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Mein Klassiker
Philipp Walulis über den "Disney Club"

Mit der Show "Walulis sieht fern" in EinsPlus parodiert er nicht nur das Elend dessen, was uns das Fernsehen bietet, er analysiert es auch. Auch in Druckform seziert er die Tiefen und Untiefen des TV: "Fernsehen, jetzt auch als Buch - das Beste aus der Glotze" - ist eine Achterbahnfahrt durch die deutsche Fernseh-Landschaft. Dabei erinnert er sich auch an seine Anfänge als Kind vor der Glotze.

Von Silke Hahne | 02.06.2015
    Der TV-Moderator Philipp Walulis, bekannt durch seine Satiresendung "Walulis sieht fern" aufgenommen am 16.09.2012 in Köln.
    Der TV-Moderator Philipp Walulis (Horst Galuschka / dpa)
    "Ich glaube der Albtraum jeglicher Eltern: Ich habe ferngesehen, Süßigkeiten gegessen und lag im Schlafanzug halb auf der Couch flätzend.
    Mein Name ist Philipp Walulis. Ich bin Fernsehmoderator, Satiriker und Buchautor. Und mein Klassiker ist der Disney Club."
    "Viel Spaß mit Antje, Stefan und Ralf und mit den lustigen Trickfilmgeschichten."
    Der lief früher, ich glaube 1990 bis '95, '96, in der ARD, am Sonntag in der Früh.
    "Darkwing Duck stolpert auf einer Fitnessfarm in ein neues Abenteuer!"
    Und der bestand aus einer Aneinanderreihung von Disney-Serien. Da waren zum Beispiel die Ducktales dabei mit Dagobert Duck, Donald Duck, wo ich mich noch sehr gerne dran erinnere. Und das Ganze wurde moderiert oder zusammengebunden von drei Moderatoren. Das war Stefan Pinnow, Ralf Bauer und Antje Pieper.
    "Viel Spaß mit Antje, Stefan und Ralf."
    Und die hatten in einer extrem Disney-kitschigen, mit Leuchtgiftfarben angemalten Wunderwelt hatten die noch immer so 30 bis 40 Kinder zu Gast.
    "Was habt ihr heute vorbereitet? Antje? Ralf? Zeigt mir das mal!"
    Der "Disney Club" war schon an der Grenze des bösen Kulturimperialismus. Da kamen ja all die amerikanischen Serien, die auch dann ein sehr leistungsorientiertes und ‚keiner hilft dir, außer dir selber'- Ideal verbreitet haben. Also Dagobert Duck hätte nie Sozialhilfe in Anspruch genommen oder vom Staat irgendetwas gefordert."
    "So, und damit kommen wir, wie immer, zu unserer heutigen Rätselfrage."
    Der Klassiker ist es einfach, weil ich, ich glaube mindestens fünf Jahre lang zu diesem "Disney Club" aufgestanden bin. Der lief dann immer um zehn Uhr in der Früh oder halb zehn. Und meine Eltern haben dann noch geschlafen, so dass ich eben runtergehen konnte, Fernseher an und hab mir aber auch lauter Süßigkeiten reingestellt und ein Büffet gebaut aus verschiedenen Schokoladen, Götterspeise war immer dabei.
    Und es ging dann sogar so weit, dass irgendwann wir mal mit der ganzen Klasse zum "Disney Club" gefahren sind. Weil der wurde in den Bavaria Filmstudios aufgezeichnet. Und ich bin in einem 3000-Kühe-Kaff in Oberbayern aufgewachsen, da war das in der Nähe. Und das war natürlich ein riesengroßes Erlebnis, da mal so Stefan Pinnow und Antje Pieper nah zu erleben. Ja, ich möchte so weit gehen zu sagen, dass ich in Antje Pieper zumindest leicht verliebt war."