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Deutsche Kampfflugzeuge in Israel
Emotionales Symbol der Zusammenarbeit

Internationale Übungen mit anderen Armeen sind für die Piloten der deutschen Luftwaffe Alltag. Aktuell sind deutsche Kampfjets jedoch in einer Region unterwegs, die für sie als besonders sensibel gilt: in Israel. 72 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg ist das für beide Seiten etwas besonderes.

Von Benjamin Hammer | 10.11.2017
    Ein deutscher Eurofighter startet vom israelischen Luftwaffenstützpunkt Uvda.
    Unscheinbar, aber historisch: Ein deutscher Eurofighter startet vom israelischen Luftwaffenstützpunkt Uvda. (Deutschlandradio / Benjamin Hammer  )
    Der Luftwaffenstützpunkt Uvda im Süden Israels. Vier Kampfjets vom Typ Eurofighter stehen an einer der Startbahnen. Was gleich passiert, nennen deutsche Diplomaten "historisch." Denn die Eurofighter und ihre Piloten kommen aus Deutschland. 72 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Holocaust sind zum ersten Mal Kampfflugzeuge der Luftwaffe in Israel.
    Die deutschen Eurofighter heben ab und steigen sehr schnell in die Höhe. Sie ändern ihren Kurs und rasen jetzt mit 650 Stundenkilometern am Stützpunkt vorbei. Unter ihnen: die gold-gelben Hügel der Negev-Wüste. Der Leiter des Geschwaders, in dem die Eurofighter fliegen, weiß, dass dies kein normaler Einsatz ist. Oberstleutnant Gero von Fritschen hat insgesamt 125 deutsche Soldaten mit nach Israel gebracht.
    Der Name "Luftwaffe" ist geblieben
    "Für uns ist es also eine große Ehre, hierherkommen zu dürfen. Und es ist schon auch ein besonderes Gefühl, zu den ersten zu gehören, die mit deutschen Kampfflugzeugen an einer Übung hier in Israel teilnehmen."
    Eine "Wehrmacht" gibt es in der Bundesrepublik nicht mehr. Die Armee des Landes heißt jetzt Bundeswehr. Der Name "Luftwaffe" ist jedoch geblieben. Genauso wie das Eiserne Kreuz, das auf den Eurofightern prangt, die in diesen Tagen durch Israel fliegen. Die Vertreter von Außen- und Verteidigungsministerium, so ist zu hören, haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sechs deutsche Kampfjets samt Besatzung nach Israel zu schicken.
    Geschwaderkommandeur Oberstleutnant Gero von Fritschen.
    Geschwaderkommandeur Oberstleutnant Gero von Fritschen. (Deutschlandradio / Benjamin Hammer )
    Insgesamt acht Nationen sind bei der Übung "Blue Flag" in Israel vertreten. Neben Deutschland sind zum Beispiel die USA, Frankreich und Italien zu Gast. Nur wenige Minuten nach dem Start der deutschen Eurofighter steigen F15-Jets der Israelis in die Luft. Auf ihnen prangt kein eisernes Kreuz, sondern der Davidstern. Itamar, ein Pilot der Israelis, ist der Kommandeur des Stützpunktes Uvda. Als wir ihn fragen, welche Bedeutung das Wort "Luftwaffe" für ihn hat, wird er kurz nachdenklich. Und dann sagt er.
    "Jede Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel ist emotional. Und das gilt auch für dieses Projekt. Ich war dabei, als die sechs Eurofighter in unsere Hangars rollten. Das hat in mir gearbeitet. Die Vergangenheit können wir nicht auslöschen. Aber wir schauen nach vorne. Und das Verhältnis unserer Luftwaffen basiert auf Vertrauen."
    Zusammenarbeit schon seit Jahrzehnten
    Die Armeen Deutschlands und Israels arbeiten seit Jahrzehnten zusammen. Viele Jahre lang machten sie das im Verborgenen. Bereits in den 50er-Jahren lieferte Deutschland Waffen an den jungen Staat Israel. Heute gilt Israel als engster Verbündeter der Deutschen außerhalb der NATO. "Blue Flag" soll die Nähe zu Deutschland und weiteren Nationen demonstrieren. Die Israelis sprechen von "Diplomatie in der Luft".
    Geographisch ist Israel weitgehend isoliert. Und auch seine engsten Verbündeten kritisieren das Land für die Besatzung des Westjordanlandes. "Blue Flag" soll zeigen, dass die Allianzen beim Militär so eng sind wie nie. Die Deutschen bezeichnet Itamar, der Kommandeur von Uvda, als seine Freunde.
    "Schauen Sie, was vor 70 Jahren geschah. Und schauen Sie, was heute geschieht. Das ist doch ein Grund, optimistisch zu sein."
    Ein Pilot der Gastnationen sollte zu Beginn der Übung eine Rede halten. Nur einer. Die Israelis entschieden sich für einen Piloten aus Deutschland.