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Mehr Vertrauen und Sicherheit in die digitale Welt

Daten aus dem eigenen PC in die große Datenwolke zu stellen, kostet viele Anwender noch große Überwindung. Cloud Computing und Vertrauen ins Netz sind deshalb die Hauptthemen der diesjährigen Computermesse CeBit.

Von Susanne Schrammar | 05.03.2012
    Die Stimmung in der IT-Branche ist zuversichtlich, die Auftragsbücher sind schon zum Start der Computermesse Cebit gut gefüllt. Zwar geht der Branchenverband BITKOM davon aus, dass das deutsche Umsatzwachstum von Produkten und Diensten der Informationstechnologie, der Telekommunikation und der Unterhaltungselektronik in diesem Jahr deutlich unter der 4 Prozent-Prognose für den Weltmarkt liegen wird, dennoch können die deutschen Unternehmen zufrieden sein. BITKOM Präsident Dieter Kempf:

    "Wir gehen mit viel Rückenwind aus 2011 in das Jahr 2012, rechnen für das Jahr 2012 mit einem knapp zweiprozentigen Wachstum. Wir hatten schon mal gedacht, es könnten mehr als zwei Prozent werden, aber die Verunsicherung der deutschen Märkte, jetzt grad der Schuldenkrise, ist natürlich groß. Aber das ist trotzdem noch ein ordentlicher konjunktureller Impuls."

    Absoluter Zukunftsmarkt und darum eines der Hauptthemen auf der heute Abend startenden Cebit in Hannover ist erneut das Thema Cloud Computing. Emails, Fotos, Musik oder Firmendaten werden dabei auf Servern von Dienstleistern gelagert und über das Internet zur Verfügung gestellt. Das spart Speicherplatz. Die Bitkom geht davon aus, dass der deutsche Markt für Cloud Computing, der heute bei 5 Milliarden Euro liegt, sich in den nächsten Jahren mehr als verdreifacht. Auf der Cebit zeigt ein Großteil der Unternehmen ihre Cloudlösungen für Wirtschaft und Privatnutzer. HP hat heute angekündigt, die Cloud anfassbar zu machen, die Telekom will mit den neuen Internetdiensten ihr Geschäft auf eine neue Grundlage stellen. Vorstandsvorsitzender Rene Obermann:

    "Die PC-Architektur mit lokalen Services und Anwendungen ist überholt. Menschen wollen immer und überall, Zugriff auf ihre Daten und ihre Anwendungen haben. Immer neue Anwendungen kommen aus der Cloud. Für die Industrie bedeutet die Cloud eine große Chance und wir wollen in diesem Ökosystem Cloud eine wichtige Rolle einnehmen als deutsche Telekom."

    Doch so richtig in Fahrt kommt das Geschäft mit dem Cloud Computing in Deutschland noch nicht. Sicherheitspannen und Datenschutzdebatten wie zuletzt bei Google oder Facebook haben für Misstrauen bei den Nutzern gesorgt. Aus einer Bitkom-Umfrage geht hervor, dass 69 Prozent der Internetnutzer online weniger leicht Vertrauen fassen außerhalb des Netzes. Managing Trust – das Vertrauen in die Sicherheit des Internets stärken – ist daher eine der größten Herausforderungen der Branche und Leitthema der diesjährigen Cebit. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) warf Unternehmen wie Google und Facebook vor, mit ihren Geschäftsgebaren das Vertrauen in die Branche zu untergraben. Anbieter hätten beim Thema Sicherheit und Datenschutz eine Bringschuld, sagte die Ministerin heute in Hannover.

    "Vertrauen ist im Internet eigentlich die höchste Währung, weil dann kann das Medium nur in seinem faszinierenden Umfang nur genutzt werden und deshalb ist Vertrauensgewinnung oder vielleicht auch Vertrauenserhalt entscheidend. Da sehe ich noch deutlichen Handlungsbedarf."

    Deutsche Unternehmen, glaubt Aigner, könnten sich in dieser Frage einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da sie den im Vergleich zum Ausland strengeren deutschen Datenschutzbestimmungen unterlägen. Doch die Verbraucher hätten auch die Pflicht zum sorgsamen Umgang mit ihren Daten, so die Ministerin und kündigte an, mehr Informationsmöglichkeiten für Internetnutzer zur Verfügung zu stellen.