wurde, sei die Zeitung immerhin das glaubwürdigste Medium.