Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Mehr Austausch mit China

Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat auf ihrer Chinareise betont, dass sie auch in Zeiten der Tibet-Krise auf Dialog hofft - und nicht auf Konfrontation. Im Gespräch mit ihren chinesischen Amtskollegen sei klar geworden, die Tibet-Krise werde keinen Einfluss auf die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit haben. Schavan unterzeichnete in Peking Vereinbarungen über mehr Bildungsprogramme zwischen Deutschland und China.

Von Astrid Freyeisen | 16.04.2008
    Noch vor 20 Jahren wurden Studenten der Sinologie mitleidig belächelt: China-Wissenschaften - Schmetterlingsstudiengänge. Sinologie-Jahrgänge mit 20 Studenten galten damals als groß, heute sind 200 Studenten normal. Bundesbildungsministerin Annette Schavan will diesen Trend fördern - in Peking schloss sie Rahmenvereinbarungen über mehr Austausch in der Bildung ab:

    " Es wird mehr Stipendien geben. Ich glaube, in beiden Ländern ist klar: Es geht nicht nur ums Stipendium, sondern wichtig ist: Wenn jemand ins Gastland kommt, dass auch ein Netzwerk aufgebaut ist, in dem jemand dann auch andere vorfindet, die gleichermaßen Erfahrungen machen. Wer nach China geht oder von China nach Deutschland kommt, der wird wirklich gut begleitet in dieser Zeit des Studiums."

    Annette Schavan setzt auf die über 400 Partnerschaften zwischen deutschen und chinesischen Hochschulen. Beispiel Shanghai, die dortigen Elite-Universitäten Tongji und Fudan: Beide pflegen seit Jahren den Austausch deutscher und chinesischer Studenten:

    Chinesische Studentin: " "Ich würde später gerne im Ausland weiterstudieren. Tongji hat eine Verbindung mit Deutschland. Ich denke, da wäre es sehr passend für mich, dorthin zu gehen. Ich finde die europäische ur zieht mich mehr an als die amerikanische. "

    Chinesische Studentin: " In der Universität habe ich die Chance, Deutsch zu lernen. Während dieser Zeit kann ich sehr viele Vorlesungen hören. "

    Deutscher Student: " Wir haben zusätzlich Professoren aus Fudan in Hamburg, sodass der China-spezifische Bezug in der Lehre sehr stark vertreten ist. "

    Chinesischer Student: " Ich wollte vor allem meinen Horizont erweitern. Das wir meiner Karriere einen Schub geben. Ich sehe nun viele Dinge in China wissenschaftlicher, und außer dem habe ich viele Freunde gefunden. Das wird mein Leben bereichern. "

    Eckpfeiler der meisten Programme ist der Deutsche Akademische Austauschdienst. Dessen Pekinger Büro bereitet derzeit neue Programme für Chinesen und Deutsche vor, vor allem in der Biotechnologie: Einen Austausch für Postdocs, also für die Zeit nach der Doktorarbeit. Und sogenannte Juniorforschergruppen, in denen Chinesen und Deutsche zusammenarbeiten. Wie die Vereinbarungen von Annette Schavan umgesetzt werden und wie hoch die Mittel dafür sein werden, entscheidet ihr Ministerium im Herbst. Wobei längerfristig nicht nur Hochschulstudenten im Mittelpunkt stehen:

    " Es gibt in Deutschland erste Gymnasien, die diese Fremdsprache anbieten. Aber es wird wichtig sein, dass wir hier noch einen stärkeren Prozess in Gang setzen. Wir werden weitere Vereinbarungen im Bereich der beruflichen Bildung treffen. Wir wollen ja auch ein stück Internationalisierung der beruflichen Bildung, also derer, die über eine Ausbildung in hochqualifizierte Berufe gehen. "

    Bei den deutsch-chinesischen Programmen sind die Verbindungen zur Wirtschaft oft sehr eng. Etwa durch Lehrstühle, gestiftet von Firmen. Oder wenn Studenten gleich nach dem Abschluss in Unternehmen vermittelt werden. Und letztendlich hat die Bundesregierung auch ein politisches Ziel: Eine Deutschland wohl gesonnene chinesische Elite zu fördern. Das beste Beispiel: der Forschungsminister höchstpersönlich. Wan Gang hat in Deutschland studiert, war dann jahrelang Manager bei Audi, bevor er Präsident der Shanghaier Tongji-Uni wurde und im vergangenen Jahr Forschungsminister:

    " Unsere Wertigkeit ist eigentlich, die besten, für jede Seite geeigneten Ingenieure und Sozialwissenschaftler auszubilden, sodass die zu jeder Seite ihre Werte in den Gesellschaften entfalten können. "

    Mit Wan Gang habe sie ein besonders gutes Verhältnis, sagt Annette Schavan. Im Anschluss an Peking wird sie in Shanghai zwei Universitäten und die deutsche Schule besuchen.