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Mein Klassiker
Jackson Browne steht auf Berlin Noir

Jackson Browne ist Teil der mal bewunderten, mal skeptisch betrachteten Singer-Songwriter-Szene von Los Angeles. Sein Klassiker ist eine Detektivgeschichte: die Berlin-Noir-Trilogie von Philipp Kerr, die ihm ein anderes Bild von Deutschland zeigte.

Von Knut Benzner | 23.06.2015
    Der amerikanische Musiker und Sänger Jackson Browne 2014 bei einem Auftritt in Italien.
    Der amerikanische Musiker und Sänger Jackson Browne 2014 bei einem Auftritt in Italien. (Imago / Italy Photo Press / Andrea Oldani)
    Hallo, mein Name ist Jackson Browne und ich bin ein Musiker, Songwriter, Sänger und ich glaube, eines meiner favorisierten Bücher, die ich letztlich gelesen habe, ist Berlin Noir: Die Berlin-Trilogie, geschrieben von Philip Kerr. Der kein Deutscher ist, aber seriöse Detektiv-Geschichten schreibt, mit einem detektivischen Krüppel, dem ehemaligen Kripo-Beamten Bernie Gunther.
    "Beim Warten auf den Lift war eine kleine Anschlagtafel kaum zu übersehen, an der eine Aufforderung klebte, die Sammlung für Mutter und Kind zu unterstützen sowie die Anordnung der Partei, einen antisemitischen Film zu besuchen. Für diese Anschlagtafel war der Hausmeister verantwortlich, ein kleiner, verschlagener Mann, der aussah wie ein Leichenbestatter. Er ist nicht nur der Blockwart mit Polizeibefugnis, sondern auch ein Spitzel der Gestapo. "Da war eine junge Dame, die Sie sprechen wollte, Herr Gunther", sagte er. Zu meiner Erleichterung kam der Lift, ich zog die Tür auf und trat hienein. Eines Tages werde ich diesem Wiesel die Zähne einschlagen."
    Berlin Noir: Die Berlin-Trilogie beginnt mit dem Aufstieg des Dritten Reiches. Im zweiten Teil geht es um dessen Höhepunkt, im dritten Teil, der nennt sich Requiem, um Berlin nach dem Krieg.
    "Zarah Lischka", las er. "Alter 17 Jahre. Eltern deutsch. Verschwunden am 6.Juli 1938, Leiche gefunden am 1.August in einem Abzugskanal im Tiergarten, Nähe Siegessäule." "Und jetzt ist ein weiteres Mädchen verschwunden", sagte ich. "Ja", sagte er. Er zuckte die Achseln. "Verschwand Montag, 15.August, nachdem sie das Haus verlassen hatte, um im Auftrag des BDM für die Wirtschaftshilfe zu sammeln."
    Ich nehme an, ich bin zu dem Buch gekommen, weil es das Deutschland beschreibt, das meine Eltern kannten. Ich bin schließlich in Heidelberg geboren und meine Eltern lebten nach dem Krieg in Deutschland, und ich war erstaunt über diese, na ja, ich wurde angezogen von den Beschreibungen der Deutschen und wie das Leben in Berlin unter den Alliierten, die Berlin geteilt hatten, gewesen ist.
    "Zur Zeit leben wir in Angst. Hauptsächlich ist es die Angst vor dem Iwan, der nur die umfassende Furcht vor Geschlechtskrankheiten gleichkommt, die so etwas wie eine Epidemie geworden ist, obgleich beide Beschwerden im Allgemeinen für ein und dasselbe gehalten werden."
    Keine Literatur, wie wir sie verstehen
    Diese Geschichten sind sehr außergewöhnlich, denn die Figur des Bernie Gunther macht seinen Mund auf, er sagt, was passiert - bei der Polizei ist er nicht so populär, und während des Verlaufs der Geschichte wird der Krüppel dann doch ein SS-Offizier. Die Aufklärung der Fälle unterliegt natürlich den Nazis, und Gunther untersucht so, was sie politisch und was sie verbrecherisch taten, um das Land zu übernehmen.
    "Ein junger SS-Sturmbannführer stolzierte vor der Reihe auf und ab, schrie einige Gefangene an und trat sie in den Rücken oder ins Gesäß. Als ein alter Mann auf dem Steinfußboden zusammenbrach, schlug ihn der Sturmbannführer bewusstlos. Während der ganzen Zeit kamen neue Gefangene hinzu. Nach einer Stunde waren wir fast hundert."
    Es ist sicherlich ein schuldbewusstes Vergnügen, denn es sind Detektiv-Geschichten, keine Literatur wie wir sie verstehen, wie sie sich versteht, aber tatsächlich ist sie sehr, sehr gut, die Bernie-Gunther-Serie. Das sind meine geliebtesten Bücher.