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Mein Klassiker - Studio Braun
"Heino Jaeger war der wichtigste Humor-Pionier Deutschlands"

Anarchischer Humor – das ist das Merkenzeichen des umtriebigen Hamburger Comedy-Trios Studio Braun. Nach Ihrem Klassiker und Vorbild gefragt, nennen Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger unisono einen Namen: Heino Jaeger.

Von Knut Benzner | 01.11.2016
    Die Künstler des Trios "Studio Braun", Rocko Schamoni (bürgerlich Tobias Albrecht), Jacques Palminger (bürgerlich Heinrich Ebber) und Heinz Strunk (bürgerlich Mathias Halfpape) posieren am 13.09.2016 in Hamburg mit ihrem neuen Buch "Drei Farben Braun - Das Studio Braun Buch"
    Die Künstler des Trios "Studio Braun", Rocko Schamoni, Jacques Palminger und Heinz Strunk (picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    "Mein Name ist Jacques Palminger, ich bin Gründungsmitglied der Gruppe Studio Braun und mein Lieblingsbuch heißt: 'Man glaubt es nicht', ein Buch über Heino Jaeger."
    "Äh,äh, fast ähnliches könnte man, äh, man könnte das g genauso sagen, außer dass, man muss den Namen austauschen, also mein Name ist Heinz Strunk und er ganze Rest ist der wie von Jacques Palminger."
    "Guten Tach, mein Name ist Rocko Schamoni, ich bin der Chef von Studio Braun, und äh mein Lieblingsbuch ist auch das gleiche wie von den beiden anderen, von den beiden Angestellten, es ist rausgebracht worden von Joska Pintschovius, wollte ich noch erwähnen dazu."
    "Er war vielseitig begabt"
    Unter Deutschlands Städten erfreut sich Hamburg besonderer Beliebtheit. Kaufmannsgeist beherrscht die Stadt, Handel und Wandel, wie man zu sagen pflegt, geht vor Bildung und Kunst, denn für den Kaffeehandel bedurfte es keiner geisteswissenschaftlichen Höhenflüge. Wirtschaftliche Expansion geht vor Tradition, Althergebrachtes wird beseitigt, wenn es hemmend die Zukunft belastet.
    Jacques Palminger: "Ähm, Joska Pintschovius hat seinerzeit im Museum gearbeitet und hatte einen Kollegen namentlich Heino Jaeger und Heino Jager fiel ihm auf, weil er vielseitig begabt war, sie haben sich angefreundet und Heino Jaeger ist dann unter den Augen und mit Hilfe von Joska Pintschovius zum größten deutschen Komiker geworden."
    Es gibt wohl kaum eine Stadt, die so rigoros Zeugnisse alter Baukultur eliminierte wie Hamburg. Welche Stadt devastierte schon ihren mittelalterlichen Dom oder opferte ein vom Bombenhagel verschontes frühneuzeitliches Hafenquartier einer Durchgangsstraße? Doch ein verlockendes Angebot des Hamburger Helms-Museums, die Grundlagenforschung für ein Freilichtmuseum zu übernehmen, brachte mich in diese Stadt.
    Heinz Strunk: "Er gilt als vielleicht wichtigster Humor-Pionier Deutschlands, auf den sich von Loriot bis Olli Dittrich alles beruft, was Rang und Namen hat und wir natürlich, da wir Rang und Namen haben, zählen dazu."
    Gesamtes Lebenswerk in einem Buch
    Der verdauungsbefördernde morgendliche Kaffee mit anschließendem Morgenschiss, die folgende Frühstückspause und, schließlich, die am späten Vormittag einsetzende erwartungsvolle Vorfreude auf das Mittagsmahl mit anschließender Kaffeerunde im Kollegenkreis bestimmen den Arbeitsalltag einer Behörde der "öffentlichen Hand", die sich nicht heftig, doch kontinuierlich rührt.
    Rocko Schamoni: "Die Lebensgeschichte von Heino Jaeger, also die Hauptschaffensphase, spielt zwischen den Endsechzigern und den mittleren achtziger Jahren, das Buch ist vor acht Jahren erschienen und beruft sich auf das gesamte Lebenswerk von Heino Jaeger."
    Hier unten im Keller hatten diese Leute etwas Animalisches, ja Rührendes, und doch war uns klar, dass sie nach dem Essen an ihre Schreibtische zurückkehrten, um dort als Büttel der Staatsmacht Bürger zu drangsalieren: bedrohliche Bescheide verfassten, Zwangsgelder festlegten, subalterne Macht zelebrierten. Vor allem versuchten wir Gespräche zu erhaschen, Alltagsgeschichten, Berichte aus dem Dienstgeschehen und private Nachrichten aus Heim und Familie aufzunehmen.
    Heinz Strunk: "Jaeger ist selbst 1998 in einem Alten- und Pflegeheim in Bad Oldesloe gestorben, er war, glaube ich dement, ne, er hat mehrmals seine Wohnung im Alkoholrausch in Brand gesetzt, hier auf St.Pauli."
    Rocko Schamoni: "Das ist das große Drama bei ihm, und deswegen pflegen wir das Denkmal noch so stark."
    Jacques Palminger: "Und ist dabei so brillant und so absurd und so komisch, dass wir einfach richtig doll begeistert sind. Heino Jaeger, 'Man glaubt es nich', herausgegeben von Joska Pintschovius."