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Mehrheit der Deutschen mag den Euro

Auch wenn die Eurozone weiter kriselt: Fast 70 Prozent der Deutschen wollen laut einer aktuellen Forsa-Umfrage den Euro behalten. Dabei gilt: Je höher das Nettohaushaltseinkommen, desto höher die Zustimmung zur Gemeinschaftswährung.

Von Brigitte Scholtes | 09.04.2013
    Fast 70 Prozent der Deutschen wollen den Euro behalten. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Umfrage des Forsa-Instituts für das "Handelsblatt". Nur 27 Prozent der Deutschen wollen danach die DM zurückhaben. Dabei gilt: Je höher das Nettohaushaltseinkommen, desto höher ist auch die Zustimmung zur Gemeinschaftswährung. Sogar 79 Prozent derjenigen sind Euro-Befürworter, die netto mehr als 3000 Euro im Monat verdienen. Vor einem Jahr noch lehnte jeder Zweite die Gemeinschaftswährung ab. Die Eurokrise und ihre Auswirkungen machten den Deutschen zwar immer noch Sorge, hieß es vom Forsa-Institut. Aber die Einstellung zum Euro als Währungseinheit werde davon nicht mehr berührt. Ob dieses Ergebnis nachhaltig ist, muss sich erst noch zeigen, wünschenswert wäre es jedenfalls, meint Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz:

    "Es wäre sehr gut, wenn die deutsche Bevölkerung zur Kenntnis nehmen würde, dass der Euro eine im Ganzen erfolgreiche Währung ist, einen hohen Anteil an den Weltwährungsreserven hat, die Inflation durchaus gezähmt ist und alle Inflationierungsbefürchtungen durch die aktuelle Entwicklung nicht bekräftigt, vielleicht sogar eher widerlegt werden. Dass Deutschland auch Vorteile vom Euro hat, sollte inzwischen klar sein. Es wäre sehr erfreulich, wenn die deutsche Bevölkerung diese positiven Auswirkungen des Euro stärker gewichten würde."

    Diese Vorteile zeigen sich für die Deutschen vor allem im Export. Der aber ist im Februar überraschend zurückgegangen: Der Umsatz der deutschen Exporteure fiel um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Volkswirte hatten eine stabile Entwicklung erwartet. Vor allem die Ausfuhren in die Euro-Staaten gingen deutlich um 4,1 Prozent zurück. Ein Monat allein setze aber noch keinen Trend, glaubt Allianz-Chefvolkswirt Heise:

    "Die Zeichen, dass sich die Weltwirtschaft belebt, sind relativ deutlich, und dass die deutsche Wirtschaft auch angesichts des Eurokurses gegenüber vielen wichtigen Partnerländern, des relativ niedrigen Eurokurses, hoch ist, daran kann auch kein Zweifel bestehen. Also, deutsche Exporteure werden an der Belebung des Welthandels mit Sicherheit partizipieren, vielleicht sogar leichte Weltmarktanteilsgewinne verzeichnen können, sodass ich in diesen Zahlen für Februar keinen neuen Trend sehe."

    Die wieder aufflammende Eurokrise scheint der Wirtschaft in Deutschland nicht zu stark zu schaden. Die Krise in Zypern und in Portugal und die lange Suche nach einer Regierung in Italien versetzen auch die Finanzmärkte nicht mehr in Panik, ein ermutigendes Zeichen, meint Michael Heise:

    "Die Finanzmärkte würdigen offenbar die strukturellen oder die makroökonomischen Anpassungen, die in vielen Ländern stattfinden, die ganz markant sind und teilweise weit über das hinausgehen, was man in anderen Regionen der Welt sieht."

    Die Allianz rechnet für die deutsche Wirtschaft jedenfalls nicht mit allzu harten Auswirkungen der Krise. In diesem Jahr sollte das Bruttoinlandsprodukt um ein Prozent, im kommenden um sogar 2,1 Prozent zulegen, glauben deren Volkswirte.