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Mein Klassiker
"Es ist ein ganz strammer Revolutionswestern"

Pop-Tagebücher in der "FAZ", Artikel für den "Rolling Stone" und ein Roman- irgendwann war dem Autor Eric Pfeil das Schreiben über Musik nicht mehr genug. 2013 erschien sein Debütalbum als Liedermacher und dieses Jahr der Nachfolger "Die Liebe, Der Tod, Die Stadt, Der Fluss". Er plädiert dafür, sich mehrmals pro Jahr den Trash-Western "Vamos A Matar Companero" anzuschauen - auch wegen der Musik.

Von Mike Herbstreuth | 10.11.2015
    Eric Pfeil im Studio des Deutschlandradio Kultur.
    Singender Schriftsteller: Eric Pfeil (Deutschlandradio / Tarik Ahmia)
    "Mein Name ist Eric Pfeil, ich bin Musiker und mein Klassiker ist ein Italo-Western namens 'Vamos A Matar Companeros'. Auf deutsch heißt er wahlweise "Zwei Companeros", manchmal heißt er auch "Zwei wilde Companeros". Es ist ein Italo-Western von Sergio Corbucci, der hat auch Django gedreht mit Franco Nero und Franco Nero spielt auch in diesem Film mit.
    Es ist ein ganz strammer Revolutionswestern und ich liebe den Film aus tausend Gründen. Ich guck ihn mir einmal im Jahr mindestens an - unter anderem wegen der großartigen Musik von Ennio Morricone. Der hat ein sehr donnerndes Titelthema geschrieben - das heißt auch 'Vamos a matar companeros'.
    Und er hat selber mal dazu gesagt: Das ist eigentlich ein gregorianischer Choral sei das eigentlich, aber das würden die einfachen Menschen ja nicht hören. Der Text dieses Stücks, was sehr aufrüttelnd ist, lautet auf Deutsch übersetzt: "Lasst uns töten, Companeros". Zu dieser Musik reiten die wilden Revolutionäre durch die Gegend und machen sich bereit fürs Töten. Es ist ein sehr wilder, gewalttätiger Film und hat viele tolle Details. Jack Palance spielt einen kiffenden Bösewicht, der die ganze Zeit einen Vogel auf der Schulter sitzen hat.
    'Der Vogel war der einzige, der mich nicht verraten hat. Mit seinem kleinen Schnäbelchen hat er mich von dem Baum befreit, an den mich die wütenden Bauern genagelt hatten.'
    Iris Berben spielt sonderbarerweise mit in diesem Film - sie spielt eine 17-jährige, junge Revolutionärin.
    'Wir verteidigen die Freiheit. Wir kämpfen für die Interessen der Armen, nicht die Geldsäcke der Reichen. Es lebe die Freiheit!'
    Und mein absoluter Lieblingsschauspieler spielt die zweite Hauptrolle: Tomas Milián. Ein Kubaner, der in Italien zum schauspielerischen Volkshelden geworden ist, weil er immer so linke Revolutionäre oder Kleinganoven gespielt hat, die sich das nehmen, was sie brauchen, um den Bauch vollzukriegen.
    'Wir sind wieder in Mexiko, hier mache ich was ich will! Und wenn Dir das nicht passt, dann rutsch meinetwegen den Rio Grande runter! Ich bin so wie ich bin und krieche keinem in den Arsch! Verstanden?'
    Das ist ein ganz toller Film, der alles hat was das italienische Kino und Italien ausmacht: sehr kunstvoll, aber auch vollkommen derbe und gewaltverherrlichend. Also muss dringend empfohlen werden und mehrfach im Jahr geguckt werden!"