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Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU)
Lappen weg: Idiotentest

MPU – ist im Verkehrsrecht das Schreckenswort schlechthin: Wer unter hohem Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss Auto fährt und dabei erwischt wird, der kann erst mal seinen Führerschein verlieren. Will er den wiederhaben, muss er in einem Test nachweisen, dass er medizinisch und psychologisch in der Lage ist, einen PKW zu steuern.

Von Mirko Smiljanic | 29.09.2015
    Da sitzt der junge Mann in einem kleinen Raum des TÜV Nord, Köln, vor Monitoren und wartet auf den Start des "Psychologischen Leistungstests". Freiwillig ist er nicht hier,...
    "...1,69 Promille, erwischt worden und jetzt muss ich MPU machen,..."
    Bei 1,69 Promille kennt der Gesetzgeber kein Pardon, der Führerschein ist weg.
    "Jetzt mindestens sieben Monate."
    Außerdem muss er sich einer "Medizinisch-Psychologischen Untersuchung", kurz MPU unterziehen.
    "Die Idee der MPU ist, festzustellen, ob eine Fahreignung vorhanden ist, Fahreignung ist mehr als die aktuelle Fahrtüchtigkeit."
    Sagt Dr. Fritz Meyer-Gramcko, Verkehrspsychologe in der Beratungsstelle für Kraftfahreignung, Köln.
    "Es gibt viele Leute, die den Lehrerberuf ergreifen, die die Prüfung erfolgreich absolvieren und damit befähigt sind, den Lehrerberuf auszuüben, aber dann stellen sie fest, dass sie nicht geeignet sind für den Lehrerberuf beispielsweise, weil sie den Belastungen nicht gewachsen sind."
    Medizinische Grunduntersuchung zu Beginn
    Auf den Straßenverkehr übertragen heißt das: Bestandene Führerscheinprüfungen garantieren noch lange kein angemessenes Autofahren. Entsprechend soll die MPU klären, ob der mit 1,69 Promille Blutalkohol erwischte Autofahrer künftig den Belastungen des Straßenverkehrs gewachsen ist, sprich: Nüchtern fährt. Es beginnt mit einer medizinischen Grunduntersuchen. Ein Arzt ermittelt vom Gewicht über den Blutdruck bis hin zu den Leberwerten alle medizinischen Faktoren, die das Fahren eines Pkw beeinflussen. Im zweiten Teil der MPU steht ein psychologisches Gespräch im Mittelpunkt, so Christian Müller, Verkehrspsychologe beim TÜV Nord.
    "In dem psychologischen Untersuchungsgespräch geht es insbesondere darum, festzustellen, ob jemand sein problematisches Verhalten erkannt hat und auch stabil verändert hat."
    Psychologische Leistungsfähigkeit wird getestet
    Ob im vorliegenden Fall der junge Mann also künftig nach Alkoholkonsum sich nicht mehr ans Steuer setzt. Beim dritten und letzten Teil einer MPU schließlich geht es um die psychologische Leistungsfähigkeit – immer bezogen natürlich auf das sichere Fahren eines Pkw.
    "Wir fangen jetzt mit einem von den zwei Test an. Zunächst mal geht es jetzt mal um einen Konzentrationstest, Sie haben jetzt diese spezielle Tastatur vor sich, Sie sehen die rote und grüne Taste, und jetzt folgt die weitere Instruktion, wenn Sie mal die grüne Taste drücken, erkläre ich Ihnen den weiteren Ablauf."
    Auf dem Bildschirm erscheinen vier in einer Reihe angeordnet geometrische Figuren. Darunter ist ein Feld, in dem ebenfalls Symbole zu sehen sind. Ist das Symbol in diesem Feld identisch mit einem der oberen Symbole, drückt der Proband den grünen Knopf, wenn nicht, den roten. Los geht's mit den ersten Fehlern.",...
    "Ja, also ganz oben war jetzt kein Pfeil, unten war ein Pfeil, ich dachte, das sollte dasselbe sein, okay, jetzt habe ich es verstanden."
    Beim zweiten Test geht es um die optische Orientierung. Von einer Reihe Punkten gehen Linien ab, die wie bei einem Wollknäuel in sich verschlungen sind. In rascher Folge erscheinen nun an den Enden der Linien rote Pfeile. Von den Pfeilen aus muss der Proband die Linie bis zum Punkt zurückverfolgen und die entsprechende Ziffer drücken.
    "Na ja, es geht, wenn man erst einmal begriffen hat, ist es okay, aber man muss sich konzentrieren."
    Irgendwann kommt dann die Stunde der Wahrheit: MPU bestanden, ja oder nein?
    "Gut, jetzt haben Sie die beide Tests absolviert, ich habe mir die Ergebnisse angesehen, Sie haben in beiden Tests ausreichend Prozentränge von über 16 erreicht, in einem Bereich sogar leicht überdurchschnittlich, das heißt, in diesem Bereich haben wir schon mal keine Schwierigkeiten zu erwarten."
    Wobei das wichtigste natürlich ist: Kein Alkohol am Steuer!
    "Also, ich habe mir fest vorgenommen, ich werde keinen Alkohol mehr konsumieren und definitiv kein Auto mehr fahren, wenn ich ein Bier getrunken habe."