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Mein Klassiker
Michael Kessler: Jacques Tati

Michael Kessler ist bekannt für seine Parodien und Nachahmungen für "Switch reloaded" oder "Kessler ist ...". Dabei beweist er eine feine Beobachtungsgabe. Die haben auch seine Vorbilder. Eines davon ist der französische Filmemacher Jacques Tati. Warum, erzählt Michael Kessler in unserer Rubrik "Mein Klassiker."

Von Sigrid Fischer | 09.12.2014
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    Michael Kessler schlüpft in die Rolle von Prominenten. (picture alliance / dpa / Swen Pförtner)
    Mein Name ist Michael Kessler und mein Klassiker ist Jacques Tati.
    "Hulot - H - U - L - O - T - Hulot."
    Die Komik, die Komik, die Komik und der Blick auf die Menschen.
    "Bonjour - bonjour, ce n'est pas possible ...".
    Ein unglaublich scharfer Blick auf die Menschen, den er natürlich in seiner Zeit geworfen hat, in den 60er-Jahren, mit wunderbaren Filme wie "Mon Oncle" oder "Ferien des M. Hulot". Und auch ein Blick, den er ja immer in die Zukunft richtet, und das Jetzt mit der nahen Zukunft vergleicht.
    "Im Erdgeschoss sehen Sie interessante Neuigkeiten an unserm Stand ‚Quick and Living.'"
    "Voici le nouveau balai electrique, er hat zwei Schweinwerfer meine Damen, ich werde es Ihnen zeigen. Attention! Contact. Oooohhhh."
    "Die meisten Länder benutzen veraltete Methoden der Postzustellung. Nicht so die USA. Hier werden dem modernen Briefträger sogar Helikopter zur Verfügung gestellt."
    "Er hat meine eigene Komik extrem geprägt"
    Unfassbar witzig, toll! Ich hab zu Hause natürlich die DVD-Box mit all seinen Filmen und ich gucke die auch immer wieder. Und es gibt einen Theatermenschen in Frankreich, Jérôme Deschamps, der ein bisschen in dieser Richtung Theater macht. Und da flipp ich einfach aus, das ist einfach - das ist einfach - das braucht gar nicht so viel Sprache, das läuft ganz viel über Geräusche, die er auch immer wahrgenommen hat und das find ich großartig.
    Er hat meine eigene Komik extrem geprägt, ganz klar. So wie das aber auch zum Beispiel Loriot getan hat. Also diese feine Beobachtung, das ist etwas, das mag ich halt auch, ich beobachte auch viel und das schätze ich bei den beiden extrem.
    "Vielleicht fühlen Sie, was ich meine, Hildegard." - "Sie haben da was am Mund." - "Isses weg?" -"Ja."
    Man lernt unheimlich viel über Timing und wie eine Pointe, ein Witz gebaut ist. Das genaue Hinsehen und Hinhören und merken, in dieser für andere vielleicht alltägliche Situation, liegt eine große Komik.
    "Mein absoluter Lieblingsfilm"
    "Es ist schließlich nicht meine Schuld, wenn Ihre Ziege das Telegramm auffrisst, oder? Was soll ich jetzt machen? Ich werde Ihretwegen meine Stelle bei der Post verlieren."
    "Mon Oncle" ist, glaub ich, schon mein absoluter Lieblingsfilm.
    "Monsieur Hulot!"
    "Mon Oncle", da ist ein kleiner Junge, der hat einen Onkel, das ist der Jacques Tati, der lebt in einem alten Teil von Paris, in einem Viertel, das immer mehr verfällt, weil neue Häuser gebaut werden. Seine Papa und Mama die leben in einem modernen Haus, mit ganz vielen technischen Geräten, hochmodern. Völlig steril, wo sich der Junge überhaupt nicht wohlfühlt, und deshalb geht der immer zum Onkel, da sind dann die Hunde, da wird Pfannkuchen gegessen, da ist es ein bisschen schmutzig. Da vergleicht er eben eine aussterbende Welt mit einer technisierten, die sich in den 60er-Jahren immer mehr ausbreitete. Also diese Kombination aus Charme und Humor, intelligentem Humor, das find ich einfach einmalig.
    "Oooh, Monsieur Hulot." - "Au revoir."
    Unfassbar witzig. Toll.