Donnerstag, 28. März 2024

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Mein Klassiker
Herman van Veen über "Golem"

Der Niederländer Herman van Veen ist vielseitig begabt: Er ist Sänger, Liedtexter und Schriftsteller. Sein Klassiker ist „Der Golem“ von Gustav Meyrink, ein impressionistisches Traumbild.

Aufgezeichnet von Knut Benzner | 15.03.2016
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    Der Niederländer Herman van Veen (picture alliance / dpa)
    Mein Name ist Herman van Veen, ich mache Kunst, also ich bin Maler, ich schreib´ Texte, Gedichte, Bücher und reise in der Welt herum und erzähle unsere Geschichte.
    Ein Buch, das ich faszinierend fand und finde, ist "Golem" von Gustav Meyring, das beschreibt Menschen, die versuchen, einen Menschen zu bauen, der sie beschützt.
    Auszug aus "Golem": "Eine Geschichte von einem Buche? Eigentlich von einem Menschen, der ein Buch brachte und seltsam aussah. Pernath weiß nicht, wie er heißt, wo er wohnt, was er wollte, und trotzdem sein Aussehen sehr auffallend gewesen sein soll, lasse es sich doch nicht recht schildern."
    Und das finde ich einen sehr interessanten Gedanken, ob der Mensch in der Lage wäre, einen Computer oder ein Wesen zu bauen, das weiß, dass es sich gibt. Ich hoffe, dass es nicht möglich ist.
    "Der Maler Vrieslander ließ sein Schnitzmesser sinken. Golem? Ich habe schon soviel davon reden hören, wissen Sie etwas über den Golem, Zwakh? Wer kann sagen, dass es über den Golem etwas wisse, antwortete Zwakh und zuckte die Achsel. Man verweist ihn ins Reich der Sage. Bis sich eines Tages in den Gassen ein Ereignis vollzieht, dass ihn plötzlich wiederaufleben lässt. Ich kann freilich nicht wissen, worauf sich die Golem-Sage zurück führen lässt. Dass aber irgend etwas, was nicht sterben kann, in diesem Stadtviertel sein Wesen treibt und damit zusammenhängt, dessen bin ich sicher."
    Das ist alt, alt, ich weiß nicht, wann das erschienen ist, aber das muss vor 80, 90 Jahren sein ungefähr.
    "Immer wieder begibt es sich nämlich, dass ein vollkommen fremder Mensch farblos, von gelber Gesichtsfarbe und mongolischem Typus aus der Richtung der Altschulgasse her, in altmodische verschossene Kleider gehüllt, gleichmäßigen und eigentümlich stolpernden Ganges, so, als wolle er jeden Augenblick vornüber fallen durch die Judenstadt schreitet und plötzlich unsichtbar wird."
    Als ich dreißig war ungefähr, hab´ ich mich immer wieder erinnert, an das Buch, immer wieder, wenn ich etwas sehe über Forschung oder Entwicklungen in der Technik, denke ich: So lange es tut, dass wir wollen, was es tut. Aber kommt je ein Moment, dass... ich hoffe es nicht.
    "Das Wasser für den Punsch brodelte im Kessel und Josah Prokop füllte wiederum die Gläser. Leise, ganz leise klangen die Klänge der Tanzmusik durch das geschlossene Fenster, manchmal verstummten sie vollends, dann wiederum wachten sie ein wenig auf, wie sie der Wind unterwegs verlor oder zu uns von der Gasse empor trug."
    Es ist philosophisch höchst interessant: Kann ein Mensch etwas bauen, das weiß, dass es denkt. Und das wird jetzt bewiesen, hahahaha, nein, ich finde das eine spannende Materie, beängstigende Materie auch.