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Mein Klassiker
Lauf, Peter, lauf!

Es ist langweilig, man sieht blöd aus und nur selten trifft man interessante Menschen. Das sagt der Schauspieler und Regisseur Peter Jordan über das Joggen. Dennoch ist das Laufen eine seiner größten Leidenschaften. Wer Glück hat, kann ihn auf seiner Lieblingslaufstrecke in Berlin begegnen.

Aufgezeichnet von Elmar Krämer | 11.08.2015
    Der Schauspieler Peter Jordan.
    Schauspieler Peter Jordan über das Joggen: "Es schult einfach die Disziplin, sich immer wieder zusammen zu nehmen, sich immer wieder aufzuraffen." (picture alliance / dpa / Georg Wendt)
    Meine Freundin behauptet dann immer, wenn ich mit dem Auto irgendwo vorbeifahre, wo ich normalerweise immer laufe, dann sage ich immer: Hier laufe ich immer! Und dann behauptet sie immer, wenn wir an der Ampel stehen: Ist dir schon mal aufgefallen, dass du ein erotisches Verhältnis zu deinen Laufstrecken entwickelt hast?
    Wahrscheinlich liegt das daran, dass man so viel Zeit damit verbringt und deswegen man so eine Beziehung dazu aufbaut und dann jeden Pflasterstein, jeden Baum, jeden Mülleimer, an dem man vorbeikommt, anders betrachtet.
    Also es fing mal an mit einer Leidenschaft, irgendwann war es dann eine körperliche Geschichte, man wird ja auch abhängig davon und mittlerweile ist das so eine Disziplinschulung. Also ich habe immer weniger Lust dazu, es ist langweilig, man sieht blöd aus, man trifft auch keine irgendwie interessanten Menschen, wenn man das tut. Man ist sowieso meistens allein, wenn es regnet draußen oder kalt ist, aber ich tue es, um zu spüren, dass ich es noch kann! Das ist eigentlich alles.
    Eine Sache der Disziplin
    Es schult einfach die Disziplin, sich immer wieder zusammen zu nehmen, sich immer wieder aufzuraffen und es zu tun, auch wenn einem überhaupt nicht danach ist. Also man gewöhnt sich an, Dinge zu tun, auf die man keinen Bock hat – das ist der Sinn der Sache.
    Ja, man ist ja auch allein eine Stunde, aber kostet halt auch Zeit. Man prüft bei jedem Anstieg ob es einem besser geht, als das Mal davor.
    Dann, wo ich laufe, gibt es mittlerweile auch – also in der Stadt zwar, Berlin, aber Berlin ist ja ziemlich wild – da gibt es eben halt schon mal zwei Fuchsrudel, die da herumrennen. Ab und zu sehe ich mal einen Marder, also meistens im Winter in der Dämmerung oder Waschbären, die gerade die Mülleimer plündern.
    Das nimmt man schon alles wahr. Man wird ja auch teilweise beschimpft, Menschen rufen einem hinterher.
    "Der Trend ist deutlich zu spüren"
    Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass früher, also ich will jetzt nicht sagen, wo ich herumrenne, da wurden früher so mehr oder weniger, so wenn es dunkel wurde, gerne mal Drogen verkauft oder irgendwelche Sachen in Gebüschen getrieben – und ähm, die Jogger nehmen zu.
    Also es ist immer mehr so, dass irgendwelche Leute in teuren Lycra-Klamotten und Schuhen ihre Runden drehen, also das Ganze wird sicherer und gesünder. Also der Trend ist deutlich zu spüren.
    Zehn Kilometer – das war früher mal viel mehr. Ich bin jetzt fast 50, ich habe mich daran gewöhnt. Das werde ich vermutlich nie sein lassen können."