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Medienethik
Über die Grenzen des Zumutbaren

Das Bild eines toten syrischen Jungen, dessen Leiche an den Strand der Türkei angeschwemmt worden war, hat viele Menschen verstört. Doch auch die Mahner waren schnell zur Stelle. Soll man, darf man ein solches Foto überhaupt zeigen? Die "Süddeutsche Zeitung" hat - neben anderen deutschen Blättern - entschieden, das Foto nicht zu zeigen. Heribert Prantl, Mitglied der SZ-Chefredaktion, erklärt im DLF, warum.

Heribert Prantl im Gespräch mit Brigitte Baetz | 05.09.2015
    Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung".
    Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der "Süddeutschen Zeitung". (Imago / Sven Simon)
    "Man darf das tote Flüchtlingskind nicht instrumentalisieren, auch nicht für einen guten Zweck." Der Tod habe seine eigene Würde, und diese sei absolut. Man dürfe das tote Kind nicht zum Objekt machen für gute Interessen anderer, so Prantl.
    Die Fotografin Nilüfer Demir, die das Bild für die türkische Agentur DHA gemacht hatte, erklärte: "Ich hoffe, dass mein Bild einen Beitrag leistet, dass sich die Situation der Flüchtlinge ändert und keine Menschen mehr auf der Flucht getötet werden."
    International reagierten die Medien sehr unterschiedlich. So hat kaum eine französische Zeitung das Bild gedruckt, aber fast alle britischen. "Le Monde", ermutigt durch die englischen Kollegen, druckte es einen Tag später, musste sich jedoch entschuldigen, da die Seite gegenüber die Werbeaufnahme einer Frau mit Luxushandtasche am Strand liegend zeigte.

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